: Scholz sagt Waffen der deutschen Industrie zu

19.04.2022 | 23:03 Uhr
Die Ukraine meldet Beginn russischer Großoffensive, Russland spricht von "neuer Phase", Scholz sagt Waffen der deutschen Industrie zu. Die Entwicklungen von Tag 55 im Überblick.
In der Ukraine hat offenbar begonnen, was sich seit Tagen ankündigt: Der Großangriff auf den Donbass. Damit habe die "zweite Phase des Krieges" begonnen, heißt es aus Kiew.Quelle: dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Selenskyj: Russische Großoffensive in Ostukraine gestartet
  • Scholz sagt der Ukraine Geld für Waffen der deutschen Industrie zu
  • Russische Separatisten melden Angriff auf Stahlwerk in Mariupol

Anmerkung der Redaktion

Angaben zum Verlauf des Krieges oder zu Opferzahlen durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Seite können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Wir fassen für Sie im Folgenden die wichtigsten Entwicklungen zu Russlands Krieg gegen die Ukraine zusammen. Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

Die Entwicklung von Tag 55 im Ukraine-Krieg:

  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Beginn der russischen Offensive im Osten der Ukraine bestätigt. Am Montagabend erklärte Selenskyj in einer Rede, die im Messengerdienst Telegram verbreitet wurde:
Wir können nun bestätigen, dass die russischen Truppen den Kampf um den Donbass begonnen haben, auf den sie sich seit langem vorbereiten.
Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Präsident
  • Der russische Außenminister Sergej Lawrow spricht davon, dass der Militäreinsatz in der Ukraine in eine "neue Phase" getreten sei. Das Verteidigungsministerium in Moskau berichtete am Dienstag von Luftangriffen auf mindestens 60 Ziele. Die Ukraine meldete Explosionen entlang der östlichen Front und weitere Angriffe in anderen Teilen des Landes. Ukrainische Medien berichteten über eine Serie von Explosionen in der Region Donezk, lokale Behörden zudem von Explosionen in Charkiw, Mykolajiw und Saporischja.
  • Das US-Verteidigungsministerium sieht die jüngsten russischen Angriffe im Osten der Ukraine nur als Vorzeichen einer größeren Offensive Russlands. "Wir gehen davon aus, dass diese Angriffe das Vorspiel zu größeren Offensivaktionen sind, die die Russen planen", sagte ein hochrangiger Beamter des Pentagons am Dienstag in Washington.
  • In der umkämpften ukrainischen Hafenstadt Mariupol hat am Dienstag nach Angaben prorussischer Separatisten die Erstürmung des Stahlwerks Asovstal begonnen. In dem Stahlwerk sollen sich nach russischen Angaben rund 2.500 Kämpfer verschanzt haben. Ukrainischen Medien zufolge sollen in dem Werk noch rund 1.000 Zivilisten ausharren, unter ihnen auch Frauen und Kinder.
  • Am Dienstag konnten den dritten Tag in Folge zunächst keine Menschen in den umkämpften und belagerten Gebieten im Osten und Süden der Ukraine über organisierte Fluchtkorridore fliehen. Von ukrainischer Seite hieß es, es sei keine Einigung mit der russischen Seite erzielt worden.

Die Situation in den ukrainischen Städten und Siedlungen:

