: 123 "Ocean-Viking"-Migranten abgewiesen

18.11.2022 | 17:51 Uhr
Frankreich verweigert mehr als der Hälfte der Flüchtlinge der "Ocean Viking", die vor einer Woche in Toulon ankamen, die Einreise. 26 Minderjährige reisten auf eigene Faust weiter.
Vor einer Woche hatte Frankreich der "Ocean Viking" erlaubt, in Toulon anzulegen.Quelle: dpa
Eine Woche nach dem Einlaufen des Rettungsschiffs "Ocean Viking" in den französischen Hafen von Toulon hat Frankreich mehr als der Hälfte der Migranten offiziell abgewiesen.
Die Asylbehörde habe 123 Menschen, die sich in einer ad hoc eingerichteten "internationalen Wartezone" befinden, einen negativen Bescheid erteilt, teilte das französische Innenministerium mit. 26 von 44 minderjährigen Migranten von der "Ocean Viking" reisten einfach auf eigene Faust weiter, einige offenbar auch nach Deutschland.

Frankreich erlaubt 66 Migranten die Einreise

Die französische Asylbehörde genehmigte lediglich 66 Menschen die Einreise nach Frankreich. Von dort aus sollen sie auf elf europäische Länder verteilt werden, die sich zur Aufnahme bereit erklärt hatten, darunter auch Deutschland. Das Innenministerium äußerte sich nicht dazu, ob die 123 abgelehnten Flüchtlinge abgeschoben werden sollen.
Innenminister Gérald Darmanin hatte bereits vor einigen Tagen angekündigt, dass mindestens 44 der Migranten abgeschoben werden sollten. Er nannte keine Details zu ihren Herkunftsländern. Der Élysée warf Italien am Freitag erneut vor, dem Schiff keinen Hafen geöffnet zu haben. "Eine üble Geste", hieß es.

Migranten in "internationaler Wartezone"

Die Migranten halten sich derzeit in einem Feriendorf auf der südfranzösischen Halbinsel Giens auf, das sie nicht verlassen dürfen. Die Asylbehörde prüft dort, ob ein Asylantrag Aussicht auf Erfolg haben könnte. Die französische Regierung hatte das Feriendorf zur internationalen Wartezone erklärt, wodurch es offiziell nicht zum französischen Staatsgebiet zählt.
Die 44 Minderjährigen hingegen waren in einem Aufnahmezentrum untergebracht worden, das sie ungehindert verlassen konnten. Es sei absehbar gewesen, dass viele von ihnen weiterreisen würden, sagte Christophe Paquette, der Solidaritätsbeauftragte des Départements Var, der AFP.
Die meisten der Jugendlichen stammten aus Eritrea und wollten weiter zu Angehörigen oder Freunden nach Deutschland, in die Niederlande oder in die Schweiz.

Italien hatte Häfen für "Ocean Viking" gesperrt

Rechtspopulistische Politiker nutzten den Vorfall, um die Migrationspolitik der Regierung zu kritisieren. "Unsere Regierung ist vorgeführt worden durch das Abhauen der 26 'Minderjährigen' der Ocean Viking", schrieb Marine Le Pen, Fraktionsvorsitzende des rechtsgerichteten Rassemblement National, auf Twitter. "Die Franzosen sehen einmal mehr, dass alles außer Kontrolle geraten ist."
Nachdem Italien sich tagelang geweigert hatte, dem Schiff einen Hafen zuzuweisen, hatte Frankreich dem Schiff "ausnahmsweise" das Anlegen in Toulon gestattet. Der Umgang mit der "Ocean Viking" löste Streit zwischen Frankreich und Italien aus.

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