: USA: "Moskwa" von Ukraine-Raketen getroffen
15.04.2022 | 22:54 Uhr
Russland verstärkt seine Angriffe auf die Ukraine. Nach US-Angaben trafen ukrainische Raketen das russische Schiff "Moskwa". Berlin erhöht die Militärhilfe für Kiew. Der Überblick.Das Wichtigste in Kürze
- Kanzler Scholz will Militärhilfe für Ukraine erhöhen
- Russland weist 18 EU-Diplomaten aus
- Russische Armee will Angriffe auf Kiew verstärken
- Berichte über Explosionen in mehreren ukrainischen Städten
- Selenskyj dankt Ukrainern für 50 Tage Widerstand
Anmerkung der Redaktion
Angaben zum Verlauf des Krieges oder zu Opferzahlen durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Seite können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Wir fassen für Sie im Folgenden die wichtigsten Entwicklungen zu Russlands Krieg gegen die Ukraine zusammen. Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Die aktuellen Entwicklungen an Tag 51 im Ukraine-Krieg:
- Die US-Regierung stützt Angaben aus Kiew, wonach das gesunkene russische Kriegsschiff "Moskwa" Ziel von ukrainischen Raketen war. "Wir können bestätigen, dass das russische Schiff 'Moskwa' von zwei ukrainischen Neptun-Raketen getroffen wurde", sagte ein hochrangiger Beamter des Verteidigungsministeriums am Freitag in Washington. Das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte war am Donnerstag gesunken. Russland gab an, das Schiff sei durch die Detonation von Munition an Bord beschädigt worden und dann beim Abschleppen bei stürmischer See untergegangen.
- Russland hat 18 Mitglieder der EU-Vertretung in Moskau des Landes verwiesen. Die EU-Mitarbeiter seien zu "unerwünschten Personen" erklärt worden und müssten Russland "in naher Zukunft verlassen", teilte das russische Außenministerium mit. Die EU hatte am 5. April 19 russische Diplomaten in Belgien zu "unerwünschten Personen" erklärt - die EU warf ihnen Tätigkeiten vor, die nicht mit ihrem Diplomaten-Status vereinbar seien.

Seit 51 Tagen tobt der Krieg in der Ukraine, und bislang ist kein Frieden in Sicht. Immer wieder heulen die Sirenen nahe Kiew und anderen Städten auf, immer müssen die Menschen in die Luftschutzbunker. Derweil droht Russland mit weiteren Luftschlägen.
15.04.2022 | 04:14 min- Bei einem russischen Angriff auf Busse, die Zivilisten aus dem Kriegsgebiet in der Ostukraine in sichere Gebiete bringen sollten, sind nach ukrainischen Angaben mindestens sieben Zivilisten getötet worden. Ersten Informationen zufolge seien 27 weitere Menschen bei dem Vorfall in der Region Charkiw verletzt worden.
- Russland soll nach Angaben der ukrainischen Regierung auch Überschallbomber im Einsatz haben. Aus Langstreckenbombern des Typs Tu-22M3 seien Bomben auf die Hafenstadt Mariupol abgeworfen worden, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Kiew. Mariupol sei von russischen Truppen nicht vollständig eingenommen worden. Es gebe heftige Kämpfe, unter anderem im Hafengebiet und um das Stahlwerk "Iljitsch". Russland behauptet hingegen, den Hafen komplett zu kontrollieren, auch hätten russische Truppen inzwischen das Stahlwerk unter Kontrolle.
- Das russische Verteidigungsministerium hat als Reaktion auf ukrainische "Abweichungen auf russisches Gebiet" eine Ausweitung der Raketenangriffe auf Kiew angekündigt. "Anzahl und Umfang der Raketenangriffe auf Ziele in Kiew werden als Reaktion auf terroristische Angriffe oder Sabotageakte des nationalistischen Kiewer Regimes auf russischem Territorium zunehmen." In Kiew und weiteren Städten hatte es bereits in der Nacht Explosionen gegeben, wie mehrere ukrainische Medien berichten.
- Eine ukrainische Raketenfabrik bei Kiew ist durch einen russischen Angriff teilweise zerstört worden. Eine Werkstatt und ein Verwaltungsgebäude des Rüstungskomplexes seien zerstört, berichtete ein AFP-Reporter von vor Ort. In der Wisar-Fabrik nahe dem internationalen Flughafen Kiews sollen "Neptun"-Raketen hergestellt worden sein. Mit diesem Raketentyp hatten die ukrainischen Streitkräfte am Donnerstag nach eigenen Angaben das russische Kriegsschiff "Moskwa" getroffen. Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium in Moskau mitgeteilt, es habe am späten Donnerstag als Reaktion auf "terroristische" Angriffe der Ukraine eine "militärische" Fabrik außerhalb Kiews mit seegestützten Kalibr-Langstreckenraketen angegriffen.
- Der ukrainische Geheimdienst SBU hat den Beschuss von russischem Territorium derweil bestritten. Diese Vorwürfe seien falsch und der Zwischenfall eine geplante russische Provokation, teilte der Geheimdienst mit. Moskau hatte Kiew am Vortag beschuldigt, beim Beschuss einer Ortschaft im westrussischen Gebiet Brjansk nahe der ukrainischen Grenze sieben Zivilisten verletzt zu haben.
