: Selenskyj: Moskaus Ost-Offensive hat begonnen
18.04.2022 | 22:49 Uhr
Russland hat laut dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj seine Offensive in der Ost-Ukraine begonnen. Der Kreml bestätigt Angriffe auf Lemberg. Das war Tag 54 im Ukraine-Krieg.Das Wichtigste in Kürze
- Laut Ukraines Präsident Selenskyj hat die russische Ost-Offensive begonnen
- Behörden melden Tote nach Raketeneinschlägen in Lemberg - Waffenlager Ziel von Angriffen
- In Videos bitten Gefangene um einen Austausch
- Laut Putin ist der "ökonomische Blitzkrieg" des Westens gescheitert
- Die Ukraine hat den Fragebogen zur EU-Mitgliedschaft ausgefüllt und übergeben
Anmerkung der Redaktion
Angaben zum Verlauf des Krieges oder zu Opferzahlen durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Seite können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Wir fassen für Sie im Folgenden die wichtigsten Entwicklungen zu Russlands Krieg gegen die Ukraine zusammen. Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Die Entwicklung von Tag 54 im Ukraine-Krieg:
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Beginn der russischen Offensive im Osten der Ukraine bestätigt. "Wir können nun bestätigen, dass die russischen Truppen den Kampf um den Donbass begonnen haben, auf den sie sich seit langem vorbereiten", erklärte Selenskyj am Montagabend in einer Rede, die im Messengerdienst Telegram verbreitet wurde. "Ein sehr großer Teil der ganzen russischen Armee wird nun für diese Offensive verwendet", erklärte er. In der Nacht hatte Präsident Selenskyj vor einer russischen Ost-Offensive gewarnt.
- Beim Beschuss von Donezk durch russische Truppen sind nach ukrainischen Angaben vier Menschen getötet worden. Das schreibt Regionalgouverneur Pawlo Kirilenko auf Telegram. Auch der Gouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, sprach von russischen Angriffen.
- Der Bürgermeister von Lemberg, Andrij Sadowyj, teilte am Morgen mit, in der Stadt seien fünf Raketen eingeschlagen. Mindestens sechs Menschen sollen getötet worden sein. Russland hat den Beschuss von Lemberg mittlerweile bestätigt. Bei dem Angriff sei ein Zentrum für die Versorgung der ukrainischen Streitkräfte mit ausländischen Waffen getroffen worden, hieß es von russischer Seite. Lemberg und der Rest des Westens der Ukraine waren bislang weniger stark von den Kämpfen betroffen.
- Im russischen Staatsfernsehen haben zwei Männer darum gebeten, als Kriegsgefangene bei einem Austausch gegen den pro-russischen ukrainischen Unternehmer Viktor Medwedtschuk berücksichtigt zu werden. Die Männer gaben an, Briten zu sein, und richteten sich an den britischen Premierminister Boris Johnson. Nahezu zeitgleich veröffentlichte der ukrainische Inlandsgeheimdienst ein Video des festgenommenen Medwedtschuks, in dem dieser um seinen Austausch gegen die verbliebenen ukrainischen Verteidiger und Bewohner Mariupols bittet.
- Nach dem Abzug russischer Truppen aus der ukrainischen Stadt Butscha hat Präsident Wladimir Putin Soldaten geehrt, die dort im Einsatz waren. Der Kremlchef würdigte die 64. Motorschützenbrigade für "besondere Verdienste, Heldentum und Tapferkeit", wie der Kreml mitteilte. Die Bilder getöteter ukrainischer Zivilisten hatten rund um die Welt für Entsetzen gesorgt. Insgesamt wurden in Butscha mehr als 400 Leichen gefunden, teils mit auf den Rücken gebundenen Händen.
Die Situation in den ukrainischen Städten und Siedlungen:
- Der ukrainische Generalstab sagt russische Angriffsversuche in der Südukraine voraus. Dort werde das russische Militär versuchen, die Grenzen des Gebiets Cherson zu erreichen. Nach Einschätzung der US-Regierung verstärkt Russland seine Truppen im Süden deutlich.
