: Polen riegelt seine EU-Außengrenze weiter ab

von Natalie Steger und Milena Drzewiecka
12.11.2022 | 16:18 Uhr
2,5 Meter hoch, drei Meter breit und 210 Kilometer lang: Ein Zaun, der die Sicherheit Polens erhöhen soll. Und eine Botschaft an Moskau, keine Hybrid-Attacken zu planen.

Polen baut einen Stacheldrahtzaun an der mehr als 200 Kilometer langen Grenze zu Russland – 2,5 Meter hoch, 3 Meter breit. Begründet wird der Schritt mit der nationalen Sicherheit.

10.11.2022 | 02:23 min
Polen riegelt seine EU-Außengrenze weiter ab - nur diesmal an der Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad. Ein Zaun an der Grenze zu Belarus ist längst errichtet und schreckt die ungewünschten Gäste ab. So soll es auch diesmal sein.
Das Jahr 2021: hunderte Soldaten und hunderte Migranten, die sich an der polnisch-belarussischen Grenze gegenüberstehen und lagern. Mit jedem Monat wird die Situation angespannter. Hunderte werden zu Tausenden. Besonders die Winterbilder bleiben im Kopf. Die Menschen aus Irak oder Afghanistan, die oft ihr Leben riskieren oder teils sogar verlieren, im eisigen Wald schlafen und mit der Hoffnung Richtung EU blicken.

Migranten als politische Waffe

Eine politische Waffe vom belarussischen Machthaber Lukaschenko, der – so ist sich der Westen sicher - die Migranten vom Nahen Osten gezielt per Direktflug nach Belarus holte und dann weiterschickte. Polen hat sich mit einem Zaun abgeriegelt. Ein Jahr später und hunderte Kilometer weiter sind die Angst und der Gegner ähnlich.
Die polnische Regierung befürchtet, dass diesmal Putin via Kaliningrad Migranten mit voller Absicht nach Polen illegal einschleusen könnte – und damit in die EU. Die nächste Hybrid-Attacke kann aus dem Norden kommen, von der Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad, warnte der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki.

Flüge von Nordafrika und aus der Türkei nach Kaliningrad

"Der Flughafen in der Kaliningrad Region wurde geöffnet - für Flüge aus dem Nahen Osten und Nordafrika. Ich habe entschieden, die Sicherheit Polens an der Grenze zu Kaliningrad zu stärken", so Polens Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak. Seit Anfang Oktober gilt am Flughafen Khrabrovo in der Russland-Exklave Kaliningrad laut russischer Luftfahrtbehörde der "Open Skies"-Modus.

Polen hat die Ukraine von Beginn an unterstützt. Selbst in rechtsorientierten Gegenden herrscht Solidarität mit der Ukraine. Nur: Die nächste Herausforderung wartet schon.

28.10.2022 | 10:20 min
Man sprach von Flügen aus den "befreundeten" Ländern wie Syrien, Türkei oder Belarus. Wenn man heute auf die offizielle Seite des Flughafens geht, sind außerhalb von Linienflügen aus und nach Belarus und Russland, Charterrouten aus Richtung Monastir oder Hammamet (Tunesien) und Antalya oder Dalaman (Türkei) zu sehen. Die Türkei gilt als Drehscheibe für Migranten aus dem Mittelmeerraum.

Polen nahm von allen Ländern die meisten Ukraine-Flüchtlinge auf

Zurzeit gibt es keinen Einwandereransturm an der polnischen Grenze zum russischen Kaliningrad. Man lebt hier ruhig, eine ländliche Idylle. Die natürliche Grenze haben bisher nachts eher Tiere als Menschen überquert. Einige Einwohner vor Ort sind trotzdem verunsichert. "Der Zaun ist eine gute Idee", sagt zum Beispiel Jerzy dem ZDF-Team. Anwohnerin Krystyna erwarte Hilfe aus der EU und weist drauf, dass Polen schon genug Migranten hat. Seit Kriegsbeginn in der Ukraine haben die Polen die meisten der Flüchtlinge aus ihrem Nachbarland aufgenommen.
Kaliningrad (ehemals Königsberg) ist eine russische Exklave mit Grenze zur EU.Quelle: ZDF
Der polnische Grenzschutz hat, laut Miroslawa Aleksandrowicz vom Grenzschutz Ermland-Masuren, dieses Jahr nur elf Migranten angehalten, die hier die Grenze illegal überqueren wollten. Kein Vergleich mit dem Andrang an der Grenze zu Belarus, der zwar deutlich runtergegangen ist, aber noch nicht beendet ist. Polen will kein Déjà-vu.

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