- Präsident Wolodymyr Selenskyj dankt seinen Landsleuten für 50 Tage Widerstand gegen Russland. "Gott sei Dank, den Streitkräften der Ukraine und unserem Volk - wir haben den größten Teil unseres Landes verteidigt", sagt Selenskyj. "50 Tage unserer Verteidigung sind eine Leistung. Eine Leistung von Millionen von Ukrainern."
Die Situation in den ukrainischen Städten:
- Der Leiter des Welternährungsprogramms beklagt die katastrophale Lage in der Hafenstadt Mariupol, in der mehr als 100.000 Zivilisten ausharren. WFP-Exekutivdirektor David Beasley sagte, den Menschen fehlten Nahrungsmittel, Wasser und Heizmöglichkeiten. Russische Truppen, die die Stadt belagern, haben dem WFP bislang keinen Zugang gewährt und keine Hilfslieferungen zugelassen. "Die Menschen werden zu Tode gehungert", sagte Beasley.
- Mehr als 2.800 Menschen sind nach ukrainischen Angaben aus besonders umkämpften Gebieten im Osten des Landes herausgebracht worden. Etwa 2.500 Flüchtlinge seien am Freitag in der Stadt Saporischschja im Süden angekommen, darunter 363 aus Mariupol, schrieb Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk auf Telegram.
Reaktionen und Folgen des russischen Angriffs:
- Die Bundesregierung stockt ihre Finanzhilfen für das ukrainische Militär auf. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) teilte am Freitagabend mit, im Ergänzungshaushalt werde die sogenannte Ertüchtigungshilfe - eine Initiative zur Stärkung der Sicherheit ausländischer Partner - auf zwei Milliarden Euro angehoben. "Die Mittel kommen weit überwiegend der Ukraine zugute", schrieb Lindner im Onlinedienst Twitter. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) habe dies "frühzeitig angefordert".
- Russland hat Finnland und Schweden erneut vor den "Konsequenzen" eines möglichen Nato-Beitritts gewarnt. Helsinki und Stockholm müssten "verstehen, welche Folgen ein solcher Schritt für unsere bilateralen Beziehungen und für die europäische Sicherheitsarchitektur insgesamt hat", erklärte Außenamtssprecherin Maria Sacharowa in Moskau. Das militärische Vorgehen Moskaus in der Ukraine hat sowohl in Finnland als auch in Schweden zu einer Kehrtwende in der öffentlichen und politischen Meinung hinsichtlich eines Betritts zur Nato geführt. Bislang arbeiten die Länder zwar mit dem Verteidigungsbündnis eng zusammen, sind aber keine Mitglieder.
- Der US-Geheimdienst CIA hat davor gewarnt, dass Russland im Ukraine-Krieg kleinere Atomwaffen einsetzen könnte. Angesichts einer "möglichen Verzweiflung" über militärische "Rückschläge" könnte der russische Präsident Wladimir Putin den Einsatz "taktischer Atomwaffen oder Atomwaffen mit geringer Reichweite" anordnen, sagte CIA-Direktor William Burns am Donnerstag. "Wir sind natürlich sehr besorgt", sagte Burns, der gleichzeitig betonte, dass es bislang "nicht viele praktische Beweise" für Vorbereitungen auf den Einsatz solcher Waffen gibt.
- Die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl (SPD), dass sämtliche Auslandseinsätze der Bundeswehr überprüft werden. "Vor dem Hintergrund der veränderten sicherheitspolitischen Lage müssen alle Einsätze der Bundeswehr zügig evaluiert werden", sagte sie. Laut Bundeswehr sind aktuell knapp 3.300 Soldatinnen und Soldaten in zwölf Einsätzen auf drei Kontinenten unterwegs.
Ukraine: Hier können Sie spenden
Wenn Sie helfen wollen, können Sie das durch eine Spende tun. Alle Informationen hierzu im Überblick.
Wie arbeitet das Aktionsbündnis?
Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe hilft Menschen in der Ukraine und auf der Flucht. Gemeinsam sorgen die Organisationen Caritas international, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie Katastrophenhilfe und UNICEF Deutschland für Unterkünfte und Waschmöglichkeiten, für Nahrungsmittel, Kleidung, Medikamente und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Auch psychosoziale Hilfe für Kinder und traumatisierte Erwachsene ist ein wichtiger Bestandteil des Hilfsangebots.
Das ist an Tag 50 passiert:
Laut russischem Verteidigungsministerium ist das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte gesunken, die "Moskwa". Sie sei nach einem Feuer an Bord bei stürmischer See untergegangen. Ukrainische Militärs hatten zuvor gemeldet, das Schiff mit Raketen abgeschossen zu haben. Die Ukraine rechnet darüber hinaus mit einer baldigen russischen Offensive im Osten des Landes. Lesen Sie hier nach, wie sich die Lage in der Ukraine am Donnerstag entwickelt hat:
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Quelle: AP, AFP, dpa, Reuters, ZDF