Kim Jong Un unter Militärs: Seit zehn Jahren regiert er Nordkorea. (Archivbild)Quelle: dpa
Kim Jong Un ist als Person und Staatsmann für das Ausland auch nach zehn Jahren an der Macht nur schwer zu fassen. Gegenüber den Bürgern seines Landes gibt sich Nordkoreas Machthaber gerne leutselig und volksnah, im Westen gilt Kim als eiskalter Despot eines Staates, dessen Kontrolle und Repressalien in alle Lebensbereiche der Bürger hineinreichen.
Mit politischen Säuberungen sicherte Kim Jong Un seine Macht
Am 29. Dezember 2011 übernahm Kim Jong Un die Amtsgeschäfte als "oberster Führer" in Nordkorea, 13 Tage nachdem sein Vater Kim Jong Il an einem Herzinfarkt gestorben war. Als Kim die Macht in dem totalitären Staat übernahm, war er nicht einmal 30 Jahre alt.
Beobachter und Nachbarländer vermuteten damals, dass unter dem jungen Diktator Instabilität das Land ergreifen könnte. Doch es folgte eine Phase der Machtkonsolidierung. Den politischen Säuberungen Kims fielen zahlreiche hochrangige Funktionäre zum Opfer, einschließlich seines Onkels Jang Song Thaek. Das zehnte Amtsjubiläum wird jetzt erneut von Aufrufen an die Bevölkerung begleitet, dem Sohn vollständig die Treue zu halten.
Corona-Krise macht sich auch in Nordkorea bemerkbar
Aktuell ist Nordkorea in einer kritischen Situation. Neben den internationalen Sanktionen setzten Nordkorea auch die Folgen der
Corona-Pandemie stark zu. Der Handel mit China litt unter geschlossenen Grenzen, seine wirtschaftlichen Ziele konnte Kim nicht einhalten.
Die Preise seien im einheimischen Markt gestiegen, sagt der aus Nordkorea geflüchtete südkoreanische Abgeordnete Ji Seong Ho. "Die Hauptlast muss die Bevölkerung tragen." Ohnehin sei heute unter jungen Nordkoreanern die Opposition gegen Kim größer als zu Kim Jong Ils Zeiten, glaubt Ji.
Ein verlorenes Jahrzehnt für Nordkorea? Die Kim-Jong-Un-Herrschaft in Bildern:
Machtübernahme mit 27 Jahren
Kim Jong Un am Sarg seines Vaters am 28. Dezember 2011.
Quelle: reutersDer Konflikt mit Südkorea ist weiter nicht beigelegt
Kim Jong Un blickt im März 2012 mit dem Fernglas über die südliche Grenze.
Quelle: dpaEin junger Herrscher unter alten Partei-Kadern
Kim Jong Un bei Feiern zum 65-jährigen Bestehen Nordkoreas im Jahr 2013.
Quelle: reutersKim Jong Un gibt 2014 seine Stimme für die Wahl der Obersten Volksversammlung ab.
Das Parlament ist weiterhin nur eine symbolische Institution. Mehr demokratische Freiheitsrechte gab es unter Kim bislang nicht.
Quelle: dpaMehr Ressourcen für das Atomprogramm
Kim Jong Un ordnet 2015 den Test einer Wasserstoffbombe an.
Quelle: imagoZwischen privatwirtschaftlichen Experimenten und Mangelverwaltung
Vor allem während der Corona-Pandemie nahm die Gefahr einer Hungersnot in Nordkorea drastisch zu. Hier besucht Kim Jong Un 2016 eine Farm.
Quelle: imagoKein Gipfel des Erfolgs
Kim Jong Un 2017 auf dem Mount Paektu an der Grenze zu China. Von seinem großen Nachbarn ist Nordkorea weiterhin abhängig.
Quelle: imagoBemühungen, den Korea-Konflikt diplomatisch beizulegen
Hier besuchte Südkoreas Präsident Moon Jae In am 18. September 2018 Pjöngjang.
Quelle: reutersEmpfang mit militärischen Ehren
Kim Jong Un und der südkoreanische Präsident Moon Jae In inspizieren die Ehrengarde am nordkoreanischen Flughafen Samjiyon am 20. September 2018.
