: Kabinett ermöglicht Preisweitergabe an Kunden

05.07.2022 | 15:23 Uhr
Russlands Gas-Lieferungen sind eingebrochen, noch ist die Versorgungslage gesichert. Für den Fall, dass Energiefirmen gerettet werden müssten, ändert die Regierung ein Gesetz.

Die Bundesregierung hat weitere Maßnahmen beschlossen, um gegen die Gasknappheit einzugreifen. Gasversorger können damit zur Not die immer höheren Einkaufspreise weitergeben.

05.07.2022 | 01:47 min
Die Bundesregierung hat ein neues Instrument beschlossen, damit starke Preissprünge auf dem Gasmarkt an die Kunden weitergeben werden können. Das soll aber möglichst verhindert werden. Deswegen wurden Voraussetzungen geschaffen, damit der Staat angeschlagene Energieunternehmen mit staatlichen Hilfen retten kann.

Habeck: Gut vorbereiten auf Ernstfall

Das Kabinett brachte in einem schriftlichen Umlaufverfahren entsprechende Gesetzesänderungen auf den Weg, wie das Wirtschaftsministerium am Dienstag mitteilte. Dazu gehört auch, dass der "Instrumentenkasten" für mögliche Maßnahmen zum Energiesparen erweitert wird. Bundestag und Bundesrat sollen am Freitag zustimmen, was als sicher gilt.
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erklärte:
Die Lage am Gasmarkt ist angespannt, und wir können eine Verschlechterung der Situation leider nicht ausschließen.
Robert Habeck, Wirtschaftsminister
"Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass sich die Lage zuspitzt", betonte er. Deshalb sollten Instrumente nachgeschärft werden.

Gegen steigende Gas- und Strompreise gibt es diverse Vorschläge - etwa einen Preisdeckel und einen Sparbonus. Was könnte das bringen - und was nicht?

04.07.2022
Es geht darum, alles zu tun, um auch im kommenden Winter die grundlegende Versorgung aufrechtzuerhalten und die Energiemärkte so lange es geht am Laufen zu halten, trotz hoher Preise und wachsender Risiken.
Robert Habeck, Wirtschaftsminister

Stabilisierungsmaßnahmen für Energieunternehmen haben oberste Priorität

Hintergrund ist die Drosselung russischer Gaslieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1. Dadurch geriet Deutschlands größter Importeur von russischem Erdgas, Uniper, in Turbulenzen und rief nach Staatshilfen.
Die Probleme könnten sich verschärfen. Am 11. Juli beginnen jährliche Wartungsarbeiten von Nord Stream 1, die in der Regel zehn Tage dauern. Die Sorge ist, dass Russland nach der Wartung den Gashahn nicht wieder aufdreht.
Uniper kann derzeit Mehrkosten beim Einkauf von Gas nicht an die Kunden weitergeben. Daraus entstünden signifikante finanzielle Belastungen, hatte das Unternehmen bekannt gegeben. Oberste Priorität sollen nun laut Ministerium Stabilisierungsmaßnahmen für Energieunternehmen haben - damit Preisanpassungsmechanismen nicht zum Einsatz kommen müssen.

Der Staat greift in den Gasmarkt ein: Beruhigt das die Wirtschaft oder macht es im Gegenteil sogar noch nervöser? ZDF-Börsenexpertin Valerie Haller mit einem Stimmungsbild.

05.07.2022 | 01:02 min

Habeck will "systemischen Effekt" verhindern

Das Energiesicherungsgesetz ermöglicht bereits ein "Preisanpassungsrecht". Es wird nun aber ein Umlagesystem als Option geschaffen, um Lasten gleichmäßiger auf alle Kunden verteilen zu können. Der bestehende Mechanismus ist laut Ministerium enger und hängt davon ab, welcher Importeur die Preise weiterreicht. Habeck sagte:
Wir werden nicht zulassen, dass wir einen systemischen Effekt im deutschen und europäischen Gasmarkt bekommen.
Robert Habeck, Wirtschaftsminister
Sonst wären andere Firmen auch betroffen und die Versorgungssicherheit könnte womöglich gefährdet werden.
Quelle: dpa, Reuters

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