: Käßmann verteidigt Friedens-Manifest

17.02.2023 | 16:45 Uhr
Die Theologin Margot Käßmann unterstützt den Friedensaufruf von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht. Unterdessen zieht ein Mitunterzeichner seine Unterschrift zurück.
Die Theologin Margot Käßmann spricht sich für Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine aus.Quelle: imago
Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat das von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht verfasste "Manifest für Frieden" verteidigt. Käßmann sagte dem "Kölner Stadtanzeiger":
Ich unterstütze das Manifest, weil der öffentliche Diskurs bisher nicht widerspiegelt, dass die Hälfte der Menschen in Deutschland die Waffenlieferungen kritisch sieht.
Margot Käßmann, Theologin
Diese Haltung werde in der Debatte gnadenlos niedergemacht, so Käßmann.
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Knapp eine halbe Million Unterzeichner des Manifests

In dem Manifest hatten sich die Frauenrechtlerin Schwarzer und die Linken-Politikerin Wagenknecht gegen Waffenlieferungen an die Ukraine und für sofortige Verhandlungen ausgesprochen. Das Manifest wurde in einer Woche von knapp einer halben Million Menschen unterzeichnet.
Viele Prominente aus Politik, Kunst, Kirchen und Wissenschaft haben das "Manifest für Frieden" unterschrieben. Darum geht's:

Politologe zieht Unterschrift zurück

Kommentatoren werfen den Verfasserinnen vor, in ihrem Text die Grenzen zwischen der Ukraine als einem widerrechtlich überfallenen Land und dem Aggressor Russland zu verwischen.
Politikwissenschaftler Johannes Varwick gehört zu den Mitunterzeichnern des Manifests und betont: "Dessen Stoßrichtung trage ich voll mit." Die Kritik über angeblich fehlende Ausgeglichenheit kann Varwick nicht nachvollziehen. Der Text verurteile Russland "deutlich".
Trotzdem hat der Wissenschaftler seine Unterschrift mittlerweile zurückgezogen. Bei den Unterzeichnern seien zunehmend Personen dabei, so Varwick, in deren Zusammenhang er nicht genannt werden möchte. In einer auf Twitter veröffentlichten zweiseitigen Stellungnahme schreibt er: "Ich will und werde mich mit Extremisten in keiner Form und bei keiner Sache gemein machen."
Politologe Varwick zu seinen Beweggründen:

Käßmann vermisst "Respekt für Gegenmeinung"

Käßmann nannte Wladimir Putin in dem Interview einen "Kriegsverbrecher". Dennoch müsse mit ihm verhandelt werden, um weitere Tote zu verhindern. Bei den Befürwortern von Waffenlieferungen vermisse sie Selbstdistanz und Respekt für die Gegenmeinung. "Das ist eben nicht nur so, wie Außenministerin Annalena Baerbock behauptet, dass 'unsere Waffen Leben schützen'. Diese Waffen töten auch."
Auch zum Aufrüstungspaket für die Bundeswehr hat Margot Käßmann eine klare Meinung:
In scharfen Worten verwahrte sich die frühere Landesbischöfin von Hannover gegen die Kritik des ukrainischen Vize-Außenministers Andrij Melnyk, der Käßmann wegen ihrer Unterstützung des Manifests als "Pastorin der Schande" bezeichnet hatte. Sie frage sich, "ob er auch nur die geringste Ahnung vom Neuen Testament und seiner Botschaft vom Frieden für die Menschen hat".

Theologin nennt Kyrill "Verräter" an christlichen Grundwerten

Den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill, der den Angriffskrieg Russlands als Kampf für das Gute rechtfertigt, nannte Käßmann einen Verräter an christlichen Grundüberzeugungen:
Ich bin davon überzeugt, dass sich aus dem Evangelium keine Legitimation für Gewalt ableiten lässt. Die Kirchen sind immer in die Irre gegangen, wenn sie Waffen gesegnet haben.
Margot Käßmann
Alice Schwarzer hatte bereits im Mai 2022 einen offenen Brief an Kanzler Olaf Scholz geschrieben - und vor dem dritten Weltkrieg gewarnt:
Quelle: dpa

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