  • Beim Beschuss der ostukrainischen Großstadt Charkiw sind ukrainischen Angaben zufolge drei Menschen getötet und 15 verletzt worden, darunter ein 14 Jahre altes Kind. "Die Granaten fielen direkt vor Häuser, auf Kinderspielplätze und in die Nähe von humanitären Hilfsstellen", teilte der Gouverneur des Gebiets, Oleh Synjehubow, mit. Er warf der russischen Armee einen Angriff auf Zivilisten vor. Ärzte und Rettungskräfte seien rund um die Uhr im Einsatz, um die Folgen des Beschusses zu beseitigen, hieß es.
Quelle: ZDF
  • Der Militäradministrator der Region Luhansk, Serhij Haudau, sagte, Kreminna sei in der Nacht zum Dienstag unter schweres Artilleriefeuer gekommen. Die Russen hätten die Kleinstadt in der Ostukraine erobert, nachdem sie "alles eingeebnet" hätten, sagte er im ukrainischen Fernsehen. "Es ist einfach sinnlos, an einem Ort zu stehen, für jeden zu sterben, ohne dem Feind erheblichen Schaden zuzufügen", erklärte er. Seine Leute hätten sich zurückgezogen und neu formiert, um weiter zu kämpfen.
  • In Mariupol haben russische Truppen nach ukrainischen Angaben damit begonnen, die letzte große Bastion der verteidigenden Einheiten der Stadt mit bunkerbrechenden Waffen zu beschießen. Der Kommandeur des Asow-Regiments der Nationalgarde, Denys Prokopenko, sagte in einer Videobotschaft, die Russen setzten die schweren Waffen ein, obwohl sie wüssten, dass auch viele Zivilisten Schutz in dem weitläufigen Gelände des Asov-Stahlwerks gesucht hätten.

Reaktionen und Folgen des russischen Angriffs:

  • Die Niederlande werden die Ukraine mit schwereren Waffen wie Panzerfahrzeugen unterstützen. Ministerpräsident Mark Rutte teilte am Dienstag über Twitter mit, dass er dies dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj in einem Telefongespräch zugesagt habe. Gemeinsam mit Verbündeten werde auch die "Lieferung von zusätzlichem schwereren Material" geprüft.
  • Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat der Ukraine zugesagt, direkte Rüstungslieferungen der deutschen Industrie zu finanzieren. "Wir haben die deutsche Rüstungsindustrie gebeten uns zu sagen, welches Material sie in nächster Zeit liefern kann", sagte Scholz am Dienstag in Berlin.
Die Ukraine hat sich nun von dieser Liste eine Auswahl zu eigen gemacht, und wir stellen ihr das für den Kauf notwendige Geld zur Verfügung.
Olaf Scholz
  • Russland hat als Antwort auf die Ausweisung Dutzender russischer Diplomaten mehr als 30 europäische Diplomaten zu "unerwünschten Personen" erklärt. Allein aus den Niederlanden müssen demnach 15 Beschäftigte der Botschaft in Moskau das Land binnen zwei Wochen verlassen, wie das russische Außenministerium am Dienstag mitteilte. Zudem müssen zwölf Beschäftigte der belgischen Botschaft Russland verlassen. Auch Luxemburg wurde die Ausweisung von Diplomaten angekündigt. Von den Strafmaßnahmen sind auch vier Mitarbeiter der österreichischen Botschaft betroffen.
  • Das Bundeskriminalamt (BKA) registriert pro Woche in Deutschland rund 200 Straftaten in Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine. Die Delikte richteten sich "mehrheitlich gegen russischstämmige, aber auch gegen ukrainischstämmige Mitglieder unserer Gesellschaft", sagt BKA-Präsident Holger Münch dem "Tagesspiegel". Es handele sich vorrangig um Delikte wie Bedrohungen, Beleidigungen und Sachbeschädigungen.

Ukraine: Hier können Sie spenden

Quelle: ZDF
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Wie arbeitet das Aktionsbündnis?

Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe hilft Menschen in der Ukraine und auf der Flucht. Gemeinsam sorgen die Organisationen Caritas international, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie Katastrophenhilfe und UNICEF Deutschland für Unterkünfte und Waschmöglichkeiten, für Nahrungsmittel, Kleidung, Medikamente und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Auch psychosoziale Hilfe für Kinder und traumatisierte Erwachsene ist ein wichtiger Bestandteil des Hilfsangebots.

Das war an Tag 54 im Krieg passiert:

Laut Ukraines Präsident Selenskyj hat die russische Ost-Offensive begonnen, Behörden melden Tote nach Raketeneinschlägen in Lemberg, in Videos bitten Gefangene um einen Austausch. Lesen Sie hier nach, wie sich die Lage in der Ukraine am Montag entwickelt hat:
Quelle: dpa, AFP, Reuters, AP

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