: Fast 1.000 Tage Klimacamp in Augsburg

von Sonja Hößl
03.03.2023 | 05:05 Uhr
Seit fast 1.000 Tagen campieren Klimaaktivisten vor dem Augsburger Rathaus. In ihrem Kampf für mehr Klimagerechtigkeit setzen sie auf friedlichen Protest und Dialog.
Sie trotzen Wind und Wetter und zeigen so, dass ihnen der Kampf gegen den Klimawandel ernst ist: Seit fast 1.000 Tagen harren Aktivisten im Klimacamp vor dem Augsburger Rathaus aus. Mit ihrer Dauerpräsenz wollen sie die schwarz-grüne Stadtregierung zu mehr Klimaschutz drängen. Sie fordern vor allem schnelle und lokale Veränderungen: mehr Radwege, den Ausbau von Bus und Bahn und das Einhalten des CO2-Budgets der Stadt.

Augsburger Protest setzt auf Dialog

Anders als bei Aktionen der "Letzten Generation" ist der Augsburger Protest weniger spektakulär und setzt mehr auf Dialog mit Stadt und Bürgern, die am Camp vorbeikommen. Derzeit engagieren sich etwa 50 Aktivisten im Camp. Tag und Nacht müssen immer zwei Personen vor Ort sein, damit der Protest durchgehend als öffentliche Versammlung gilt.
Umstrittener Klima-Protest der "Letzten Generation":
Mathematikstudent Alexander Heim ist von Anfang an mit dabei. Seine Beweggründe sind sehr persönlich: "Ich wurde hier geboren und ich möchte hier auch bleiben, eine Familie haben, Kinder großziehen. Für sie möchte ich natürlich eine lebenswerte Zukunft - und ein lebenswertes Augsburg." Das Camp könne durch die lokalen Forderungen viel verändern.

Stadt: Nicht für alle Forderungen der Aktivisten zuständig

Die Stadt Augsburg hat dem Klimacamp zunächst ablehnend gegenüber gestanden. Erst nach einem Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs, wonach es eine durch das Grundgesetz geschützte öffentliche Versammlung ist, akzeptierte die Stadt das Camp.
Doch einfach sei der Austausch mit der Stadt nach wie vor nicht, beklagen die Aktivisten. Ein ursprünglich regelmäßig vorgesehener "Klimadialog" zwischen Stadtvertretern und Klimaschützern habe zu lange nicht mehr stattgefunden. Der städtische Umweltreferent Reiner Erben nennt als Grund dafür die "schwierige Terminfindung".
Erben betont die Relevanz des Camps für Augsburg:
Dieser Protest hat dazu geführt, dass das Thema Klimaschutz ganz oben auf die Tagesordnung kommt.
Reiner Erben, Umweltreferent der Stadt Augsburg
Er kritisiert aber, dass die Aktivisten auch Forderungen stellten, für deren Umsetzung die Stadt gar nicht zuständig sei. Da müsse man differenzieren. "Wo können wir tatsächlich was bewegen und wo muss sich woanders was bewegen?"
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Augsburger Aktivisten: Jede Protestform hat Berechtigung

Auch wenn die Augsburger eine weniger umstrittene Protestform für sich gewählt haben, zeigen die Aktivisten im Camp Verständnis für die Aktionen der "Letzten Generation". "Für mich ist das eine legitime Form des Protests", sagt Aktivistin Stefanie. Die Demonstrationen der "Fridays for Future" reichten nicht mehr aus, um Aufmerksamkeit für die Klimakrise zu schaffen.
Eine anderer Aktivist, der sich Lilo nennt, ist ähnlicher Meinung. "Wir gehen davon aus, dass jede Aktionsform wie ihre Berechtigung hat", sagt Lilo. "Allerdings braucht es natürlich auch einen friedlichen Teil, der das in die Gesellschaft trägt und mit den Menschen redet." Der Stärke des Klimacamps in Augsburg sei der Dialog mit Passanten und auch unter Aktivisten selbst.
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Klimacamper wollen beim globalen Klimastreik dabei sein

Beim globalen Klimastreik von Fridays for Future werden sich die Klimacamper an diesem Freitag in Augsburg beteiligen. "Die Klimakrise ist ein globales Problem, dann müssen wir uns mit Leuten aus der ganzen Welt auch zusammentun und gemeinsam kämpfen", sagt Klimaschützer Lilo.
Gemeinsam mit der Gewerkschaft Verdi wollen "Fridays for Future" an mehr als 200 Orten in Deutschland auf die Bedeutung des öffentlichen Personennahverkehrs im Kampf gegen die Klimakrise aufmerksam machen. Sie fordern eine schnelle Verkehrswende und den Ausbau des ÖPNV. Eine Forderung, die auch die Klimacamper in Augsburg lokal und deutschlandweit unterstützen.

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