: Nord Stream 1: Gaslieferung bleibt ausgesetzt
02.09.2022 | 20:50 Uhr
Nach drei Tagen Wartung sollte am Samstag wieder Gas durch Nord Stream 1 fließen. Nun kündigte Gazprom eine Verlängerung des Lieferstopps an - Grund sei ein Defekt.
Die Gas-Pipeline Nord Stream 1 bleibt außer Betrieb. Der russische Konzern Gazprom teilte am Abend mit, dass ein Ölaustritt in einer Kompressorstation gestoppt werden müsse.
03.09.2022 | 00:17 minDurch die Ostseepipeline Nord Stream 1 wird von diesem Samstag an anders als angekündigt weiter kein Gas fließen. Das teilte der Staatskonzern Gazprom am Freitagabend bei Telegram mit. Grund sei ein Ölaustritt in der Kompressorstation Portowaja.
Bis zur Beseitigung bleibe der Gasdurchfluss gestoppt. Es war damit gerechnet worden, dass nach Abschluss der angekündigten dreitägigen Wartungsarbeiten ab Samstagmorgen wieder Gas durch die Leitung fließt.
Russland nennt Wartungsarbeiten als Grund für Lieferstopp
Gazprom zufolge ist das Leck bei den gemeinsam mit Experten von Siemens Energy erledigten Wartungsarbeiten an der Station festgestellt worden. Das ausgetretene Öl sei an mehreren Stellen gefunden worden. Es sei nicht möglich, den sicheren Betrieb der letzten dort noch verbliebenen Gasturbine zu garantieren.
Schon in der Vergangenheit sei es zu solchen Ölaustritten gekommen, hieß es.
Ein Brief über die Beanstandungen am Aggregat Trent 60 mit der Nummer 24 und über die notwendigen Reparaturen sei an den Chef von Siemens Energy, Christian Bruch, gegangen, teilte Gazprom weiter mit.
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Zuvor waren erste Gaslieferungen für Samstagmorgen angekündigt worden. Das ging aus vorläufigen Daten der Website der Nord Stream AG hervor. Demnach waren ab Samstagmorgen 2 Uhr wieder Gaslieferungen vorgemerkt worden.
Der Umfang der angekündigten Lieferungen entsprach zunächst dem Niveau vor der Unterbrechung, also etwa 20 Prozent der maximal möglichen Menge und damit täglich 33 Millionen Kubikmeter Erdgas. Am späten Freitagnachmittag zeigten die vorläufigen Daten dann nur noch eine kaum nennenswerte Menge an.
Wirtschaftsministerium nach Gasstopp: Versorgung ist sicher
Das Bundeswirtschaftsministerium betonte die Sicherheit der Gasversorgung. "Die Lage auf dem Gasmarkt ist angespannt, aber die Versorgungssicherheit ist gewährleistet", erklärte eine Sprecherin am Freitagabend.
Die jüngsten Meldungen von Gazprom habe man zur Kenntnis genommen, so die Sprecherin. "Wir kommentieren diese in der Sache nicht, aber die Unzuverlässigkeit Russlands haben wir in den vergangenen Wochen bereits gesehen und entsprechend haben wir unsere Maßnahmen zur Stärkung der Unabhängigkeit von russischen Energieimporten unbeirrt und konsequent fortgesetzt. Dadurch sind wir jetzt wesentlich besser gerüstet als noch vor einigen Monaten."
Seit Mittwoch fließt kein Gas mehr
Seit Mittwochmorgen fließt kein Gas durch die zuletzt wichtigste Leitung für russisches Gas nach Deutschland. Grund sind laut dem russischen Energiekonzern Gazprom Wartungsarbeiten an einer Kompressorstation. Das Unternehmen hatte ursprünglich angekündigt, dass der Lieferstopp bis zum 2. September andauern werde.
Zweifel an der Begründung hatte der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, geäußert. Auch im Zusammenhang mit der Drosselung auf ein Fünftel der Maximalleistung hatte Gazprom auf technische Gründe verwiesen.
Die Bundesnetzagentur betonte darüber hinaus die Bedeutung der deutschen Vorsorgemaßnahmen. "Angesichts der russischen Entscheidung, vorerst kein Gas über Nord Stream 1 fließen zu lassen, gewinnen die LNG Terminals, die relevanten Speicherstände und signifikante Einsparnotwendigkeiten an Bedeutung", twitterte Behördenpräsident Klaus Müller am Freitag. "Gut, dass Deutschland inzwischen besser vorbereitet ist, jetzt kommt es aber auf jede/n an", so Müller weiter.
Tweet von Klaus Müller
Mitte Oktober könnte nächster Gas-Lieferstopp drohen
Der russische Energieriese Gazprom sei nicht schuld daran, dass die Zuverlässigkeit der Leitung durch die Ostsee gefährdet sei, meinte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Es gebe keine technischen Reserven. "Es läuft nur eine Turbine", sagte er auf die Frage eines Journalisten nach möglichen weiteren Unterbrechungen.
Laut dem Staatskonzern muss die letzte verbliebene Turbine in der Kompressorstation alle 1.000 Arbeitsstunden gewartet werden. Damit dürfte Mitte Oktober der nächste Stopp anstehen.
Mehr zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine (dem eigentlichen Hintergrund für die gefürchtete Erdgas-Knappheit) finden Sie hier:
Quelle: dpa