FAQ

: Wo bleiben die neuen Omikron-Impfstoffe?

von Michael Claus
23.03.2022 | 16:06 Uhr
Die Infektionszahlen erreichen derzeit Höchstwerte. Neue, auf Omikron angepasste Impfstoffe von Biontech und Moderna könnten helfen, doch sie lassen auf sich warten.
Biontech und Moderna arbeiten an neuen Impfstoffen speziell für die Omikron-VarianteQuelle: dpa
Nachdem die Corona-Zahlen noch vor wenigen Wochen rückläufig waren, steigen sie nun auf neue Höchstwerte in Deutschland. Am Freitag überschritt die Corona-Inzidenz erstmals den Wert von 1.700 pro 100.000 Einwohner. Bei den Infektionen handelt es sich fast ausschließlich um die Omikron-Variante, inklusive der neueren Subvariante BA.2, die laut RKI bereits für mehr als die Hälfte der Infektionen in Deutschland verantwortlich ist. Die Hersteller Biontech und Moderna arbeiten an speziellen Impfstoffen.
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Warum werden neue Corona-Impfstoffe entwickelt?

Die derzeit verwendeten Coronavirus-Impfstoffe verschiedener Hersteller wurden ursprünglich gegen den sogenannten Wildtyp von Sars-CoV-2 entwickelt, der Ende 2019 zuerst in China entdeckt worden war. Während die seit dem Jahreswechsel 2020/2021 eingesetzten Mittel auch gegen kursierende Mutanten wie Alpha oder Delta ihre Wirkung zeigten, sieht es bei Omikron anders aus - vor allem, was den Schutz vor Ansteckungen betrifft.
Die Omikron-Variante wurde im November 2021 aus Südafrika gemeldet. Laut Robert -Koch-Institut (RKI) hat sie eine ungewöhnlich hohe Zahl an Mutationen im sogenannten Spike-Protein, einem Baustein des Virus. Einige der Mutationen sind relevant etwa mit Blick auf die Übertragbarkeit und die Fähigkeit, einen schon bestehenden Schutz durch Impfung oder überstandene Infektion zu umgehen. Gleichzeitig gehen Experten davon aus, dass die Variante im Mittel mildere Krankheitsverläufe verursacht als die davor dominierende Variante Delta.
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Kommt ein Omikron-Booster nicht zu spät?

Entscheidend ist, wie sich das Virus in den kommenden Monaten weiterentwickelt. Laut Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gebe es für den Herbst vier mögliche Szenarien. Diese wurden von renommierten britischen Forscherinnen und Forschern aufgestellt.
  • ein Vorherrschen von Omikron wie derzeit
  • die Verbreitung eines gefährlicheren Omikron-Typs
  • die erneute Verbreitung der Delta-Variante
  • eine neue Variante mit Omikron- und Delta-Eigenschaften
Die Experten gehen also davon aus, dass auch weitere Mutationen die Eigenschaften von Omikron beibehalten könnten. Ein angepasster Impfstoff erscheint also sinnvoll.

Dauerschleife Corona: Die Virus-Variante Omikron hat Deutschland seit Anfang 2022 im Griff. Zwei Jahre Pandemie offenbaren klare strukturelle Schwächen, aber auch Fehler in der Politik.

23.02.2022 | 44:02 min

Wann kommen die neuen Omikron-Impfstoffe?

