Interview

: Putin hält Westen "für komplett bescheuert"

24.10.2022 | 15:26 Uhr
FDP-Verteidigungsexpertin Strack-Zimmermann warnt davor, Moskaus Behauptung von einer "schmutzigen Bombe" Kiews zu ernst zu nehmen. Sie vermutet eher eine False-Flag-Aktion.
Russland bleibt bei seiner Behauptung, dass Kiew eine atomar verseuchte Bombe auf seinem eigenen Gebiet einsetzen könnte. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte in Bezug auf Zweifel der USA, Großbritanniens und Frankreichs hinsichtlich der Anschuldigungen: "Ihr Misstrauen gegenüber der Information, die Ihnen von russischer Seite gegeben wurde, bedeutet nicht, dass die Gefahr des Einsatzes einer 'schmutzigen Bombe' aufhört zu bestehen."
Moskau hatte die Vorwürfe am Sonntag publik gemacht: Das russische Militär habe sich nach Angaben eines Vertreters auf den Einsatz einer "schmutzigen Bombe" durch die Ukraine eingestellt. Teile des Militärs seien darauf vorbereitet worden, unter den Bedingungen einer radioaktiven Verseuchung zu arbeiten.

Strack-Zimmermann vermutet False-Flag-Aktion Moskaus

FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sieht in den Aussagen die Vorbereitung einer False-Flag-Aktion durch Russland - also dass Moskau selbst eine atomare Waffe einsetzen und dann versuchen könnte, den Einsatz der Ukraine zuzuschieben.
Das sind Methoden wie im Mittelalter (...) und das ist schon tragisch und schlimm genug, dass Wladimir Putin die Ukraine, aber auch die westliche Welt, offensichtlich für komplett bescheuert erachtet.
Marie-Agnes Strack-Zimmermann
Der Westen dürfe sich "als Unterstützer der Ukraine nicht vorführen lassen" durch solche Informationen aus dem Umfeld des Kremls, erklärte Strack-Zimmermann im ZDF. Da Wladimir Putin sein militärisches Ziel in der Ukraine nicht zu erreichen scheint, mache er "Psycho-Druck durch solche Aussagen".

Wiederaufbau der Ukraine wird geplant

Unterdessen hat Deutschland der Ukraine im Verbund mit internationalen Partnern umfassende Hilfen für den Winter und den Wiederaufbau des Landes zugesagt. Die Perspektive soll eine EU-Mitgliedschaft der Ukraine sein, hieß es auf dem deutsch-ukrainischen Wirtschaftsforum in Berlin:
Wenn wir die Ukraine wiederaufbauen, dann tun wir das mit dem Ziel der Ukraine als EU-Mitglied im Kopf.
Olaf Scholz, Bundeskanzler
Es sei ein wichtiges Zeichen, dass man nun schon den Wiederaufbau der Ukraine plane, sagte Strack-Zimmermann im ZDF: "Weil das perspektivisch bedeutet, dass die Ukraine gewinnen wird, dass der Westen ganz sicher ist, dass letztendlich eine neue Ukraine geschaffen wird, dazu braucht es die westliche Welt."
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Quelle: dpa, ZDF

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