FAQ
: Neue Teststrategie - und viele offene Fragen
25.01.2022 | 09:26 Uhr
PCR-Tests gelten beim Corona-Nachweis als absolut sicher - doch angesichts explodierender Zahlen werden sie knapp. Die neue Teststrategie lässt viele Fragen offen: ein Überblick.Die Bund-Länder-Vereinbarung zur Änderung der Corona-Teststrategie hinterlässt viele offene Fragen und stößt auch auf Kritik. Der Vorwurf von Fachleuten, Verbänden und Oppositionspolitikern nach den Beschlüssen von Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder vom Montag: unausgegoren, in den Details unklar, womöglich zu leichtsinnig.
Kritik und offene Fragen zu den Beschlüssen - hier im Überblick:
Was sagen die Labore dazu?
Der Verband der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) rief die Politik zu Gesprächen über die angestrebte Ausweitung der PCR-Testkapazitäten auf. "Wir müssten wissen, um wie viel die Kapazität erhöht werden soll und in welchem Zeitraum", sagte der Vorsitzende Michael Müller.
Es gehe um Geräte, um Mitarbeiter und auch die Frage, was passiere, wenn die höhere Kapazität aufgebaut und dann im Zweifel nicht benötigt werde. Beim Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) erklärte er:
Wir können die Kapazitäten nicht beliebig von heute auf morgen ausbauen.
Der Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Laborärzte, Andreas Bobrowski, sagte der "Welt", der Mangel an Laborpersonal lasse sich vorerst auch nicht beheben.
Gibt es PCR-Alternativen?
Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Janosch Dahmen, hat bereits vorgeschlagen, PCR-Tests künftig im Pool-Verfahren auszuwerten. Deutschland hinke wegen seiner Strategie der Einzelauswertung anderen Staaten hinterher, sagte er der "Welt". Beim Pool-Verfahren werden mehrere Proben gleichzeitig geprüft, wenn der Befund positiv ist, werden alle Tests nochmal einzeln ausgewertet. Das bindet weniger Kapazitäten.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte dazu in der ARD mit Blick auf die Vorgängerregierung: "Dieses Verfahren ist vor einem Jahr nicht vorbereitet worden, darum können wir darauf jetzt nicht zurückgreifen."
Der Deutsche Städtetag schlug vor, zur Erweiterung der PCR-Kapazitäten auf sogenannte POC-PCR-Tests zu setzen, die ohne Labor auskommen und schnelle Ergebnisse liefern sollen. "Dafür müsste dann aber auch die Finanzierung für diese Tests verbessert werden", sagte Städtetagspräsident Markus Lewe.

Omikron sorgt für steigende Inzidenzen, PCR-Tests fallen für viele weg. Dr. Christoph Specht ordnet ein.
24.01.2022 | 02:45 minSind Schnelltests denn ausreichend sicher?
Gesundheitsminister Lauterbach sagte: "Wenn zwei Antigentests hintereinander positiv sind, dann ist das fast so sicher wie ein PCR-Test." Es komme nur "ganz selten" vor, dass sie ein falsches Ergebnis lieferten.
Laborärzte-Vertreter Müller sieht das anders: "Antigen-Schnelltests bieten zum Freitesten nicht genügend Sicherheit. Wir sehen in unserem Laboralltag zu viele falsche Schnelltestergebnisse und empfehlen daher das konsequente Freitesten im PCR-Verfahren."
Auch der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb liegt auf dieser Linie. "Es ist problematisch, dass sich Klinik- und Pflegepersonal in Zukunft mit einem Antigentest nach sieben Tage freitesten kann", sagte er dem RND.
Was sagt die Opposition?
Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus besteht sogar für alle Bürger auf PCR-Testmöglichkeiten, trotz der Engpässe. Er forderte in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe:
Alle Bürger müssen bei Corona-Verdacht oder Infektion, aber auch nach überstandener Corona-Infektion die Möglichkeit haben, durch einen PCR-Test Gewissheit zu bekommen.
Für Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch ist die neue Teststrategie "kein Durchbruch zur wirksamen Bekämpfung der Pandemie, sondern ein einziges Kommunikationschaos", wie er den Funke-Zeitungen sagte.
Quelle: dpa