: ifo: Viele Firmen nutzen Inflation für Gewinn

13.12.2022 | 10:48 Uhr
Viele Firmen nutzen laut ifo-Institut die hohe Inflation zur Steigerung ihrer Gewinne. Höhere Preise für Energie und Vorleistungen allein erklärten nicht das Ausmaß der Inflation.
Im Baugewerbe sind die Preise laut ifo-Institut unerwartet stark angestiegen.Quelle: dpa
Viele Unternehmen machen sich als Trittbrettfahrer die hohe Inflation zu nutze um ihre Preise zu erhöhen und maximieren damit ihren Gewinn. Das jedenfalls legt eine aktuelle Studie des ifo-Instituts nahe.
"Vielmehr scheinen Unternehmen in einigen Wirtschaftszweigen die Preissteigerungen dazu genutzt zu haben, ihre Gewinne auszuweiten", sagte der stellvertretende Leiter der ifo-Niederlassung Dresden, Joachim Ragnitz, zu der veröffentlichten Untersuchung.
Das gilt vor allem für den Handel, die Landwirtschaft und den Bau.
Joachim Ragnitz, ifo-Institut
Daraus haben die ifo-Experten Unterschiede zwischen nominaler und preisbereinigter Wertschöpfung ermittelt. Dadurch ließen sich Rückschlüsse auf Preisanhebungen ziehen, die nicht durch höhere Vorleistungskosten verursacht wurden.

Unerwartet starke Erhöhungen im Baugewerbe

Nach Corona hatten private Haushalte hohe Ersparnisse angesammelt.
Joachim Ragnitz, ifo-Institut
Ragnitz weiter: "Diese wurden im Jahr 2022 aufgelöst und haben die Konsumnachfrage befeuert." Auch die milliardenschweren Entlastungen durch die Regierung dürften dazu beigetragen haben, die Nachfrage zu stützen und damit Spielräume für Preisanhebungen zu erweitern.

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Insbesondere in der Land- und Forstwirtschaft einschließlich Fischerei sowie im Baugewerbe und in den Branchen Handel, Gastgewerbe und Verkehr haben demnach viele Unternehmen ihre Preise deutlich stärker erhöht als es aufgrund der gestiegenen Kosten für Vorleistungen allein zu erwarten gewesen wäre.
Einige Unternehmen scheinen den Kostenschub als Vorwand dafür zu nehmen, durch eine Erhöhung ihrer Absatzpreise auch ihre Gewinnsituation zu verbessern.
Joachim Ragnitz, ifo-Institut

Wettbewerb hilft gegen Preiskampf

Landwirtschaftsbetriebe hätten zunächst wohl ihre Vorräte an Dünge- und Futtermitteln aufgebraucht, in ihrer Kalkulation aber die zu erwartenden Preissteigerungen bei Nachbestellungen bereits eingerechnet. Auf dem Bau dürften Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage zu den besonders starken Preiserhöhungen beigetragen haben. Das gelte vor allem für einige Ballungszentren.
Gegen überzogene Preisanhebungen helfe nur mehr Wettbewerb, sagte Ragnitz. Verbraucher könnten auch billigere Produkte kaufen und so die Gewinninflation dämpfen. Es bestehe kein Grund für staatliche Eingriffe in die Preise. Auch eine Übergewinnsteuer sei wegen ihrer verzerrenden Wirkung auf die Knappheitssignale des Marktes weder marktkonform noch rechtssicher durchzusetzen.

Keine Hinweise auf Preisabsprachen

Da es keine Anhaltspunkte dafür gebe, dass hinter den Preissteigerungen Absprachen der Unternehmen stehen, seien auch kartellrechtliche Maßnahmen nicht hilfreich. Die Bekämpfung der Inflation sei vor allem eine Aufgabe der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Regierung könne zur Senkung der Inflation beitragen, indem sie auf breit angelegte Entlastungen zugunsten aller Haushalte verzichte und politische Maßnahmen auf besonders arme Haushalte beschränke.
Quelle: Reuters

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