Biontech hat sich darauf eingestellt, seinen auf die Omikron-Variante angepassten Impfstoff ab Ende März ausliefern zu können. "Logistisch können wir dies umsetzen", sagte eine Biontech-Sprecherin. Allerdings müssten erst alle Anforderungen der Behörden erfüllt werden.
Die europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) habe unter anderem klinische Studiendaten angefragt, die erst Ende April oder Anfang Mai vorliegen werden. Eine Zulassung des Omikron-Impfstoffes kann also über den Mai hinaus dauern. In der Studie wird auch untersucht, inwiefern der neue Impfstoff bei Ungeimpften und bereits mehrfach Geimpften unterschiedlich wirkt.
Der US-Hersteller Moderna geht davon aus, dass sein Omikron-Impfstoff nicht vor August auf den Markt kommt. In einer klinischen Studie untersucht Moderna sowohl ein auf die neue Variante zugeschnittenes Vakzin, als auch einen kombinierten Booster-Impfstoff. Dieser besteht aus dem ursprünglichen Moderna-Impfstoff und dem auf Omikron zugeschnittenen.
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Wie viel wirksamer sind die Omikron-Impfstoffe?

Das ist momentan noch schwer zu sagen. Bei einer US-Studie mit Makaken kam heraus, dass die Booster-Wirkung einer dritten Impfung mit dem Moderna-Vakzin gleich gut wie die mit einem für Omikron angepassten Impfstoff wirkt. Daraus ließen sich für Menschen aber noch keine konkreten Schlüsse ziehen, sagte Virologe Christian Drosten im Podcast "Corona Virus Update".
Auch Biontech kann auf Basis seiner Studie noch nichts konkretes zur Wirksamkeit seines angepassten Impfstoffes sagen: "Sobald Daten vorliegen, die eine Zulassung unterstützen, reichen wir diese bei den Behörden ein und können darauf basierend auch Aussagen zur Wirksamkeit treffen," teilte das Unternehmen auf ZDF-Nachfrage mit.

Macht eine vierte Impfung überhaupt Sinn?

Bislang lässt sich diese Frage nur für die aktuell verfügbaren Impfstoffe beantworten.
Forscher der Universität Marburg kamen zu dem Ergebnis, dass die vierte Impfung bei älteren Menschen und medizinischem Personal sinnvoll sei. Ältere Menschen, vor allem ab 80 Jahren, bräuchten mehr Impfungen, um eine gute Immunantwort aufzubauen. Bei medizinischem Personal sei die Gefahr einer Ansteckung durch den häufigen Patientenkontakt besonders hoch. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Viertimpfung deshalb für diese beiden Gruppen.
Bei jungen und gesunden Erwachsenen hat die vierte Dosis einer israelischen Studie zufolge hingegen nur "geringfügigen Nutzen". Die vierte Dosis erhöhe zwar die Anzahl der neutralisierenden Antikörper, die ein Eindringen des Coronavirus in die Zellen verhindern. Die Werte waren dabei aber mit den Werten kurz nach der dritten Dosis vergleichbar und gingen nicht darüber hinaus.
"Die Daten der israelischen Studie deuten darauf hin, dass eine zusätzliche Auffrischungsimpfung mit unserem aktuellen Covid-19-Impfstoff die Antikörpertiter wieder auf den Stand nach der dritten Dosis erhöhen kann.
Biontech-Sprecherin
Eine vierte Impfung könne aber trotzdem sinnvoll sein, wenn die Antikörper aus den ersten drei Impfdosen, schon deutlich abgesunken seien, sagt Virologe Christian Drosten.
Wenn es schon lange her ist und ich kriege dann eine Update-Impfung, dann kann es sein, dass das Update eine ganz starke Richtungswirkung hat.
Christian Drosten, Virologe
Ob wiederholtes Boostern wirklich der beste Weg ist, ist jedoch unklar. Endloses Auffrischen, nur um die Antikörper-Level dauerhaft hoch zu halten, sei "keine funktionierende Gesundheitsstrategie", sagt der Impfexperte Paul Offit von der Kinderklinik in Philadelphia.
Dass das Coronavirus nicht verschwinden wird, ist klar. Die Wissenschaft arbeitet deshalb an umfassenden Impfstoffen, die vor mehr als einem Virustyp schützen sollen. Doch das wird Jahre dauern, wie der oberste US-Virologe Anthony Fauci betont.
Quelle: dpa, Reuters, AFP, Biontech, Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V.

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