: Heeresinspekteur: Balance bei Waffenlieferung

02.08.2022 | 16:22 Uhr
Heeresinspekteur Alfons Mais geht davon aus, dass der Ukraine-Krieg noch lange dauern wird. Bei deutschen Waffenlieferungen an Kiew mahnt er Zurückhaltung an.
Alfons Mais, Inspekteur des Heeres: Bundeswehr muss in der Lage bleiben, ihre Kernaufträge zu erfüllen.Quelle: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa
Der Inspekteur des Heeres, Alfons Mais, glaubt nicht an ein schnelles Kriegsende in der Ukraine. In einem Interview mit "Zeit Online" sagte er:
Militärisch fürchte ich, wird der Krieg noch lange dauern - gegebenenfalls zwischenzeitlich einfrieren.
Alfons Mais, Inspekteur des Heeres
Die Möglichkeiten weiterer Waffenlieferungen aus Bundeswehr-Beständen schätzte Mais als begrenzt ein.
Ich frage mich ganz persönlich oft, wie soll ein Frieden mit dem System Putin überhaupt aussehen?
Alfons Mais, Inspekteur des Heeres
Für ihn könne es jedenfalls nur die Perspektive einer "vollständig wiederhergestellten territorialen Integrität des UN-Mitglieds Ukraine" geben.

Mais: "Gewisse Balance" bei Waffenlieferungen

"Bei der militärischen Unterstützung halte ich es für entscheidend, dass wir eine gewisse Balance halten", sagte der Heeresinspekteur zu möglichen Waffenlieferungen. "Ich habe darauf zu achten, dass das Heer in der Lage ist, unsere Kernaufträge erfüllen zu können - die Verteidigung des Landes und der Bündnispartner. Und das ist unter den aktuellen Rahmenbedingungen schon schwer genug."

Die Bundesregierung hat den Verkauf von 100 Panzerhaubitzen genehmigt. Ein Kaufvertrag aus der Ukraine liegt noch nicht vor, doch nun können die Vorbereitungen beginnen.

27.07.2022
"Wo wir noch Luft hatten und haben, konnten wir an die Ukraine abgeben", sagte Mais. "Eine Grenze ist aber in meinen Augen erreicht, wenn Bereiche betroffen sind, wo wir selbst keinen Überschuss an Material haben." Deutschland verfüge nur noch über eine begrenzte Anzahl militärischen Materials.
Die Zeiten, wo wir Tausende Kampf- und Schützenpanzer hatten, sind lange vorbei.
Alfons Mais, Inspekteur des Heeres
Am Montag waren drei Mehrfachraketenwerfer des Typs Mars II aus Deutschland in der Ukraine eingetroffen. Vorher hatte die Bundesregierung die Flugabwehrpanzer Gepard und Artilleriegeschütze vom Typ Panzerhaubitze 2000 an Kiew übergeben.

Heeresinspekteur: Reformbedarf bei Beschaffung

Bei der Einsatzfähigkeit der Bundeswehr sieht Mais noch erheblichen Reformbedarf. "Wir haben viel zu lange Vorlaufzeiten", sagte er. Dies liege auch daran, "dass es zu wenig Material gibt und das Wenige dann durch Zentralisierung unter unterschiedlicher Verantwortung an verschiedenen Stellen liegt".
Bei der Beschaffung der Hauptwaffensysteme komme es darauf an, sich auf das "unbedingt Notwendige" zu fokussieren und marktverfügbare Lösungen zu finden.
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Quelle: AFP, dpa

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