: Frauen von Asow-Kämpfern fordern Freilassung

30.05.2022 | 22:11 Uhr
"Frauen aus Stahl" fordern Freilassung der Asow-Kämpfer, Gazprom stoppt Lieferungen an die Niederlande, heftige Kämpfe in Sjewjerodonezk. Die Lage an Tag 96.
Ukraine, Kiew: Die Ukrainerin Natalija Sarizka hat die Organisation "Frauen aus Stahl" gegründet.Quelle: Ulf Mauder/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Bundesregierung erleichtert Aufnahme von Kreml-Kritikern 
  • Ukrainische Behörden berichten über Offensive im Süden des Landes
  • Lawrow bezeichnet Einnahme des Donbass als "bedingungslose Priorität"
  • Sondertreffen der EU-Staats- und Regierungschefs zum Ukraine-Krieg

Anmerkung der Redaktion

Angaben zum Verlauf des Krieges oder zu Opferzahlen durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Seite können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Wir fassen für Sie im Folgenden die wichtigsten Entwicklungen zu Russlands Krieg gegen die Ukraine zusammen. Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

Während Präsident Selenskyj gestern zum ersten Mal seit Kriegsbeginn auf Besuchsfahrt außerhalb der Hauptstadt war, wurde in Kiew die Stadtgründung gefeiert.

30.05.2022 | 02:06 min

Die Lage an Tag 96:

  • Nach der Gefangennahme hunderter ukrainischer Kämpfer des Asow-Regiments in der Hafenstadt Mariupol haben die Schwestern, Ehefrauen und Mütter deren Freilassung gefordert. Die internationale Gemeinschaft solle alles dafür tun. Die Gruppe nennt sich in Anlehnung an das Stahlwerk "Frauen aus Stahl". Nach russischen Angaben kamen etwa 2.500 Kämpfer in Gefangenschaft. Unklar ist, wo sie festgehalten werden. Prorussische Separatisten im Gebiet Donezk hatten zuvor angekündigt, die Gefangenen als Kriegsverbrecher vor Gericht zu stellen.
Sie sind Helden und dürfen nicht in Vergessenheit geraten und müssen nach Hause zurückkehren.
Natalija Sarizka, Initiatorin der Organisation "Frauen aus Stahl"
  • Der russische Energiekonzern Gazprom stoppt nach Angaben des niederländischen Energieversorgers Gasterra seine Gaslieferungen an das Unternehmen. Hintergrund sei die Weigerung von Gasterra, Lieferungen in Rubel zu zahlen, teilte das Unternehmen am Montag in Groningen mit. Die Niederlande beziehen etwa 15 Prozent ihres Gasbedarfs aus Russland, etwa 6 Milliarden Kubikmeter im Jahr.
  • Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich vor dem EU-Gipfel in Brüssel zuversichtlich gezeigt, dass es zu einer Einigung im Streit über ein europäisches Öl-Embargo gegen Russland kommen kann. Es spreche alles dafür, "dass man sich zusammenfindet", sagte der SPD-Politiker am Montag. Ungarn blockiert bislang das geplante EU-Ölembargo, da es nach eigenen Angaben 65 Prozent seines Rohöls aus Russland bezieht.
Niemand kann vorhersagen, ob es dann tatsächlich der Fall sein wird. Aber alles, was ich höre, klingt danach, als ob es einen Konsens geben könnte.
Olaf Scholz (SPD), Bundeskanzler

Die EU diskutiert aktuell auf einem Sondergipfel über das sechste Sanktionspaket gegen Russland. Im Gespräch ist auch ein ÖL-Embargo, das bislang von Ungarn blockiert wird.

