: Biden unterstreicht große Einigkeit der Nato

24.03.2022 | 20:22 Uhr
In Brüssel hat die Nato getagt. US-Präsident Biden betonte, dass die Allianz so geschlossen sei wie nie. Das war Tag 29 im Ukraine-Krieg.

Das Wichtigste in Kürze

  • US-Präsident Biden dankt Polen für Engagement für Flüchtlinge
  • Russische Armee legt Fokus künftig auf "Befreiung" des Donbass
  • Moskau: 1.351 russische Soldaten in Ukraine getötet
  • Waffenlieferungen des Westens an Kiew seien laut Russland ein "Fehler", Russland will seine Westflanke wegen Nato-Aktivitäten stärken
  • Habeck: Fortschritte bei Abhängigkeit von russischen Energieimporten
  • Internationale Atomenergiebehörde: Ukraine meldet Beschuss nahe Tschernobyl
Wir fassen für Sie im Folgenden die wichtigsten Entwicklungen zum Krieg gegen die Ukraine zusammen. Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Angaben zum Verlauf des Krieges oder zu Opferzahlen durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Seite können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Krieg gegen die Ukraine: Das ist am Donnerstag passiert

  • Die Nato-Staaten wollen mit massiver Aufrüstung auf Russlands aggressive Politik reagieren. Man werde das Abschreckungs- und Verteidigungsdispositiv erheblich stärken und das gesamte Spektrum an einsatzbereiten Streitkräften und Fähigkeiten weiterentwickeln, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Staats- und Regierungschefs. Diese Schritte würden durch "erweiterte Übungen" mit dem Schwerpunkt kollektive Verteidigung und der Zusammenarbeit der unterschiedlichen Streitkräfte ergänzt. Die Staats- und Regierungschefs weisen zudem auf bereits umgesetzte Maßnahmen hin wie die Verstärkung der Ostflanke mit 40.000 Soldatinnen und Soldaten. Sie warnten Russland außerdem vor dem Einsatz von Chemiewaffen.
  • Biden betonte, dass die Nato so geschlossen wie nie zuvor sei. "Putin hat mit dem Einmarsch in die Ukraine genau das Gegenteil von dem erreicht, was er erreichen wollte." Gleichzeitig appellierte Biden an die westlichen Verbündeten im Konflikt mit Putin einen langen Atem zu beweisen. Die Maßnahmen gegen Russland müssten aufrecht erhalten werden. "Das ist es, was ihn stoppen wird." Es gehe um "das Verstärken des Schmerzes".
  • Die westlichen Verbündeten kündigen an, dass jede Transaktion mit Gold im Zusammenhang mit der russischen Zentralbank mit Sanktionen belegt werden soll. Die führenden demokratischen Wirtschaftsmächte (G7) und die Europäische Union wollen so verhindern, dass die russische Zentralbank internationale Reserven -einschließlich Gold - einsetzt, um die russische Wirtschaft zu stützen.
  • Die G7-Staaten forderten den russischen Präsidenten Wladimir Putin außerdem zum sofortigen Ende des Angriffs auf die Ukraine auf. Bei ihrem Krisengipfel in Brüssel drohte die G7 dem Kremlchef mit Konsequenzen für die vor vier Wochen begonnene Invasion. Die Gruppe rief Russland dazu auf, "seine Streitkräfte und sein militärisches Gerät aus dem gesamten Hoheitsgebiet der Ukraine abzuziehen." Man appelliere an alle Staaten, Russland beim Krieg nicht zu unterstützen. Bundeskanzler Scholz kündigte außerdem Strafmaßnahmen der G7 an, "sollte dies erforderlich werden".

Rüdiger von Fritsch, ehemaliger Botschafter in Moskau: Dass der Westen jetzt zusammenstehe, sei ein wichtiges Signal.

24.03.2022 | 03:42 min
  •  Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat eine Resolution zur humanitären Situation in der Ukraine mit großer Mehrheit angenommen. 140 Länder in dem größten UN-Gremium mit 193 Mitgliedern stimmten für den von der Ukraine eingebrachten und unter anderem auch von Deutschland unterstützten Text. 38 Länder enthielten sich, nur 5 Länder stimmten gegen den Beschluss, der sich deutlich gegen Russland richtete: Neben Aggressor Moskau waren das Syrien, Weißrussland, Nordkorea und Eritrea. Die Resolution verlangt unter anderem "eine sofortige Einstellung der Feindseligkeiten der Russischen Föderation gegen die Ukraine, insbesondere aller Angriffe auf Zivilpersonen und zivile Objekte".
  • Die USA verhängen weitere Strafmaßnahmen, darunter Sanktionen gegen mehr als 400 Russen und russische Unternehmen. Wie das Weiße Haus anlässlich der Teilnahme von US-Präsident Joe Biden an Gipfeltreffen von Nato, G7 und EU in Brüssel mitteilte, sollen unter anderem 48 Rüstungsunternehmen, 328 Mitglieder der Duma, die Duma als Ganzes und zahlreiche Bankenmanager mit Sanktionen belegt werden. Die USA erklärten sich außerdem zur Aufnahme von bis zu 100.000 Ukraine-Flüchtlingen bereit und kündigten zudem an, mehr als eine Milliarde Dollar (910 Millionen Euro) an zusätzlichen Hilfsgeldern zur Verfügung zu stellen.

International wächst die Furcht vor einem möglichen Einsatz von Chemiewaffen durch Russland in der Ukraine.

