: Moskau und Kiew setzen Verhandlungen aus
17.05.2022 | 20:50 Uhr
Moskau und Kiew verhandeln nicht mehr über ein mögliches Kriegsende, das finnische Parlament stimmt für einen Nato-Beitritt.Das Wichtigste in Kürze
- Moskau: 265 Soldaten aus Stahlwerk in Mariupol in Gefangenschaft
- Selenskyj und Scholz telefonieren
- Finnlands Parlament stimmt Nato-Beitrittsantrag zu
- Luftangriff in der Region Lemberg gemeldet
Anmerkung der Redaktion
Angaben zum Verlauf des Krieges oder zu Opferzahlen durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Seite können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Wir fassen für Sie im Folgenden die wichtigsten Entwicklungen zu Russlands Krieg gegen die Ukraine zusammen. Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Das war die Lage an tag 83:
- Die Verhandlungen zwischen Ukraine und Russland zur Beendigung des Krieges vorerst ausgesetzt. Sie sollen nur bei konkreten Vorschlägen wieder aufgenommen werden. Das sagte Kiews Unterhändler Mychajlo Podoljak am Dienstag. Eine gesichtswahrende Lösung für Kremlchef Wladimir Putin lehne Kiew ab, sagte Podoljak. Nur eine vollständige Befreiung aller besetzten Territorien sei akzeptabel. Auch Russland bestätigte das vorläufige Ende von Gesprächen.
- Die ukrainischen Soldaten aus dem belagerten Stahlwerk in Mariupol haben sich nach Angaben Moskaus "ergeben" und befinden sich nun in russischer Gefangenschaft. Mehr als 250 Kämpfer hätten binnen 24 Stunden ihre Waffen niedergelegt, teilte das russische Verteidigungsministerium heute mit. 51 von ihnen seien mit schweren Verletzungen zur Behandlung nach Nowoasowsk gebracht worden.
- Die Ukraine hofft auf einen schnellen Gefangenenaustausch - aber wie realistisch ist das? Einschätzungen von ZDF-Reporter Dara Hassanzadeh aus Uman.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mit Bundeskanzler Olaf Scholz die Lage an der Front besprochen. Wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit mitteilte, tauschten sich die Politiker über die aktuelle militärische und humanitäre Lage in der Ukraine aus. Es sei auch um eine mögliche Verschärfung der Sanktionen gegen Russland und die Aussicht auf Frieden gegangen, schrieb Selenskyj auf Twitter.
Wie zuverlässig sind Angaben aus dem Ukraine-Krieg?
Viele Informationen, die uns aus dem Ukraine-Krieg erreichen, kommen von offiziellen russischen oder ukrainischen Stellen - also von den Konfliktparteien selbst. Solche Informationen sind deshalb nicht notwendigerweise falsch, aber zunächst nicht von unabhängigen Stellen überprüft. Eine solche Überprüfung ist wegen des Kriegsgeschehens oft nicht oder zumindest nicht unmittelbar möglich. Das ZDF trägt dieser Situation Rechnung, indem es Quellen nennt und Unsicherheiten sprachlich deutlich macht.
Zudem greifen die Informationsangebote des ZDF in ihrer Berichterstattung auf viele weitere Quellen zurück: Sie berichten mit Reportern von vor Ort, befragen Experten oder verweisen auf Recherchen anderer Medien. Zudem verifiziert ein Faktencheck-Team kursierende Aufnahmen und Informationen.
Warum werden dennoch Aussagen der Konfliktparteien zitiert?
Das ZDF ist in seiner Berichterstattung dem Grundsatz der Ausgewogenheit verpflichtet. Dazu gehört, grundsätzlich beide Seiten zu Wort kommen zu lassen. Gleichzeitig sehen wir es als unsere Aufgabe an, Aussagen auf Grundlage der vorliegenden Informationen einzuordnen und darüber hinaus - beispielsweise in Faktenchecks - Propaganda auch als solche zu entlarven und kenntlich zu machen.
Warum ist häufig von "mutmaßlich" die Rede?
Die Sorgfalt und Ausgewogenheit, denen das ZDF verpflichtet ist, beinhalten auch, sachliche Unwägbarkeiten transparent zu machen und Vorverurteilungen zu vermeiden. Ist ein Sachverhalt nicht eindeutig bewiesen, muss diese Unsicherheit offengelegt werden. Das geschieht in der Regel durch Formulierungen wie "mutmaßlich" oder "offenbar". Damit wird klar, dass zum Zeitpunkt der Berichterstattung aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse davon ausgegangen wird, dass sich ein Ereignis so zugetragen hat wie dargestellt, die letzte Gewissheit allerdings (noch) fehlt.
