: Mariupol: Rotes Kreuz bricht Evakuierung ab
01.04.2022 | 22:29 Uhr
Der Konovi des Roten Kreuz, der Menschen aus Mariupol bringen sollte, kehrt um - die Lage sei zu gefährlich, die Ukraine dementiert den Angriff auf das russische Tanklager.Das Wichtigste in Kürze
- Konvoi des Rotes Kreuz muss vor Mariupol umkehren - Lage zu gefährlich
- Russisches Treibstofflager in Brand - Russen machen Ukraine verantwortlich, Kiew dementiert
- Die Bundesregierung hat eine Panzerlieferung an Kiew genehmigt
- Laut Amnesty setzen russische Streitkräfte Streumunition ein
- EU-Parlamentspräsidentin Metsola ist als erste Chefin einer EU-Institution nach Kiew gereist
Wir fassen für Sie im Folgenden die wichtigsten Entwicklungen zum Krieg gegen die Ukraine zusammen. Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Entwicklungen an Tag 37 im Ukraine-Krieg:
- Russland setzt nach einem Bericht von Amnesty International beim Krieg in der Ukraine auch verbotene Streumunition ein.
- Zwei ukrainische Militärhubschrauber sollen nach Angaben aus Russland ein Treibstofflager im russischen Belgorod nahe der Grenze angegriffen haben. Der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates in der Ukraine, Olexij Danilow, dementiert den Angriff.
ZDF-Korrespondent Christian Semm mit mehr Details zu dem mutmaßlichen Angriff:
- Russland und die Ukraine haben ihre Verhandlungen über eine Waffenruhe wieder aufgenommen. Die Gespräche fänden per Videokonferenz statt, teilte der russische Unterhändler Wladimir Medinski im Messengerdienst Telegram mit. "Unsere Positionen zur Krim und zum Donbass haben sich nicht verändert", erklärte Medinski.
- Gas-Importeure westlicher Staaten müssen Konten bei der Gazprombank eröffnen, um weiter beliefert zu werden. Andernfalls will Kremlchef Putin die Lieferungen an "unfreundliche Länder" einstellen lassen. Nach einem von Putin unterzeichneten Dekret können die Zahlungen jedoch weiter in Euro oder Dollar auf das russische Konto eingezahlt werden.
- Am Freitag wurden laut Gazprom 108,4 Millionen Kubikmeter durch das Leitungssystem gepumpt. Das entspricht fast der vertraglich möglichen maximalen Auslastung pro Tag.
Fragen und Antworten zum Russland-Ukraine-Konflikt
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Die Situation in den ukrainischen Städten und Siedlungen:
- Laut Angaben der Stadtverwaltung ist Mariupol von der Außenwelt durch russische Truppen abgeschnitten. In die Stadt zu gelangen, sei nicht möglich, so Petro Andryuschtschenko, Berater von Bürgermeister Bojtschenko. Für Bewohner sei es zugleich zu gefährlich, auf eigene Faust eine Flucht zu versuchen.
- Eine Evakuierungsaktion unter Aufsicht des Roten Kreuzes, bei der aus Mariupol Geflüchtete von Berdjansk (eine Nachbarstadt Mariupols) nach Saporischschja gebracht wurden, soll erfolgreich gewesen sein. Ein humanitärer Konvoi soll rund 2.000 Geflüchtete evakuiert haben.
- Weitere Evakuierungskonvois des Internationalen Roten Kreuzes aus Mariupol sind umgekehrt. Die Lage in der Hafenstadt mache es unmöglich, mit dem Hilfseinsatz fortzufahren, heißt es in einer Stellungnahme des Roten Kreuzes.
- Russische Truppen haben laut ukrainischen Angaben eine Stadt unweit der Hafen-Metropole Odessa mit Raketen beschossen. Die Russen hätten von der Krim aus drei Iskander-Raketen abgefeuert, schrieb der Chef der Regionalverwaltung, Maxym Martschenko. Es habe Verletzte gegeben.
- Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist nach Einschätzung der US-Regierung weiter gefährdet. Auch wenn die Bodenpräsenz rund um Kiew verringert werde, setze das russische Militär die Stadt weiter mit Luftangriffen unter Druck.
