: USA: "Wollen keinen bewaffneten Konflikt"

16.03.2023 | 06:50 Uhr
Zwischenfälle kämen vor, heißt es in Washington, die USA wollten keine Eskalation. Hinter dem Drohnen-Vorfall stecke wohl keine russische Absicht - eher Inkompetenz.
Nach dem militärischen Zwischenfall über dem Schwarzen Meer wollen die USA nach Worten von US-Generalstabschef Mark Milley keine Eskalation. Auf die Frage, ob es sich bei dem Vorfall um einen kriegerischen Akt handele, sagte er:
Zwischenfälle kommen vor. Und wir wollen eindeutig keinen bewaffneten Konflikt mit Russland.
Mark Milley, US-Generalstabschef
Auch aus dem US-Außenministerium kommen deeskalierende Worte: Der Absturz der Überwachungsdrohne sei wahrscheinlich keine Absicht der Piloten gewesen. Die plausibelste Erklärung sei, dass es ohne Absicht zu dem Zwischenfall gekommen sei, sagte Ministeriumssprecher Ned Price dem Sender MSNBC. Vermutlich sei einer der russischen Piloten sehr inkompetent.

Was passiert war

Eine unbemannte US-Militärdrohne vom Typ MQ-9 Reaper war nach Angaben des US-Militärs am Dienstag über dem Schwarzen Meer mit einem russischen Kampfjet kollidiert und danach abgestürzt. Die Amerikaner gaben den Russen zuerst die Schuld für den Vorfall, Moskau wies das von sich und erhob seinerseits Vorwürfe gegen Washington.
Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats in den USA, John Kirby, warf Russland zunächst vor, es habe versucht, die Drohne abzufangen, obwohl solche Flüge über dem Schwarzen Meer immer wieder vorkämen. Auch hätten die Russen wiederholt versucht, Drohnen abzufangen. Das erhöhe die Gefahr von Missverständnissen und Fehlkalkulationen.
Nach US-Angaben geschah dies in internationalem Luftraum. Ein russischer Su-27-Kampfjet habe den Propeller der Drohne getroffen, die das Militär daraufhin zum Absturz gebracht habe.

Moskau: Drohne nicht berührt

Russland sprach dagegen von einem scharfen Manöver der Drohne, das zu ihrem Absturz geführt habe. Die russischen Maschinen hätten die Drohne nicht berührt und auch keine Waffen eingesetzt. Der Vorfall zeige, dass die USA in den Krieg in der Ukraine verwickelt seien, sagte der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats Nikolai Patruschew.
Nach dem Zwischenfall will Russland die Trümmer der Drohne bergen. Er hoffe "natürlich auf einen Erfolg", sagte Patruschew. Der russische Auslandsgeheimdienstchef Sergej Naryschkin versicherte, Russland sei dazu in der Lage. US-Sicherheitsratssprecher Kirby zufolge wurde die Drohne noch nicht geborgen. Auch sei offen, ob dies jemals geschehen werde.

Milley: Drohne hat keinen Wert mehr

US-Generalstabschef Milley sagte, die abgestürzte Drohne habe vermutlich keinen Wert mehr. Es gebe "offen gesagt wahrscheinlich nicht viel zu bergen". Die USA hätten mit Blick auf die von der Drohne gesammelten Informationen "wie in solchen Fällen üblich Maßnahmen der Schadensbegrenzung" ergriffen. Man sei sich sicher, dass was auch immer von Wert gewesen sei keinen Wert mehr habe.
"Fest steht, dass die USA ganz offenbar die Daten innerhalb dieser Drohne gelöscht haben und auch die Elektronik zerstört haben, sodass eine Bergung gar nicht so viel Sinn macht für Russland", erklärt ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen in Washington. Wenn Russland das trotzdem versuchen würde und auch erfolgreich wäre, würde das ein Signal senden, so Theveßen.
Denn es ist internationales Gewässer, US-Eigentum, und da müsste man sich wahrscheinlich auf weitere Provokationen in den nächsten Wochen einrichten - zumal die USA weiter Drohnen in die Region entsenden werden.
Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent

Verteidigungsminister der USA und Russlands sprechen über Drohne

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin versicherte, die USA würden überall dort weiter fliegen, wo internationales Recht dies zulasse. Der Zwischenfall zeige ein "Muster aggressiver, riskanter und unsicherer Aktionen russischer Piloten in internationalem Luftraum". Austin sagte, er habe mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Schoigu über den Absturz der Drohne gesprochen.
Wie ich immer wieder gesagt habe, ist es wichtig, dass große Mächte Vorbilder für Transparenz und Kommunikation sind.
Lloyd Austin, US-Verteidigungsminister
Abfangmanöver zwischen russischen und Flugzeugen der Nato-Staaten sind nicht ungewöhnlich. Vor der Invasion in der Ukraine waren Nato-Flugzeuge pro Jahr in durchschnittlich 400 Abfangvorgänge mit russischen Flugzeugen verwickelt. Doch der Krieg hat die Bedeutung und die potenziellen Gefahren solcher Zwischenfälle erhöht.
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Quelle: AP, dpa

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