: G7 sagen Ukraine 9,5 Milliarden Dollar zu
20.05.2022 | 22:31 Uhr
Die G7 sagen der Ukraine 9,5 Milliarden Dollar zu. Alle Kämpfer im umkämpften Stahwerk Asovstal in Mariupol haben sich ergeben. Heftige Kämpfe im Donbass. Die Lage an Tag 86.Das Wichtigste in Kürze
- G7- Staaten sagen der Ukraine 9,5 Milliarden Dollar zu
- Gazprom stellt Gaslieferungen an Finnland ein
- Lambrecht kündigt Lieferung von Gepard-Panzern an
- Alle Kämpfer im Stahlwerk von Mariupol haben sich ergeben
- Gespräch zwischen Generalstabschefs aus Russland und den USA
Anmerkung der Redaktion
Angaben zum Verlauf des Krieges oder zu Opferzahlen durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Seite können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Wir fassen für Sie im Folgenden die wichtigsten Entwicklungen zu Russlands Krieg gegen die Ukraine zusammen. Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Das ist die Lage an Tag 86:
- Die sieben führenden Industrienationen (G7) haben der Ukraine 9,5 Milliarden Dollar zugesagt und damit den Liquiditätsbedarf des von Russland angegriffenen Landes für die nächsten Monate gesichert. Bundesfinanzminister Christian Lindner sagte am Freitag auf dem Petersberg bei Bonn, ein Großteil davon bestehe aus Zuschüssen, die nicht zurückgezahlt werden müssen. "Die Erwartungen wurden übererfüllt." Im Vorfeld war intern das Ziel ausgegeben worden, in etwa 15 Milliarden Dollar für drei Monate zusammenzubekommen.
- Die Ukraine erhält im Juli die ersten 15 Panzer "Gepard" aus Beständen der deutschen Industrie.Das ist das Ergebnis eines Gesprächs von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) mit ihrem ukrainischen Amtskollegen Olexij Resnikow am Freitag, wie die Deutsche Presse-Agentur in Berlin erfuhr. Zu dem Paket gehört demnach auch Ausbildungsunterstützung durch die Bundeswehr, die Bereitstellung von knapp 60.000 Schuss Munition sowie eine Lieferung von weiteren 15 Panzern noch im Sommer.
- Als Antwort auf die Ausweitung der Nato will Russland im Westen des Landes zwölf neue Militärstützpunkte errichten. Verteidigungsminister Sergej Schoigu sagte am Freitag nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen: "Bis Ende des Jahres werden zwölf Militärbasen und Einheiten im westlichen Militärbezirk eingerichtet." Schoigu prangerte demnach "die Zunahme der militärischen Bedrohungen an den russischen Grenzen" an und beschuldigte die USA und die Nato. In dieser Woche hatten Finnland und Schweden ihren Beitritt zur Nato beantragt. Schoigu sprach den Angaben zufolge vor ranghohen Vertretern seines Ministeriums und des Militärs.

Der ukrainische Präsident Selenskyj spricht von einer „Hölle“ im Donbass. ZDF-Korrespondent Johannes Hano über die Lage in der Ost-Ukraine.
20.05.2022 | 01:05 min- Für die Ukraine bedeutet der russische Angriffskrieg nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj jeden Monat ein Haushaltsloch von etwa fünf Milliarden US-Dollar (4,8 Milliarden Euro). "Um im Krieg um die Freiheit bestehen zu können, brauchen wir schnelle und ausreichende finanzielle Unterstützung", sagte er in einer Videobotschaft. Die ausländischen Partner der Ukraine sollten Hilfen nicht als Ausgaben oder Geschenke sehen. "Das ist ihr Beitrag zu ihrer eigenen Sicherheit."
- Die Generalstabschefs der USA und Russlands haben ein Gespräch zur Lage in der Ukraine geführt. Auf Initiative Washingtons hätten der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow und sein US-Kollege Mark Milley bei dem Telefonat über Fragen von gegenseitigem Interesse gesprochen, darunter die Situation in der Ukraine, teilte am Donnerstag das Verteidigungsministerium in Moskau mit.