24.03.2022 | 03:52 min
  • Großbritannien hat weitere Strafmaßnahmen gegen Russland und Belarus wegen des Kriegs in der Ukraine angekündigt. Vermögen von 59 russischen und sechs belarussische Staatsbürgern, Organisationen und Unternehmen würden eingefroren, so die Regierung in London. Betroffen sind die russische Söldnertruppe Wagner sowie unter anderen der Chef der russischen Sberbank und der Gründer der Bank Tinkoff. Auf der Liste steht auch Polina Kowalewa, die Tochter der mutmaßlichen Geliebten des russischen Außenministers Sergej Lawrow.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat anlässlich des Kriegsbeginns vor einem Monat Menschen auf der ganzen Welt aufgerufen, am Donnerstag öffentlich zu protestieren. "Kommen Sie aus Ihren Büros, Ihren Wohnungen, Ihren Schulen und Universitäten", sagte Selenskyj in einer auf Telegram veröffentlichten Videoansprache in der Nacht zu Donnerstag. "Kommen Sie im Namen des Friedens, kommen Sie mit ukrainischen Symbolen, um die Ukraine, die Freiheit und das Leben zu unterstützen."
  • Das Gesundheitswesen in der Ukraine ist laut der Weltgesundheitsorganisation WHO seit dem russischen Einmarsch 64 bestätigten Angriffen ausgesetzt gewesen. Insgesamt seien bei diesen Attacken 15 Menschen getötet und 37 verletzt worden.

Die Situation in den ukrainischen Städten

  • In Mariupol, das seit Wochen von jeglicher Versorgung abgeschnitten ist und heftig beschossen wird, ist die Lage dramatisch. Nach Angaben der Stadtverwaltung wurden Patienten im Keller des größten Krankenhauses der Stadt bei Kerzenlicht behandelt, um Treibstoff zu sparen. Nach Angaben der ukrainischen Regierung sitzen noch rund 100.000 Menschen in der weitgehend zerstörten Stadt fest. Nach UN-Schätzungen wurden alleine in Mariupol tausende Zivilisten getötet.
Umkämpfe Gebiete in der Ukraine
  • Seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine vor einem Monat sind bei Kämpfen um die Stadt Charkiw nach Angaben der lokalen Polizei 294 Zivilisten getötet worden. Darunter seien 15 Kinder, teilten die Beamten im Nachrichtenkanal Telegram mit.
  • Russische Truppen greifen nach Angaben des ukrainischen Militärs weiter zahlreiche Städte und Gebiete in dem Land an - sind allerdings bei der Hauptstadt Kiew am Vorrücken gehindert worden. Die Front sei "praktisch eingefroren". Präsidentenberater Olexij Arestowytsch sagte in Kiew, die russischen Truppen hätten an den meisten Frontabschnitten keine Ressourcen für weitere Vorstöße mehr. Der Kriegsgegner stehe "praktisch auf der Stelle", betonte Arestowytsch.

Wir haben mit Menschen in der Ukraine gesprochen, die dem Krieg ausgeliefert sind.

24.03.2022 | 03:05 min
  • Nach Einschätzung britischer Geheimdienste erhöht die Ukraine den Druck auf die russischen Streitkräfte nordöstlich von Kiew. Diese stünden dort bereits vor erheblichen Problemen in der Versorgung und in ihrer Kampfmoral, heißt es in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums unter Berufung auf Geheimdienstinformationen.
  • Russische Truppen haben nach eigener Darstellung die "vollständige Kontrolle" über die ukrainische Stadt Isjum erlangt. Das sei am Donnerstagmorgen erfolgt, so das russische Verteidigungsministerium. Die Ukraine wie das am Nachmittag zurück. "Das ist eine weitere Provokation der russischen Presse. Sie haben keine andere Wahl als über angebliche 'Siege' zu lügen", schrieb der Gouverneur des Gebiets Charkiw, Oleh Synjehubow, im Nachrichtenkanal Telegram. Es werde weiter heftig gekämpft, aber die ukrainischen Streitkräfte hielten ihre Stellungen, so Synjehubow.

Wie weit wird Putin gehen? Nicht nur die USA warnen vor einem möglichen Einsatz von Chemiewaffen.

24.03.2022 | 03:00 min
  • Aus mehreren umkämpften ukrainischen Städten konnten rund 4.500 Menschen fliehen. Das teilte der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Kyrylo Tymoschenko, auf Telegram mit. Der Großteil von ihnen, fast 3.000 Menschen, habe aus der Hafenstadt Mariupol kommend mit privaten Transportmitteln die Großstadt Saporischschja erreicht.

Fragen und Antworten zum Russland-Ukraine-Konflikt

  • In der Ukraine sind laut UN mehr als 6,5 Millionen Menschen im eigenen Land durch die russischen Angriffe auf der Flucht. Mehr als 3,6 Millionen Menschen flohen zudem ins Ausland. Das Bundesinnenministerium erklärte, dass in Deutschland bislang 238.932 Flüchtlinge registriert worden sind. Die Ukraine hatte vor Beginn des russischen Angriffs mehr als 44 Millionen Einwohner.
ZDFheute Infografik
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Das ist im Krieg an Tag 28 passiert:

Die USA werfen russischen Truppen Kriegsverbrechen vor. Die Nato verstärkt ihre Ostflanke kurzfristig mit vier multinationalen Gefechtsverbänden. Lesen Sie hier nach, wie sich die Lage in der Ukraine am Mittwoch entwickelt hat:
Quelle: dpa, AFP, AP, epd, KNA, ZDF

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