- Die Lage in Mariupol sei "extrem schwierig", sagte der Sprecher des ukrainischen Verteidigungsministeriums, Olexander Motusjanyk. Die Hafenstadt sei aber noch nicht vollständig in der Hand Russlands. Weiter sagte er, dass die russischen Luftangriffe um über 50 Prozent zugenommen hätten. Immer öfter seien Teile der Infrastruktur Ziele der Attacken.
- Das Regiment "Asow" hat die Einrichtung eines eigenen Korridors für die Evakuierung von Zivilisten in Mariupol gefordert. Kommandeur Denys Prokopenko sagte in einer veröffentlichten Videobotschaft, das Gelände des Stahlwerks Asovstal werde von russischen Truppen mit Artillerie, bunkerbrechenden Bomben und Raketen angegriffen.
- Die russischen Streitkräfte haben eigenen Angaben zufolge in der Nacht mehr als 100 Ziele beschossen, an denen ukrainische Militärtechnik und Truppen konzentriert waren. Das teilte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums mit. Seinen Angaben zufolge haben die russischen Luftabwehrkräfte unter anderem drei ukrainische Kampfflugzeuge, zwei MiG-29 nahe der Stadt Isjum und eine Su-25 nahe Awdijiwka, abgeschossen.
Reaktionen und Folgen des russischen Angriffs:
- Kremlchef Wladimir Putin hält die westlichen Sanktionen gegen Russland für einen Fehlschlag. Der Westen habe erwartet, die "finanzökonomische Situation rasch aus dem Gleichgewicht zu bringen", sagte Russlands Präsident in einer Videoschalte mit ranghohen Ökonomen. Doch sei "die Strategie des ökonomischen Blitzkriegs gescheitert".
- Die Ukraine hat den Fragebogen für den Antrag auf eine EU-Mitgliedschaft vollständig ausgefüllt und dem Botschafter der Europäischen Union in Kiew überreicht. Dies teilte Botschafter Matti Maasikas am Montagabend mit.
- Trotz des anhaltenden Krieges verlegen Italien und Spanien ihr Botschaftspersonal wieder nach Kiew. Die Botschaft Italiens wurde bereits am Montag wieder eröffnet, nachdem sie im März aus Sicherheitsgründen von Kiew ins westliche Lemberg verlegt worden war.
- Die Kritik an der zögerlichen Haltung von Kanzler Scholz hält an: Auch die EU-Kommissionspräsidentin ruft zu Waffenlieferungen an die Ukraine auf.
- Mehr als 1.100 Ärztinnen und Ärzte aus Deutschland melden sich nach Angaben der Bundesärztekammer für einen Einsatz in der Ukraine oder den Nachbarländern.
Ukraine: Hier können Sie spenden
Wenn Sie helfen wollen, können Sie das durch eine Spende tun. Alle Informationen hierzu im Überblick.
Wie arbeitet das Aktionsbündnis?
Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe hilft Menschen in der Ukraine und auf der Flucht. Gemeinsam sorgen die Organisationen Caritas international, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie Katastrophenhilfe und UNICEF Deutschland für Unterkünfte und Waschmöglichkeiten, für Nahrungsmittel, Kleidung, Medikamente und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Auch psychosoziale Hilfe für Kinder und traumatisierte Erwachsene ist ein wichtiger Bestandteil des Hilfsangebots.
Das war an Tag 53 im Krieg passiert:
Selenskyj kündigt bei einem möglichen Großangriff der russischen Armee in der Ostukraine harte Gegenwehr an. Ein von Russland gestelltes Ultimatum zur Kapitulation verbliebener ukrainischer Soldaten in Mariupol ist verstrichen. Die EU-Kommission arbeitet an einem sechsten Sanktionspaket gegen Russland, das die wichtige Sberbank betreffen soll. Lesen Sie hier nach, wie sich die Lage in der Ukraine am Sonntag entwickelt hat:
Quelle: dpa, Reuters, AFP, AP