Wie zuverlässig sind Angaben aus dem Ukraine-Krieg?
Viele Informationen, die uns aus dem Ukraine-Krieg erreichen, kommen von offiziellen russischen oder ukrainischen Stellen - also von den Konfliktparteien selbst. Solche Informationen sind deshalb nicht notwendigerweise falsch, aber zunächst nicht von unabhängigen Stellen überprüft. Eine solche Überprüfung ist wegen des Kriegsgeschehens oft nicht oder zumindest nicht unmittelbar möglich. Das ZDF trägt dieser Situation Rechnung, indem es Quellen nennt und Unsicherheiten sprachlich deutlich macht.
Zudem greifen die Informationsangebote des ZDF in ihrer Berichterstattung auf viele weitere Quellen zurück: Sie berichten mit Reportern von vor Ort, befragen Experten oder verweisen auf Recherchen anderer Medien. Zudem verifiziert ein Faktencheck-Team kursierende Aufnahmen und Informationen.
Warum werden dennoch Aussagen der Konfliktparteien zitiert?
Das ZDF ist in seiner Berichterstattung dem Grundsatz der Ausgewogenheit verpflichtet. Dazu gehört, grundsätzlich beide Seiten zu Wort kommen zu lassen. Gleichzeitig sehen wir es als unsere Aufgabe an, Aussagen auf Grundlage der vorliegenden Informationen einzuordnen und darüber hinaus - beispielsweise in Faktenchecks - Propaganda auch als solche zu entlarven und kenntlich zu machen.
Warum ist häufig von "mutmaßlich" die Rede?
Die Sorgfalt und Ausgewogenheit, denen das ZDF verpflichtet ist, beinhalten auch, sachliche Unwägbarkeiten transparent zu machen und Vorverurteilungen zu vermeiden. Ist ein Sachverhalt nicht eindeutig bewiesen, muss diese Unsicherheit offengelegt werden. Das geschieht in der Regel durch Formulierungen wie "mutmaßlich" oder "offenbar". Damit wird klar, dass zum Zeitpunkt der Berichterstattung aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse davon ausgegangen wird, dass sich ein Ereignis so zugetragen hat wie dargestellt, die letzte Gewissheit allerdings (noch) fehlt.
Das gilt zum Beispiel auch bei der Berichterstattung über Gerichtsprozesse: Eine Person gilt so lange als "mutmaßlicher Täter", bis ein Gericht ein rechtskräftiges Urteil gesprochen hat.
Die Situation in den ukrainischen Städten:
- In der ukrainischen Hafenstadt Mariupol haben sich nach russischen Angaben nun alle Kämpfer in dem belagerten Stahlwerk Azovstal ergeben. Die Industriezone sei damit vollständig unter russischer Kontrolle, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Freitagabend mit. Es seien insgesamt 2.439 ukrainische Soldaten seit dem 16. Mai in russische Gefangenschaft gekommen. Laut einem Kommandeur des Asow-Regiments hatte die ukrainische Regierung das Ende der Verteidigung von Mariupol angeordnet.
- Die russischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben ihre Luftangriffe auf das frontnahe Hinterland der Ukraine konzentriert. Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, berichtete von Attacken auf die Ortschaften Bachmut, Berestowe, Kostjantyniwka, Masljakiwka, Pokrowske, Soledar im Gebiet Donezk und die Stadt Tschuhujiw im Gebiet Charkiw. Dabei seien durch russische Boden-Luft-Raketen unter anderem vier gegnerische Gefechtsstände und sieben Depots vernichtet worden. Russlands Raketenstreitkräfte und Artillerie wiederum hätten 3 Depots und 24 Artillerie- und Raketenwerferstellungen zerstört, sagte Konaschenkow. Daneben haben nach seinen Angaben Heeresflieger und taktische Luftwaffe 280 Soldaten und 59 gepanzerte Militärfahrzeuge liquidiert. Unabhängig konnten diese Angaben nicht überprüft werden.