30.05.2022 | 01:57 min
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Europäische Union zu weiteren Sanktionen gegen Russland aufgerufen, um die "Kriegsmaschine" des Kremls zu stoppen. In einer zehnminütigen Videoansprache an den EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs am Montag in Brüssel erinnerte er an Gräueltaten in seinem Land und Gefechte, in denen auch Kinder und Zivilisten getötet würden, berichtete ein EU-Diplomat.
  • US-Präsident Joe Biden hat die Lieferung von Mehrfachraketenwerfern an die Ukraine ausgeschlossen, die Ziele in Russland erreichen könnten. Damit wendet sich der US-Präsident gegen die mehrfache Bitte der Regierung in Kiew, diese Waffensysteme zu erhalten.
Wir werden der Ukraine keine Raketensysteme liefern, die in Russland angreifen können
Joe Biden, Präsident der USA
  • Die Bundesregierung hat sich auf Regelungen für die unkomplizierte Aufnahme von Russinnen und Russen geeinigt, die in ihrem Heimatland als besonders gefährdet gelten. Der Krieg werde begleitet von Repressionen gegen Menschenrechtler und Oppositionelle, so Bundesinnenministerin Nancy Faeser gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Die SPD-Politikerin erklärte: "Wir bieten Russinnen und Russen, die verfolgt und bedroht werden, in Deutschland Schutz".
  • Der ukrainische Präsident Selenskyj hat nach eigenen Angaben den Dialog mit dem türkischen Staatspräsidenten fortgesetzt. Dabei ging es auch um die russische Blockade von Lebensmittel-Exporten. Auf Twitter teilte Selenskyj mit: "Wir haben die Bedrohung der Ernährungssicherheit durch den Aggressor und Möglichkeiten zur Freigabe ukrainischer Häfen diskutiert. Gespräche über die Zusammenarbeit im Bereich der Sicherheit. Wir sind uns einig, dass der Frieden wiederhergestellt werden muss." Abschließend dankte Selenskyj der Türkei:
Wir schätzen die Hilfe der Türkei in diesem Prozess.
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine
  • Nach Angaben Russlands ist Präsident Putin bereit, in Abstimmung mit der Türkei den Export von Getreide aus ukrainischen Häfen zu erleichtern. Dies teilte der Kreml am Montag im Anschluss eines Telefonats zwischen Putin und dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan mit. Russland könne außerdem "erhebliche Mengen an Düngemitteln" sowie landwirtschaftliche Erzeugnisse exportieren, würden die Sanktionen gegen das Land aufgehoben. Die Ukraine bezeichnet dies als Erpressung.

Die Situation in den ukrainischen Städten:

  • Im Osten der Ukraine sind die russischen Truppen am Montag weiter auf wichtige Ziele vorgerückt. Am 96. Tag des Krieges drangen sie nach ukrainischen Angaben in die schwer umkämpfte Großstadt Sjewjerodonezk ein. Die Stadt mit bislang etwa 100.000 Einwohnern gilt als wichtigste Kommune, die das ukrainische Militär in der Region Luhansk noch kontrolliert. Der Bürgermeister der Stadt Sjewjerodonezk, Olexandr Striuk, sagte der Nachrichtenagentur AP in einem Telefoninterview, die Russen rückten auf das Stadtzentrum vor, die Ukrainer leisteten aber erbitterte Gegenwehr.
Die Lage sei verzweifelt, noch immer harrten 12.000 bis 13.000 in Kellern aus. Sjewjerodonezk gilt als strategisch enorm bedeutsam. Fällt Sjewjerodonezk, wäre der Weg frei zum nächsten möglichen Kriegsziel: der vollen Einnahme der Nachbarregion Donezk.
Wir haben keinen Strom und keine Kommunikationsmittel. Die Stadt ist komplett zerstört worden.
Olexandr Striuk, Bürgermeister der Stadt Sjewjerodonezk

Laut russischem Außenminister Lawrow gehe es um eine "Befreiung der Region vom Kiewer Regime". Die russische Armee ist offenbar kurz davor, mehr Städte der Ostukraine einzunehmen.

