: Ukraine kämpft um Strom- und Wasserversorgung

24.11.2022 | 18:00 Uhr
Die jüngsten russischen Angriffe haben die zivile Infrastruktur der Ukraine schwer getroffen. In Kiew fließt wieder Wasser, aber weite Teile der Stadt sind noch ohne Strom.
Nach den russischen Angriffen auf die Infrastruktur in der Ukraine sind weite Gebiete der Hauptstadt Kiew und viele andere Landesteile zunächst weiterhin ohne Zugang zu Strom und fließendem Wasser geblieben. Die Reparaturarbeiten laufen nach ukrainischen Angaben auf Hochtouren.
Der Vizechef des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, erklärte am Donnerstag, das ukrainische Stromnetz sei wieder intakt. Wie viele Haushalte nach den Blackouts vom Vortag wieder mit Strom versorgt wurden, führte er aber nicht näher aus. Betroffen von den Angriffen war nämlich nicht nur das Netz, sondern vor allem die wichtigen Umspannwerke. 

Klitschko: 70 Prozent von Kiew noch ohne Strom

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko teilte mit, 70 Prozent der Hauptstadt seien noch von der Stromversorgung abgeschnitten. Die Wasserversorgung sei jedoch repariert, allerdings arbeite das Leitungssystem noch nicht mit voller Leistung.
Infolge des russischen Beschusses waren auch drei ukrainische Atomkraftwerke vom Stromnetz getrennt worden. Unterdessen vermeldete das ukrainische Energieministerium, dass die drei Anlagen wieder am Netz seien.

Ukraine: Shutdowns Mittel, um Stromnetz zu entlasten

Auch in Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine im Osten des Landes, gab es nach Angaben des örtlichen Regionalgouverneurs Probleme mit der Elektrizität und "Strom-Notabschaltungen". "Etwa die Hälfte der ebenfalls im Zentrum gelegenen Region Dnipropetrowsk verfüge über Strom, gab deren Gouverneur Valentin Resnitschenko an.
Er warnte, dass es Shutdowns geben werde, um das Stromnetz zu entlasten. Auch in anderen Landesteilen, darunter die Regionen Riwne, Tscherkassy, Kirowograd und Schytomir, liefen Reparaturarbeiten.
Am Mittwoch hatte die Ukraine erneut massive russische Raketenangriffe auf wichtige Infrastruktur in der Hauptstadt Kiew gemeldet. Insgesamt feuerte Russland den Angaben zufolge rund 70 Raketen und Drohnen auf das Land ab. Mindestens zehn Menschen seien bei dem Beschuss getötet und 50 weitere verletzt worden, zitierten lokale Medien die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft.

Russland weist jede Verantwortung zurück

Russland wies jegliche Verantwortung für Zerstörungen in der Hauptstadt zurück. "Nicht ein einziger Schlag" sei innerhalb Kiews erfolgt, erklärte das russische Außenministerium. Jedwede Zerstörung sei das Ergebnis von Raketen, die "ausländische und ukrainische Luftabwehrsysteme" von bewohnten Gebieten Kiews aus abgeschossen hätten.
Das Ministerium sprach allerdings von "massiven Schlägen" auf die "Militärführung der Ukraine" und "damit verbundene Energieeinrichtungen". Moskaus UN-Botschafter Wassili Nebensja sagte, Russland werde das militärische Potenzial der Ukraine weiter dezimieren, bis Kiew eine "realistische Haltung" zu Verhandlungen einnehme. Die Angriffe auf die Infrastruktur seien die Antwort "auf das Vollpumpen des Landes mit westlichen Waffen und die unklugen Aufrufe, Kiew solle einen militärischen Sieg über Russland erringen."

Selenskyj: "Verbrechen gegen die Menschlichkeit"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats die Angriffe, die ukrainische Bürger in der Kälte träfen: Wenn in dieser Zeit "Millionen von Menschen ohne Energieversorgung, ohne Heizung und ohne Wasser sind, ist das ein offenkundiges Verbrechen gegen die Menschlichkeit", sagte er am Mittwoch in seiner Videoansprache vor dem UN-Sicherheitsrat in New York.
Selenskyj forderte den Sicherheitsrat auf, sich "nicht von einem internationalen Terroristen(staat) in Geiselhaft nehmen zu lassen". Russland verfügt im UN-Sicherheitsrat als eines von fünf ständigen Mitgliedern über ein Vetorecht. Moskau kann damit jede Resolution des Gremiums zum Ukraine-Krieg verhindern.
Quelle: AFP, dpa

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