- Das russische Militär hat nach ukrainischen Angaben die Städte Lyssytschansk und Sjewjerodonezk im Osten des Landes angegriffen. Der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Haidai, teilte in der Telegram-App mit, in Sjewjerodonezk seien dabei zwölf Menschen getötet worden. Mehr als 60 Häuser in der gesamten Region seien zerstört worden.
- Russische Streitkräfte haben nach Worten von Wolodymyr Selenskyj die östliche Donbass-Region komplett zerstört. Er wirft Moskau vor, während der Intensivierung der Offensive sinnlos zu bombardieren.
Reaktionen und Folgen des russischen Angriffs:
- Die Ostdeutsche Ministerpräsidenten stellen Bedingungen für Öl-Embargo. Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) stellt das geplante Öl-Embargo gegen Russland weiter in Frage. Es müsse gewährleistet sein, "dass zu 100 Prozent die wegfallenden Mengen durch andere Quellen ersetzt werden und das auch zu vernünftigen, wettbewerbsfähigen Preisen", sagte er. Die ostdeutschen Ministerpräsidenten hätten für die nächsten Tage dringend um eine Gespräch mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gebeten. Laut Ministerium hat es diese Anfrage bisher noch nicht gegeben, selbstverständlich bleibe der Minister jedoch weiter im Austausch.
- Russland stellt ab Samstagmorgen die Gaslieferungen nach Finnland ein. Ab 06.00 Uhr (MESZ) werde kein Gas mehr fließen, teilt der finnische Gaskonzern Gasum mit. Grund sei, dass Gasum es abgelehnt habe, Rechnungen wie vom russischen Energielieferanten Gazprom gefordert künftig in Rubel zu bezahlen. "Es ist äußerst bedauerlich, dass vertraglich vereinbarte Gas-Lieferung nun gestoppt werden", sagte Gasum-Chef Mika Wiljanen. Man habe sich jedoch sorgfältig auf eine solche Lage vorbereitet und könne alle Kunden in den nächsten Monaten weiter beliefern. Gazprom äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht. Finnland ist über eine Pipeline auch mit dem Baltikum verbunden und will Gas über Estland beziehen
- Für die Übergabe von Panzern an die Ukraine soll der Nato-Partner Tschechien zügig mit Leopard-2-Panzern aus Deutschland ausgestattet werden. "Die Auslieferung soll noch dieses Jahr beginnen und auch einen 30-Tage-Vorrat an 120 mm Munition umfassen", teilte das deutsche Verteidigungsministerium den zuständigen Obleuten im Bundestag mit.
- EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat vorgeschlagen, künftige Wiederaufbauhilfen für die Ukraine angesichts des EU-Beitrittswunsches des Landes an Reformen zu koppeln. "Wir werden sowieso den Wiederaufbau der Ukraine mitfinanzieren müssen", sagte von der Leyen bei "maybrit illner".
Das passierte an Tag 85:
Die USA haben ein 40-Milliarden-Hilfspaket für die Ukraine geschnürt. Die Luftwaffe flog kriegsverletzte Ukrainer von Polen nach Deutschland. Das war die Lage an Tag 85.
Ukraine: Hier können Sie spenden
Wenn Sie helfen wollen, können Sie das durch eine Spende tun. Alle Informationen hierzu im Überblick.
Wie arbeitet das Aktionsbündnis?
Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe hilft Menschen in der Ukraine und auf der Flucht. Gemeinsam sorgen die Organisationen Caritas international, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie Katastrophenhilfe und UNICEF Deutschland für Unterkünfte und Waschmöglichkeiten, für Nahrungsmittel, Kleidung, Medikamente und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Auch psychosoziale Hilfe für Kinder und traumatisierte Erwachsene ist ein wichtiger Bestandteil des Hilfsangebots.
Quelle: dpa, AP, AFP, Reuters, ZDF