: Corona-Tests: "Konnten wir uns nicht leisten"
30.06.2022 | 09:25 Uhr
Trotz steigender Inzidenzen sind Corona-"Bürgertests" ab heute nicht mehr kostenlos. Minister Lauterbach sagte im ZDF, das hätte man sich nicht mehr leisten können.
"Ich hätte sie gerne komplett kostenlos angeboten, das konnten wir uns aber nicht mehr leisten", so Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zur neuen Coronavirus-Testverordnung.
30.06.2022 | 06:09 minFür einen Corona-Schnelltest müssen die meisten Menschen jetzt selbst zahlen. Kostenlose "Bürgertests" an Teststellen oder in Apotheken gibt es ab diesem Donnerstag nur noch für
- Risikogruppen,
- Menschen, die mit besonders gefährdeten Gruppen zu tun haben und
- diejenigen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können.
Das sieht eine neue Testverordnung des Bundesgesundheitsministeriums vor.
Lauterbach: Wirtschaftlich nicht in der Lage
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatten sich in der vergangenen Woche darauf verständigt, die "Bürgertests" deutlich einzuschränken. Es gibt sie - mit kurzer Unterbrechung im vergangenen Herbst - seit dem Frühjahr 2021. Lauterbach zufolge lagen die Ausgaben dafür zuletzt bei etwa einer Milliarde Euro pro Monat.
Im ZDF-Morgenmagazin betont Lauterbach nach wie vor, dass er Corona-Tests "wertvoll" und "wichtig" finde. Mit Blick auf den bevorstehenden "schweren Herbst", sei man wirtschaftlich aber nicht in der Lage dazu, die Ausgaben für Tests zu stemmen.
Ich hätte sie gerne weiter komplett kostenlos angeboten, das konnten wir uns aber nicht mehr leisten.
Trotz der steigenden Corona-Inzidenz bekommen die meisten Menschen ab heute keine kostenlosen Bürgertest mehr. Bundesgesundheitsminister Lauterbach verteidigt die neuen Test-Regeln.
30.06.2022 | 01:41 minKostenlose Tests für die eingeschränkte Personengruppe
Deshalb habe man sich auf diejenigen beschränkt, "die den Test benötigen", sagt Lauterbach.
Künftig haben etwa noch Frauen im ersten Schwangerschaftsdrittel Anspruch auf einen Gratistest, Kinder bis fünf Jahren, Haushaltsangehörige von Infizierten, pflegende Angehörige, Menschen mit Behinderung und deren Betreuer oder Bewohner und Besucher von Pflegeheimen, Kliniken oder Einrichtungen für Menschen mit Behinderung.
Es kann nicht alles auf Dauer vom Bund gezahlt werden, weil unsere Möglichkeiten an Grenzen gekommen sind.
Drei Euro Zuzahlung für alle anderen
Für Tests anlässlich von Familienfeiern, Konzerten und anderen Innenveranstaltungen werden drei Euro Zuzahlung fällig. Das gilt auch bei roter Corona-Warnapp oder vor privaten Treffen mit Menschen ab 60 oder mit Vorerkrankung außerhalb von Kliniken oder Pflegeeinrichtungen.
Wer einen solchen Test will, muss unterschreiben, dass er zu diesem Zweck gemacht wird. Missbrauch soll demnach eingeschränkt werden, sagt Lauterbach. Dabei sei man auf die Ehrlichkeit der Bürger angewiesen.
Es gibt immer die Möglichkeit des Betrugs.
Die Corona-Zahlen sind zuletzt wieder gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Donnerstag mit 668,6 an. Am Vortag hatte der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 646,3 gelegen.
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Untererfassung bei Corona-Zahlen
Allerdings liefert die Inzidenz kein vollständiges Bild der Infektionslage. Experten gehen von einer Untererfassung der Zahlen aus, weil nur positive PCR-Tests in der Statistik zählen und nicht alle einen PCR-Test machen.
Wie es mit Tests und anderen Corona-Maßnahmen im Herbst weitergehen könnte, dürfte auch von einem mit Spannung erwarteten Gutachten abhängen, das am Freitag in Berlin vorgelegt werden soll. Ein Sachverständigenrat sollte die bisherigen Schutzmaßnahmen begutachten und bewerten.
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Konsequenzen für den Herbst
Aus den Ergebnissen des Berichts wolle man anschließend "so schnell wie möglich" Konsequenzen für die Maßnahmen im kommenden Herbst ziehen, hatte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Mittwoch gesagt.
Die noch gültigen Corona-Bestimmungen im Infektionsschutzgesetz - etwa Maskenpflichten in Bus und Bahn - laufen am 23. September aus. Eckpunkte für das weitere Vorgehen sollen laut Ministeriumssprechers vor der parlamentarischen Sommerpause vorgestellt werden.
Quelle: ZDF, dpa