: Forscher: Gasaustritt kleiner als befürchtet

06.10.2022 | 15:23 Uhr
Nach dem Anschlag auf die Nord-Stream-Gaspipelines war die Angst vor einer Umweltkatastrophe groß. Daten zeigen nun: Es ist weniger Methan in die Atmosphäre gelangt als befürchtet.
Obwohl die Leitungen nicht in Betrieb sind, waren sie aus technischen Gründen mit Gas gefüllt. Quelle: picture alliance / abaca
Durch die Lecks an den Nord-Stream-Gaspipelines ist nach Angaben von französischen Forschern weniger klimaschädliches Methan in die Atmosphäre gelangt als befürchtet. Daten von Überwachungsstationen in ganz Europa hätten sie zu dem Schluss gebracht, dass 70.000 Tonnen Methan freigesetzt worden seien, erklärten Wissenschaftler der französischen Kommission für Atomenergie und alternative Energien (CEA).

Methanausstoß nur ein Bruchteil weltweiter Emissionen

Andere Schätzungen wären mit bis zu 300.000 Tonnen auf ein Vielfaches dieser Menge gekommen. Die geschätzte Menge, die freigesetzt wurde, entspreche zwei Prozent der französischen Kohlenstoffemissionen oder den Emissionen von Paris für ein ganzes Jahr, sagte Philippe Ciais.
Wissenschaftler hatten sich besorgt über die Klima- und Umweltauswirkungen durch die Lecks geäußert. Auch sie betonten jedoch, dass die betroffenen Methanmengen nur einen Bruchteil der weltweiten Emissionen ausmachten. In der vergangenen Woche waren insgesamt vier Lecks an den Pipelines Nord Stream 1 und 2 entdeckt worden, die von Russland durch die Ostsee nach Deutschland führen.
Die Karte zeigt drei der Lecks in den Nord-Stream-Pipelines. Das vierte wurde ebenfalls nahe der schwedischen Küste gefunden.Quelle: ZDF
Alle Lecks befinden sich nahe der dänischen Insel Bornholm, zwei davon in der Wirtschaftszone Dänemarks und die beiden anderen in der Wirtschaftszone Schwedens. Die Leitungen sind zwar nicht in Betrieb, waren aber aus technischen Gründen mit Gas gefüllt. Mittlerweile ist der Gasaustritt weitgehend versiegt.

Westen und Russland sprechen von Sabotage

Einem dänisch-schwedischen Bericht für den UN-Sicherheitsrat zufolge waren die Lecks von Unterwasser-Explosionen mit einer Sprengkraft wie "Hunderte Kilo" Sprengstoff verursacht worden.
Auch die schwedischen Behörden vermuten nach ihren ersten Untersuchungen der Lecks einen Sabotageakt. Die Untersuchungen hätten ergeben, dass "es nahe Nord Stream 1 und 2 in der schwedischen Wirtschaftszone Detonationen gegeben hat, die zu großen Schäden an den Gaspipelines geführt haben", erklärte Staatsanwalt Mats Ljungqvist.
"Die Untersuchungen am Tatort haben den Verdacht auf schwere Sabotage erhärtet", fügte er hinzu. Am Tatort entnommenes Beweismaterial würde nun untersucht.
Sowohl der Westen als auch Russland sprechen von Sabotage. Der russische Präsident Wladimir Putin wirft dem Westen vor, hinter den Explosionen zu stecken.

Moskau betont: Nord Stream 2 einsatzfähig

Unterdessen betonte der russische Vizeregierungschef Alexander Nowak, Moskau könne "in kürzester Zeit" durch den unbeschädigten Teil von Nord Stream 2 Gas liefern. Dazu müssten die Europäer "die notwendigen rechtlichen Entscheidungen über die Zertifizierung und die Aufhebung der Beschränkungen" für diese Pipeline treffen, sagte Nowak am Mittwoch im Staatsfernsehen.
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Quelle: AFP

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