30.05.2022 | 01:25 min
  • Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat die Einnahme des ostukrainischen Donbass als "bedingungslose Priorität" bezeichnet. Es gehe darum, die ukrainische Armee und Bataillone aus den von Moskau als unabhängige Staaten anerkannten Gebieten Donezk und Luhansk zu drängen, sagte er. Das Ministerium veröffentlichte die Antworten auf seiner Internetseite.
  • Sollte Cherson von der ukrainischen Armee zurückerobert werden, wäre dies von starker Symbolik, da die Region gleich zu Beginn der am 24. Februar gestarteten Offensive von der russischen Armee eingenommen worden war. Die Lage der südukrainischen Stadt an der Mündung des Dnjepr und in unmittelbarer Nähe zur von Russland annektierten Halbinsel Krim ist von strategischer Bedeutung.
Die Karte zeigt wichtige Städte in der Ukraine.Quelle: ZDF
  • Derweil sind die ukrainischen Streitkräfte zwischen den Gebieten Mykolajiw und Cherson zum Gegenangriff übergegangen. Der ukrainische Generalstab teilte in der Nacht mit, in der Nähe der drei Dörfer Andrijiwka, Losowe und Bilohirka sei die russische Armee zurückgedrängt worden. "Cherson, bleib standhaft, wir sind nah", erklärte der Generalstab auf Facebook.
  • Eigenen Angaben nach hat das ukrainische Militär bei den Kämpfen in den letzten 24 Stunden 67 russische Soldaten getötet und 27 Militärfahrzeuge außer Gefecht gesetzt. Darunter auch sechs - allerdings stark veraltete Panzer - vom Typ T-62. Unabhängig lassen sich diese Angaben nicht überprüfen. Kiew hatte die Angriffe im Süden des Landes am Wochenende auch als Gegenoffensive zum russischen Vormarsch im Donbass gestartet. 

Ukraine: Hier können Sie spenden

Quelle: ZDF
Wenn Sie helfen wollen, können Sie das durch eine Spende tun. Alle Informationen hierzu im Überblick.

Wie arbeitet das Aktionsbündnis?

Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe hilft Menschen in der Ukraine und auf der Flucht. Gemeinsam sorgen die Organisationen Caritas international, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie Katastrophenhilfe und UNICEF Deutschland für Unterkünfte und Waschmöglichkeiten, für Nahrungsmittel, Kleidung, Medikamente und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Auch psychosoziale Hilfe für Kinder und traumatisierte Erwachsene ist ein wichtiger Bestandteil des Hilfsangebots.
  • Um das ostukrainische Sjewjerodonezk sind nach dessen Erstürmung durch russische Truppen erbitterte Gefechte entbrannt. Russischen Truppen rücken laut dem Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gaidai, immer weiter auf das Zentrum der umkämpften Stadt vor. Ukrainische Kräfte lieferten sich Nahkämpfe mit den Angriffstruppen, teilten die Regionalbehörden mit. Zwei Zivilisten seien getötet worden.

In der südlichen Region Cherson konnte die Ukraine einige Dörfer zurückerobern. Andere Orte, wie das 20 km von der Front entfernte Baschtanka, stehen weiter unter Beschuss.

30.05.2022 | 01:51 min
  • Russische Truppen verstärkten nach ukrainischen Angaben auch ihre Angriffe auf das nahe gelegene Lyssytschansk, das unter Dauerbeschuss lag. Etlichen Zivilisten gelang die Flucht aus Lyssytschansk. Die Stadt und Sjewjerodonezk umspannen den strategisch wichtigen Fluss Siwerskyj Donez und sind die letzten größeren Gebiete in der Region Luhansk, die noch unter ukrainischer Kontrolle stehen.

Reaktionen auf und Folgen des russischen Angriffs:

  • Die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten sind in Brüssel zu einem Sondertreffen zum Ukraine-Krieg zusammengekommen. Thema der zweitägigen Beratungen sind unter anderem die Pläne, sich mit Milliardeninvestitionen möglichst schnell unabhängig von russischen Energieträgern zu machen. Zudem geht es um mögliche Maßnahmen gegen die aktuell sehr hohen Energiepreise, und um die weitere Unterstützung für die Ukraine.

Auf einem Sondergipfel beraten heute die EU-Staats- und Regierungschefs zur Lage in der Ukraine. ZDF-Korrespondentin Anne Gellinek berichtet aus Brüssel.

30.05.2022 | 01:13 min

Das ist an Tag 95 passiert:

Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Sonntag erstmals seit Kriegsbeginn den Osten der Ukraine besucht. Nach eigenen Angaben hat Selenskyj den Geheimdienstchef der ukrainischen Stadt Charkiw entlassen. Derweil gab Serbiens Präsident Vucic einen "extrem günstigen" Erdgas-Deal mit Russland bekannt.
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Quelle: dpa, Reuters, AFP, AP

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