: Fridays for Future geht auf Habeck los
von K. Hofmann, D. Rzepka
20.06.2022 | 15:06 UhrDie Klimaaktivisten von "Fridays for Future" sind empört. Ausgerechnet der grüne Klimaschutzminister verkündet das Comeback der Kohle, um Gas zu sparen. Fridays for Future kritisiert, "dass die Bundesregierung sehenden Auges die Dörfer im Rheinland und damit die 1,5 Grad-Grenze aufgibt".
Tweet von "Fridays for Future"
Anders als von Habeck behauptet, führe der Wiedereinstieg in die Kohle eben nicht nur zu einem "leichten" CO2-Anstieg. Kohle sei besonders klimaschädlich, so Fridays for Future. Sprecherin Annika Rittmann sagt im ZDF, Habeck müsse statt Kohle die erneuerbaren Energien ausbauen. Sie kritisiert:
Wir dürfen auf keinen Fall den Kohleausstieg nach hinten verschieben.

Fridays for Future kritisiert den Plan Robert Habecks, Kohlekraftwerke zu reaktivieren. "Wir dürfen den Kohleausstieg nicht nach hinten verschieben", so Sprecherin Annika Rittmann.
19.06.2022 | 00:13 minFDP will auf Atomkraft setzen
Kritik an Habeck kommt auch vom eigenen Koalitionspartner. Es sei ja richtig, dass Gasspeicher zum Beispiel durch Kohleverstromung gefüllt werden müssten, so FDP-Generalsekretär Djir-Sarai. Allerdings hätte man diesen Schritt auch früher einleiten können, sagt er in Richtung Habeck:
Ich selbst hatte schon Anfang März darum gebeten, dass man viel früher tätig wird. Das ist an der Stelle versäumt worden. Das ist schade.
Djir-Sarai fordert Habeck auf, in Deutschland verstärkt auf Atomkraft zu setzen. "Wichtig ist, die drei verbliebenen Kernkraftwerke länger laufen zu lassen. Das ist ein Fakt, den der Wirtschaftsminister nicht ignorieren kann."
Er gehe davon aus, dass Habeck sein Konzept vervollständige. Denn: Nur auf Kohlekraftwerke zu setzen, greife zu kurz - auch vor dem Hintergrund der Klimadebatte.
Söder: Klimapolitischer Rückschritt der Grünen
Ähnlich äußert sich auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU): "Es gibt keine Argumente, außer ideologische Basta-Argumente, die Kernkraft nicht zu verlängern", sagt er am Montag in München. Dass Habeck einseitig nur auf Kohle setze, sei klimapolitisch "ein totaler Rückschritt, gerade für die Grünen".
Die SPD lehnt Laufzeitverlängerungen von Atomkraftwerken weiterhin ab, sagt Parteichef Lars Klingbeil. Damit deutet sich ein neuerlicher Streit in der Ampel an. Denn auch das von der FDP ins Gespräch gebrachte Fracking stößt bei der SPD auf Ablehnung.
Habeck hält an Kohleausstieg 2030 fest
Habeck selbst verteidigt sich am Montag. Sein Ministerium halte wie im Koalitionsvertrag vereinbart am Kohleausstieg idealerweise bis 2030 fest. Über einen Sprecher teilt Habeck mit:
Der Kohleausstieg 2030 wackelt überhaupt nicht. Es ist wichtiger denn je, dass er 2030 über die Bühne geht.
Das, was in den kommenden zwei Jahren durch die klimaschädliche Kohleverstromung mehr an CO2 entstehe, solle bis 2030 durch einen schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien kompensiert werden. Umweltverbänden wie Greenpeace reicht das aber nicht. Sie fordern den Kohleausstieg bereits vor 2030.