: Heil will "Bildungszeit" für Beschäftigte

16.01.2023 | 08:25 Uhr
Mit einem ganzen "Werkzeugkasten" will Arbeitsminister Heil die Weiterbildung in Deutschland voranbringen. Zu den Plänen gehört auch eine "Bildungszeit" für Beschäftigte.
Will Deutschland zur "Weiterbildungsrepublik" machen: Arbeitsminister Hubertus Heil.Quelle: epa
Beschäftigte in Deutschland sollen nach dem Willen von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) künftig während ihrer Berufslaufbahn in bezahlte Bildungszeit gehen können - nach österreichischem Vorbild.

Kabinett soll Gesetz bald beschließen

Die Bildungszeit und andere Maßnahmen sollen mit einem Weiterbildungsgesetz eingeführt werden, sagte Heil der dpa. Das Gesetz solle in den nächsten Wochen im Bundeskabinett beschlossen werden und Beschäftigten angesichts des Fachkräftemangels zusätzliche Chancen eröffnen.
In Österreich können Beschäftigte für maximal ein Jahr eine berufliche Auszeit für eine Aus- oder Weiterbildung nehmen - oder eine Bildungsteilzeit für bis zu zwei Jahre. Wer so eine "Bildungskarenz" nimmt, kann ein Weiterbildungsgeld bekommen.
Heil kündigte an, auch in Deutschland sollten sich Beschäftigte künftig ein Jahr beruflich weiterbilden können, wenn sie und der Arbeitgeber sich zuvor darauf verständigt haben. "Über Mittel der Bundesagentur für Arbeit wird dabei der Unterhalt sichergestellt, und zwar auf Höhe des Arbeitslosengeldes, also 60 Prozent für Alleinstehende, 67 Prozent mit Kind."

Fahrten von Azubis werden übernommen:

Im Weiterbildungsgesetz wird laut Heil eine "Ausbildungsgarantie" enthalten sein. Jeder junge Mensch solle die Chance auf eine Ausbildung haben. "Dafür fördern wir etwa die Mobilität und Berufsorientierung von jungen Menschen." Denn regional gebe es große Unterschiede.

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Helfen soll eine Mobilitätsunterstützung für Praktika. "Wenn jemand beispielsweise im nördlichen Ruhrgebiet keine Ausbildungsstelle findet, aber es in Köln die Möglichkeit gibt, ein Praktikum zur Berufsorientierung zu absolvieren, dann unterstützen wir das durch Übernahme von Unterkunfts- und Mobilitätskosten", kündigte Heil an.
Bei Azubis würden Kosten für Familienheimfahrten übernommen.

Deutschland soll "Weiterbildungsrepublik" werden

Das finanzielle Volumen des Weiterbildungsgesetzes soll laut Heil bei der Bundesagentur für Arbeit bis zum Jahr 2026 aufwachsend jährlich rund 771 Millionen Euro betragen. 190 Millionen Euro sollen aus dem Bundeshaushalt dazukommen. Demgegenüber stünden Beitrags- und Steuereinnahmen durch den Aufbau von Beschäftigung.
Deutschland braucht nicht nur Master, sondern auch Meister.
Hubertus Heil, Bundesarbeitsminister
Viele junge Menschen wüssten gar nicht, "welche tollen Berufe es vor allem in der beruflichen Bildung gibt". Heil plädiert dafür, an allen Schulen möglichst ab der fünften Klasse verpflichtend Berufsorientierung einzuführen.
Insgesamt soll laut Heil der Strukturwandel der Wirtschaft durch einen "ganz neuen Werkzeugkasten" für Weiterbildung flankiert werden. Deutschland müsse "Weiterbildungsrepublik" werden. Wenn Unternehmen im Wandel große Teile der Belegschaft weiterqualifizieren müsse, solle ein Qualifizierungsgeld helfen.

Fachkräfte: Heil will alle Potenziale ausschöpfen

Fachkräftemangel dürfe nicht zur Wachstumsbremse werden, mahnte Heil. Ab 2025 gingen die Babyboomer nach und nach in den Ruhestand. Gleichzeitig verließen heute rund 45.000 Schülerinnen und Schüler Jahr für Jahr die Schule ohne Abschluss.
Künftig müssten alle Potenziale im Inland ausgeschöpft werden. Dazu gehöre auch, die Erwerbsbeteiligung von Frauen zu steigern sowie Menschen mit Handicap und Ältere noch stärker am Erwerbsleben zu beteiligen.
"Deutschland braucht zusätzlich qualifizierte Zuwanderung", sagte der Minister. Er rechne damit, "dass wir Anfang März im Bundeskabinett einen Gesetzentwurf für ein modernes Einwanderungsgesetz beschließen werden". Hierfür hatte die Koalition im November bereits Eckpunkte vorgelegt.
Heil kündigte über das reine Gesetz hinaus eine "Anwerbestrategie von Staat und Wirtschaft" an.
Quelle: dpa

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