: Macron singt und sorgt für Gesprächsstoff

19.04.2023 | 07:55 Uhr
Nachdem Frankreichs Präsident Macron in einer Rede seine Rentenreform verteidigt hat, sang er in den Straßen von Paris ein Lied aus den Pyrenäen - mit Rechtsaußen-Aktivisten?
Mit einer öffentlichen Gesangseinlage hat der französische Präsident Macron für Aufsehen gesorgt.Quelle: AP
Von Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron ist nach seiner umstrittenen Fernsehansprache ein Video aufgetaucht, das den Präsidenten singend auf der Straße zeigt. Viele Internet-Nutzer mutmaßten am Dienstag, dass das Video mithilfe von Künstlicher Intelligenz oder auf andere Weise gefälscht wurde. Aus Macrons Umfeld hieß es jedoch, das Video sei echt.
"Der Präsident hat sich nach seiner Rede einen Moment Zeit mit seiner Frau genommen", hieß es aus Macrons Umfeld. "Sie wurden von einer Gruppe junger Menschen angesprochen, die gesungen haben. (...) Also hat er bei einem Lied aus den Pyrenäen mitgesungen, das er liebt und kennt."
Das Video zeigt, wie Macron bei Nacht den Text des Liedes "Le Refuge" von seinem Smartphone abliest. Um ihn herum singen mehrere Männer um die 20, 30 Jahre inbrünstig mit. Macron hat das Lied bereits im vergangenen Jahr bei einem Pyrenäen-Besuch gesungen.

Sang Macron mit Rechtsaußen-Aktivisten?

Zuerst veröffentlicht wurde die Aufnahme auf der Facebook-Seite einer Organisation namens Projet Canto mit dem Kommentar: "Nur die Mafia und Projet Canto bringen einen Staatschef zum Singen." Die Organisation hat sich nach eigenen Angaben dem Erhalt traditionellen Liedguts in digitaler Form verschrieben.
Die linksgerichtete französische Zeitung "Libération" hatte vergangenes Jahr berichtet, die Organisation sei von Rechtsaußen-Aktivisten gegründet worden und biete in ihrer App auch die Aufnahmen von Liedern mit Nazi-Bezügen an. Aus Macrons Umfeld hieß es dazu am Montag, der Präsident habe "in dem Moment nicht den Hintergrund jedes Menschen, mit dem er gesprochen hat", kennen können.

Kritik an Rede von Macron zur Rentenreform

Macron hat eine schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters in Frankreich gegen massiven Widerstand durchgesetzt. Die Reform trieb landesweit massenhaft Demonstranten auf die Straße. In seiner Fernsehansprache vom Montagabend ging Macron erstmals ausdrücklich auf die Massenproteste ein und bot den Gewerkschaften einen Dialog an. Zugleich rechtfertigte er die Rentenreform als notwendig.
Die Rede stieß auf massive Kritik. Oppositionspolitiker warfen dem Staatschef vor, rücksichtslos und weltfremd zu agieren. Auch innerhalb von Macrons Regierung gibt es Kritik am Vorgehen des Präsidenten. Macron müsse "mehr Zeit vor Ort" verbringen, sagte ein Kabinettsmitglied, das anonym bleiben wollte.
Quelle: AFP

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