: Gressel: Ukraine erwarten harte Monate

19.03.2023 | 23:02 Uhr
Die Lage im Ukraine-Krieg scheint zuletzt festgefahren zu sein. Militärexperte Gressel erklärt, warum Russlands Frühjahrsoffensive stockt und ob Kiew nun zum Gegenschlag ausholt.

Sehen Sie hier das Interview mit Militärexperte Gustav Gressel in voller Länge.

19.03.2023
Obwohl die Kämpfe im Donbass und rund um Bachmut heftig geführt werden, scheint sich zuletzt wenig an der Gesamtsituation im Ukraine-Krieg zu verändern.
Warum Russlands Frühjahrsoffensive stockt, ob Kiew zum Gegenschlag ausholen kann und welche Bedeutung Kampfjet-Lieferungen von Nato-Staaten für die ukrainische Luftverteidigung haben, erklärt Militärexperte Gustav Gressel im ZDF heute journal.
Sehen Sie oben das ganze Interview im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Gustav Gressel ...

... zur fehlenden Durchschlagskraft der russischen Frühjahrsoffensive:

Die Bilder, die man derzeit von der russischen Frühjahrsoffensive sieht, sind laut dem Militärexperten Gressel nicht die, die man im Vorfeld erwartet hat. Zwar sei die Front im Donbass nicht "ganz statisch", doch die vom Kreml angeordnete Offensive sei auf kleine Abschnitte begrenzt.
Als Grund dafür sieht Gressel die vorherigen Verluste der russischen Truppen in ihrem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Russlands Armee sei bereits größtenteils in der "ersten Runde" des Krieges geschlagen worden "und kämpft jetzt mit Reservisten, mit Offizieren, die die Ausbildung sehr schnell durchlaufen haben müssen, um irgendwie an die Front zu kommen". Diese Unerfahrenheit spiegele sich auch bei den aktuellen russischen Angriffsversuchen wider, sagt Gressel.

... dazu, ob die Ukraine in der Lage ist, eine Gegenoffensive zu starten:

Trotzdem sei eine ukrainische Gegenoffensive derzeit nicht absehbar. Zunächst müsse Kiew Russlands Angriffe abwehren und zu große Geländeverluste vermeiden. Schaffe man es, die Kreml-Truppen ausreichend zu schwächen, entstünden "Lücken in der russischen Front".
Wenn Reserven auf der russischen Seite verbraucht sind, dann hat die russische Führung Schwierigkeiten, einen Durchbruch noch mal abzufangen.
Gustav Gressel, Militärexperte
Das wäre dann der geeignete Zeitpunkt für eine gezielte Gegenoffensive der Ukraine, sagt Gressel. Er gibt aber zu bedenken, dass die Ukraine an der "etwa 80 Kilometer" langen Donbass-Front nahezu ein Drittel ihrer Armee einsetze, die sich ebenfalls abnutze. "Es werden wahrscheinlich noch zwei, drei harte Monate" für die Ukraine, sagt Gustav Gressel, dennoch spreche das "Abnutzungsverhältnis" insgesamt für Kiew.

... darüber, wie MiG-Kampfjets der Ukraine bei der Luftverteidigung helfen:

Die von den Nato-Ländern Polen und Slowakei angekündigten Lieferungen von MiG-29-Kampfjets dienten in erster Linie für die Luftverteidigung der Ukraine, erklärt der Militärexperte. So werde ein "nicht unerheblicher Teil der Drohnen und Marschflugkörper", die Russland auf zivile Infrastruktur richte, durch Kampfflieger abgeschossen.
Daher sei es wichtig, dass die Ukraine über genügend solcher "Jagdwaffen" verfüge, die einsatzfähig seien, sagt Gustav Gressel. Polen und die Slowakei versuchten dadurch US-Präsident Joe Biden zu zeigen, dass man Kiew auch Kampfjets liefern könne, ohne eine weitere Eskalation des Konflikts zu riskieren.
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Quelle: ZDF

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