Das gilt zum Beispiel auch bei der Berichterstattung über Gerichtsprozesse: Eine Person gilt so lange als "mutmaßlicher Täter", bis ein Gericht ein rechtskräftiges Urteil gesprochen hat.
Die Situation in den ukrainischen Städten:
- Russland hat eigenen Angaben zufolge im Westen der Ukraine Waffenlieferungen aus den USA und Europa zerstört. Raketen hätten Ziele in der Region um Lemberg getroffen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Das ukrainische Militär hatte am Morgen von einem Luftangriff gesprochen.
- Auch aus Odessa und Mykolajiw im Süden des Landes meldete die ukrainische Armee Beschuss. Sie beschuldigte die russischen Streitkräfte, im Zentrum von Mykolajiw wahllos Streumunition eingesetzt zu haben.

Seit Wochen wird Odessa von der russischen Armee beschossen. Vor dem Krieg florierte der Tourismus und der Hochsee-Hafen war eine wichtige Basis der ukrainischen Wirtschaft.
17.05.2022 | 01:34 min- Vor der Großstadt Sjewjerodonezk im Osten des Landes hat das ukrainische Militär nach eigenen Angaben russische Truppen zurückgeworfen. Auch der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, berichtete aus der Umgebung der Großstadt von schweren Gefechten.
Ukraine: Hier können Sie spenden
Wenn Sie helfen wollen, können Sie das durch eine Spende tun. Alle Informationen hierzu im Überblick.
Wie arbeitet das Aktionsbündnis?
Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe hilft Menschen in der Ukraine und auf der Flucht. Gemeinsam sorgen die Organisationen Caritas international, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie Katastrophenhilfe und UNICEF Deutschland für Unterkünfte und Waschmöglichkeiten, für Nahrungsmittel, Kleidung, Medikamente und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Auch psychosoziale Hilfe für Kinder und traumatisierte Erwachsene ist ein wichtiger Bestandteil des Hilfsangebots.
Reaktionen und Folgen des russischen Angriffs:
- Mit überwältigender Mehrheit hat das Parlament in Finnland für einen Nato-Beitritt des Landes gestimmt. Die Abgeordneten in Helsinki votierten am Dienstag mit mehr als 90 Prozent für den historischen Schritt. In Schweden unterzeichnete derweil Außenministerin Ann Linde den Aufnahmeantrag ihres Landes.
- Kremlsprecher Dmitri Peskow wirft dem Westen vor, gegen Russland einen Krieg zu führen. Zuvor hatte bereits Präsident Wladimir Putin mit Blick auf die westlichen Sanktionen von einem wirtschaftlichen "Blitzkrieg" gesprochen. Der eigene Angriffskrieg auf die Ukraine wird von der russischen Führung nur "militärische Spezialoperation" genannt.
- Die Türkei droht damit, die Norderweiterung zu blockieren und begründet dies mit der angeblichen Unterstützung der Nordländer etwa für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK. Präsident Recep Tayyip Erdogan will nur gegen Zugeständnisse zustimmen. Diplomaten zufolge könnten auch Waffengeschäfte eine Rolle spielen. Hoffnung ist nun, dass Gespräche des türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu in New York Bewegung in den Streit bringen könnten.
- Im Zuge der Ermittlungen zu möglichen Kriegsverbrechen in der Ukraine hat der Internationale Strafgerichtshof ein Team von 42 Experten in das Land entsandt. Es sei das bisher größte Ermittler-Team, das das Weltstrafgericht jemals entsendet habe, teilte Chefankläger Karim Khan am Dienstag mit. Die Experten sollen Zeugen befragen, Beweismaterial sichern und analysieren sowie nationale Ermittler unterstützen.
Das passierte an Tag 82:
Die Ukraine meldete die Vernichtung russischer Depots und stoppt laut eigenen Angaben Angriffe. Im Stahlwerk in Mariupol sollen Moskau zufolge Verletzte evakuiert werden. Die Lage an Tag 82 im Ukraine-Krieg:
Quelle: dpa, AP, AFP, Reuters, ZDF