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: Wie EU-Parlamentsvize Kaili Karriere machte

11.12.2022 | 21:21 Uhr
Die Karriere der unter Korruptionsverdacht stehenden EU-Parlamentsvize Kaili steht vor dem Ende - und damit auch ihr langer, aber stetiger Aufstieg. Wie kam Kaili an ihren Posten?

"Man spürt doch die große Sorge, dass es ein dramatischer Image-Schaden für das EU-Parlament ist", so ZDF-Korrespondent Ulf Röller zu den Korruptionsvorwürfen gegen Kaili.

12.12.2022 | 03:21 min
Es ist das abrupte Ende eines jahrelangen Aufstiegs: Eva Kaili, erst bekannte Nachrichtensprecherin in ihrer griechischen Heimat, später Hoffnungsträgerin der sozialistischen Partei Pasok und schließlich Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, ist über einen handfesten Korruptionsskandal im Zusammenhang mit dem Golfemirat Katar gestürzt.
Die 44-jährige Abgeordnete wurde am Freitag festgenommen, verlor einen Tag später ihre Befugnisse als Parlamentsvizepräsidentin - am Sonntag musste die griechische Politikerin nach übereinstimmenden Berichten in Untersuchungshaft.

Auch Lebensgefährte und Kindsvater festgenommen

Ihr Lebensgefährte, der Italiener Francesco Giorgi - ehemaliger parlamentarischer Assistent und Spezialist für Menschenrechtsfragen und auswärtige Angelegenheiten - wurde ebenfalls festgenommen. Die beiden sind seit fünf Jahren ein Paar und haben eine zweijährige Tochter.
Ihre Karriere hatte Eva Kaili in ihrer Heimatstadt Thessaloniki begonnen, der zweitgrößten Stadt Griechenlands. Im Alter von 20 Jahren wurde die damalige Architekturstudentin 1998 Stadträtin. Nach ihrem Abschluss in Architektur studierte sie internationale und europäische Beziehungen und absolvierte eine Ausbildung zur Journalistin.

Der politische Aufstieg Kailis - und die Querelen mit ihrer Partei

Ab 2004 wurde Kaili ein vertrautes Gesicht für viele Griechen. Sie begann, die Nachrichten bei Mega zu moderieren, einem der großen privaten Fernsehsender des Landes. 2007 wechselte sie dann in die obere Etage der nationalen Politik: Kaili, damals 29-jährig, wurde ins griechische Parlament gewählt. Sie war die jüngste Abgeordnete der Pasok-Partei.
2014 folgte der Wechsel ins Parlament der Europäischen Union. Bei der Europawahl 2019 konnte sie ihr Mandat verteidigen. Im Januar 2022 schaffte Kaili dann den Aufstieg in die Leitungsebene des EU-Parlaments: Im ersten Wahlgang wurde sie zu einer von 14 Vize-Präsidentinnen und -Präsidenten gewählt.
In ihrem Heimatland galt Eva Kaili seit Jahren als Querkopf innerhalb der Pasok-Partei. Immer wieder ging sie auf Distanz zur Parteilinie. 2019 kritisierte Kaili Hilfszahlungen der linken Regierungspartei Syriza zur Bewältigung der Folgen der langjährigen Wirtschaftskrise mit den Worten, Sozialleistungen seien etwas "für Faulenzer".

Wohlwollende Aussagen über Katar

Kaili war Teil der Delegation, welche die Beziehungen der Europäischen Union zur arabischen Halbinsel ausbauen sollte. Deshalb war sie kurz vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft nach Katar gereist.
Kurz nach Beginn des Turniers, am 22. November, sagte Kaili im Europäischen Parlament dann, die WM sei "ein konkreter Beweis dafür, wie Sportdiplomatie zu einer historischen Transformation eines Landes führen kann, dessen Reformen die arabische Welt inspiriert haben".
Laut Brüsseler Staatsanwaltschaft geht es bei den Korruptionsermittlungen um den Verdacht, dass Katar mit beträchtlichen Geldsummen und Geschenken versucht hat, Entscheidungen des EU-Parlaments zu beeinflussen.

Pasok-Chef: Kaili "wie ein trojanisches Pferd"

In ihrer Heimat ging Kailis Partei nach Bekanntwerden des Skandals rasend schnell zu ihr auf Distanz. Schon am Freitag gab die Pasok bekannt, Kaili sei "aus der Partei ausgeschlossen" worden.
Am Samstag erklärte der Pasok-Vorsitzende Nikos Androulakis, Kaili verhalte sich "wie ein trojanisches Pferd" der derzeit in Athen regierenden konservativen Nea Dimokratia. Er habe Kaili mitgeteilt, "dass sie bei den nächsten Europawahlen nicht mehr für unsere Partei kandidieren wird".
Quelle: Marina Rafenberg, AFP

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