: Prien: Tausende weitere Lehrer nötig

14.04.2022 | 11:18 Uhr
Zur Integration ukrainischer Flüchtlingskinder werden nach Einschätzung der Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Prien, Tausende zusätzliche Lehrkräfte benötigt.
Ein aus der Ukraine geflüchteter Lehrer, Andrii Tsybukh (2.v.l), sitzt in der Willkommensklasse am Willy-Graf-Gymnasium in Berlin-Lichterfelde zwischen den Jugendlichen Vlad und Anna. Quelle: dpa
Zur Integration ukrainischer Flüchtlingskinder ins deutsche Schulsystem werden nach Einschätzung der Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Prien (CDU), Tausende zusätzliche Lehrkräfte benötigt.
Deutschland müsse sich wegen des Ukraine-Kriegs auf bis zu 400.000 zusätzliche Schüler einstellen, sagte die schleswig-holsteinische Bildungsministerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstagsausgaben).

Laut Prien 24.000 zusätzliche Lehrer benötigt

"Wir rechnen, dass man ungefähr 60 Lehrkräfte pro 1.000 Schüler braucht", sagte Prien.
Für 400.000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine bräuchten wir also 24.000 Lehrer.
Karin Prien, Präsidentin der Kultusministerkonferenz
Dies gelte jedenfalls dann, wenn man im Bereich der Willkommensklassen weiter mit kleinen Gruppengrößen arbeiten wolle.
Wichtig sei, dass die Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine "Deutsch als Bildungssprache" lernten, sagte Prien und verwies dabei auch auf Lehren aus der Vergangenheit. Niemand wisse, wie lange die Menschen in Deutschland bleiben würden.

Kinder könnten jahrelang bleiben

Bei Kindern, die Anfang nächsten Schuljahres noch hier sind, könnten es mehrere Jahre sein, betonte die KMK-Präsidentin.
Wenn wir Fehler der Vergangenheit vermeiden wollen, müssen wir es von Anfang an so angehen, als blieben sie länger hier. Das sind wir den ukrainischen Kindern schuldig.
Karin Prien, KMK-Präsidentin

Für die achtjährige Tiana ist es der erste Schultag in Deutschland. Vor kurzem ist sie mit ihrer Familie aus Kiew in Karlsruhe angekommen. Ihr Bruder wartet noch auf einen Schulplatz.

06.04.2022 | 01:47 min
Die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz und der Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) setzen sich dafür ein, dass geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine so bald wie möglich nach ihrer Ankunft in die Schule oder Kita kommen.
Eine frühe Integration ins Bildungssystem beuge "späteren Ungleichheiten zwischen Kindern und Jugendlichen mit und ohne Fluchthintergrund vor", sagte SWK-Mitglied Claudia Diehl im März.

Ukrainische Lehrkräfte sollen helfen

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger möchte auch geflüchtete Lehrerinnen und Lehrer aus der Ukraine an Schulen und Kitas in Deutschland arbeiten lassen, wie sie im März den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sagte.
Für geflüchtete Kinder und Jugendliche würden ausreichend Kita- und Schulplätze benötigt. Es brauche eine schnelle Lösung. "Dabei werden sicher auch geflüchtete ukrainische Lehrkräfte helfen wollen und können", sagte Stark-Watzinger.

Mangel an Lehrern seit Jahren in Deutschland

Bildungs- und Lehrerverbände kritisieren seit Jahren ein Mangel an Lehrkräften in Deutschland. Die Bildungsgewerkschaft VBE sieht einen deutlich größeren Lehrkräftemangel in Deutschland als die Kultusministerkonferenz (KMK).
Der Verband legte Ende März eigene Berechnungen vor: Für die Jahre bis 2035 wird demnach mit einem Einstellungsbedarf von 532.600 Lehrkräften an den Schulen gerechnet, demgegenüber stehen 374.300 erwartete Absolventen in dieser Zeitspanne - eine Lücke von 158.300. Die KMK geht von einer Lücke von etwa 23.800 Lehrkräften aus.

Steigende Geburten und Zuwanderung als Ursache

Der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann sagte im März: "Nur wenn man sich die Situation nicht länger schönrechnet, wird man bereit sein, die notwendigen Investitionen vorzunehmen."
Ursachen für den Mangel sind unter anderem veränderte Geburtenzahlen, Zuwanderung und erweiterte Anforderungen an Schulen. Dazu zählen etwa Inklusion, der Ausbau von Ganztagsangeboten und Sprachfördermaßnahmen.
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Quelle: AFP, dpa, KNA

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