: Kreml sieht London hinter Angriffen

01.11.2022 | 12:47 Uhr
Laut Russland ist Großbritannien an Angriffen auf die Nord-Stream-Pipelines und die Schwarzmeerflotte beteiligt. Moskau will "antworten", London weist die Vorwürfe scharf zurück.
Das Nord Stream 2-Gasleck in der Nähe von Bornholm aus der Luft. (Archivbild) Quelle: Danish Defence Command/dpa
Russland wirft Großbritannien vor, die Explosionen an den deutsch-russischen Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 gesteuert und koordiniert zu haben. "Unseren Geheimdiensten liegen Beweise vor, die darauf hindeuten, dass der Angriff von britischen Militärspezialisten geleitet und koordiniert wurde", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Dienstag vor der Presse.
Es gebe Beweise dafür, dass Großbritannien "in Sabotage- und Terrorakte gegen lebenswichtige Energieinfrastruktur verwickelt" sei, fügte er hinzu, und zwar "nicht nur in Russland, sondern international".

Moskau: Werden über Schritte nachdenken

Solche Aktionen könnten nicht unbeantwortet bleiben. "Wir werden über weitere Schritte nachdenken", sagte Peskow und kritisierte das "inakzeptable Schweigen der europäischen Länder". Moskau hatte London bereits am Samstag beschuldigt, in die Explosionen "verwickelt" zu sein.
Mitglieder einer "Einheit der britischen Marine" hätten Ende September an der "Planung, Belieferung und Ausführung" des "Terrorangriffs" mitgewirkt, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Samstag im Online-Dienst Telegram. Der Kreml warf Großbritannien auch eine Beteiligung an Angriffen auf die Schwarzmeerflotte auf der Krim am Samstag vor.

Großbritannien: Russland will von Versagen ablenken

Großbritannien hatte die Vorwürfe Russlands zurückgewiesen. Um vom "desaströsen Versagen bei der illegalen Invasion der Ukraine abzulenken", bediene sich das russische Verteidigungsministerium "Falschbehauptungen epischen Ausmaßes", schrieb das britische Verteidigungsministerium am Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die insgesamt vier Explosionen vor der dänischen Insel Bornholm im September hatten mehrere Lecks in die Nord-Stream-Pipelines gerissen, welche für den Transport von russischem Gas nach Deutschland gebaut worden waren.

Noch steht nicht fest, wer hinter den Nord-Stream-Lecks steckt, sagt Schwedens Ministerpräsidentin Andersson. Die Anschläge zeigten aber, wie verwundbar Europas Infrastruktur sei.

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Die Pipelines waren zum Zeitpunkt der Explosionen nicht in Betrieb, enthielten aber Gas. Russland hatte sich wiederholt darüber beschwert, dass es nicht in die internationale Untersuchung zu den mutmaßlich durch Sabotageakte verursachten Lecks einbezogen worden sei.

Nord Stream will Pipeline-Schäden begutachten

Mittlerweile will auch der Betreiber von Nord Stream 2 die Schäden an der Ostsee-Gaspipeline von einem Schiff aus begutachten. "Wir planen ein Spezialschiff einzusetzen, das uns weiteren Aufschluss über den Zustand unserer Anlagen geben kann", sagte Ulrich Lissek, Sprecher der Nord Stream 2 AG, den "Badischen Neuesten Nachrichten".
"Wir haben nur in der A-Röhre einen Druckabfall registriert. Der Druck in der B-Röhre ist normal geblieben. Demnach ist sie intakt", zitierte das Blatt Lissek. Die Bundesregierung geht hingegen nicht davon aus, dass eine Röhre von Nord Stream 2 noch intakt ist.
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Quelle: AFP, dpa

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