- Nach Angaben des Bürgermeisters Vitali Klitschko kommt es nördlich und östlich der ukrainischen Hauptstadt Kiew es zu heftigen Kämpfen. "Das Risiko, in Kiew zu sterben, ist ziemlich hoch, und deswegen ist mein Rat an alle, die zurückkommen wollen: Bitte lasst euch ein bisschen länger Zeit", sagt Klitschko. Er könne "Tag und Nacht nonstop" Explosionen hören, sagte er dem britischen Sender Sky News.
- Ukrainische Truppen haben nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen elf Siedlungen im südukrainischen Gebiet Cherson zurückerobert. Beim Vormarsch im Norden der Region sei ihnen auch schwere russische Militärtechnik in die Hände gefallen, darunter Panzer vom Typ T-64, teilt das Verteidigungsministerium in Kiew mit.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seine Landsleute gewarnt, den Rückzug russischer Truppen aus mehreren Gebieten vorschnell als Sieg zu werten. Das sei russische Taktik. Die Russen konzentrierten ihre Schlagkraft jetzt auf andere Gebiete, die möglicherweise für die Ukrainer schwieriger zu verteidigen seien.
Reaktionen auf den russischen Angriff:
- Die EU und China sehen in dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine eine Gefahr für die globale Sicherheit und die Weltwirtschaft. Das teilt EU-Ratspräsident Charles Michel nach einem virtuellen Treffen mit Chinas Staatsspitze mit. Michel warnte Peking, jegliche Form der Unterstützung Russlands etwa zur Umgehung der Sanktionen würde den Krieg unnötig verlängern. ZDF-KorrespondentUlf Röller mit mehr Details zum Gipfeltreffen:
- Deutschland hat die Lieferung weiterer Rüstungsgüter an die ukrainische Armee genehmigt. Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) habe die Erlaubnis erteilt, so ein Sprecher. Es gehe um 58 Schützenpanzer, die ursprünglich aus den Beständen der Nationalen Volksarmee der DDR stammten.
- Als erste Chefin einer EU-Institution seit Kriegsbeginn hat Europaparlamentspräsidentin Roberta Metsola Kiew besucht. "Ich bin in Kiew, um eine Botschaft der Hoffnung zu überbringen. Wir sind mit Euch", schrieb die Politikerin auf Twitter:
Tweet von Roberta Metsola
- Russlands Außenminister Sergej Lawrow lobte bei einem Besuch in Neu Delhi die neutrale Haltung Indiens, das westliche Sanktionen nicht mitträgt. Bei Resolutionen im UN-Sicherheitsrat enthält Indien sich.
- Die US-Regierung verhängte weitere Sanktionen gegen russische Firmen und Personen. Das US-Außenministerium und das US-Finanzministerium teilten mit, 21 Unternehmen und 13 Personen würden mit Strafmaßnahmen belegt. Darunter ist der größte Chip-Hersteller des Landes, Mikron.
- Zuvor hatte auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) weitere Sanktionen gegen Russland angekündigt. Das letzte Sanktionspaket sollte nicht das letzte gewesen sein, sagte er nach einem Treffen mit dem französischen Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire. Einzelheiten nannte er nicht.
Menschen auf der Flucht aus der Ukraine:
- Mehr als 2,4 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine haben sich seit Beginn der russischen Invasion im Nachbarland Polen in Sicherheit gebracht. Allein am Donnerstag seien rund 23.000 Neuankömmlinge abgefertigt worden, teilte der polnische Grenzschutz mit.
- In Deutschland kamen nach Angaben des Innenministeriums bis Freitag mindestens 294.000 Flüchtlinge an.
- Am Freitag ist der zweite Flug aus Moldau mit ukrainischen Geflüchteten in Deutschland eingetroffen. Die Maschine mit 117 Flüchtlingen an Bord landet auf dem Flughafen Erfurt-Weimar, wie das Bundesinnenministerium mitteilt.
- Rund 4,1 Millionen Menschen haben nach UN-Angaben die Ukraine bereits verlassen. Das Land zählte vor Beginn des Krieges am 24. Februar mehr als 44 Millionen Einwohner.
Das ist an Tag 36 passiert:
Russische Truppen ziehen sich vom Atomkraftwerk Tschernobyl zurück, die Ukraine veröffentlicht neue Zahlen zu Angriffen und die USA zapfen Ölreserven an. Tag 36 in Russlands Krieg im Überblick. Lesen Sie hier nach, wie sich die Lage in der Ukraine am Donnerstag entwickelt hat:
Quelle: dpa, AFP, AP, epd, KNA, Reuters, ZDF