Quelle: imagoTrump verhalf Kim zu Aufmerksamkeit auf der Weltbühne
Kim Jong Un empfängt US-Präsident Donald Trump am 30. Juni 2019 im Grenzgebiet zu Südkorea.
Quelle: imagoDoch die Verhandlungen mit den USA scheiterten
Donald Trump hatte für Kim mal Lob und mal Beleidigungen übrig. Dennoch war Trump am 30. Juni 2019 der erste amtierende US-Präsident der nordkoreanischen Boden betrat.
Quelle: reutersFür Putin ist Nordkorea kein zentrales Thema
Das Verhältnis mit Russland ist im Laufe der Jahre merklich abgekühlt. Hier trafen Kim Jong Un und Wladimir Putin im April 2019 in Wladiwostok zusammen.
Quelle: Sergei Ilnitsky/POOL European Pressphoto Agency/AP/dpaKrisenbekämpfung im eigenen Land
Im Oktober 2020 besucht Kim Jong Un Gebiete in der Provinz Süd-Hamgyong nach heftigen Überschwemmungen und Taifunen.
Quelle: imagoProbleme können immer weniger durch Propaganda überdeckt werden
2021 musste Kim Jong Un so deutlich wie nie in öffentlichen Reden eingestehen, dass sein Land enorme wirtschaftliche Probleme hat.
Quelle: dpa
Atomwaffen sind für den Diktator zentral
Die Atomwaffen des Landes spielten von Anfang an eine wichtige Rolle für Kims Machtentfaltung. Vier der bisher sechs Atomtests durch Nordkorea wurden unter Kim Jong Un durchgeführt, der bisher größte und letzte im September 2017. Zudem trieb er die Entwicklung von ballistischen Raketen voran.
Seine größte Präsenz auf der Weltbühne hatte Kim bei drei medienwirksam inszenierten Treffen mit dem früheren US-Präsidenten Donald Trump zwischen Juni 2018 und Juni 2019. Doch am Ende standen beide mit leeren Händen da.
Auf Gespräche über nukleare Entwaffnung hatte sich Kim eingelassen, um den hohen Druck der Sanktionen auf seine Volkswirtschaft abzumildern. "Er benötigte etwas wirtschaftliche Entspannung", sagt Unterhändler Lee. Doch Trump wollte die Sanktionen nicht lockern oder Wirtschaftshilfe leisten, solange Kim keine größeren Zugeständnisse bei der atomaren Abrüstung macht.
Das Militär kommt in Nordkorea weiterhin an erster Stelle
Für den früheren deutschen Diplomaten Thomas Schäfer ist vor allem die Rolle des Militärs in Nordkorea der Schlüssel, um Kims Handeln besser zu verstehen.
Bei Nordkorea muss man bei den langfristigen Zielen anfangen, und die Ziele sind seit mehreren Jahren, eigentlich seit dem Regierungsantritt von Kim Jong Un, die militärpolitischen Ziele.
Thomas Schäfer, ehemaliger deutscher Botschafter in PjöngjangDazu gehöre ein Ende der gemeinsamen Manöver der USA und
Südkoreas, "und dann als größeren Schritt der Abzug der amerikanischen Truppen", so Schäfer.
Kim ist nach seiner Ansicht nicht der unumschränkte Machthaber des Landes - Entscheidungen müssen mit dem Militär abgestimmt werden. 2013 reformierte Kim Jong Un seine Wirtschaftsstrategie. Auf die "Militär-zuerst"-Politik seines Vaters folgte die sogenannte "Byongjin"-Linie, die eine gleichzeitige Entwicklung von Atomstreitmacht und Wirtschaft vorsah.
Die Hoffnung war so, dass der zivilen Wirtschaft mehr Ressourcen zukommen könnten. Doch für Schäfer ist inzwischen klar: "Der Name war Propaganda." Der Slogan sollte kaschieren, "dass aus der Militär-zuerst-Politik die Militär-zuallererst-Politik wurde".
Seltene Einblicke:
Sehen Sie hier die ganze Dokumentation "Rätsel Nordkorea - Leben im Reich des Kim Jong Un":