: Lange Haftstrafe für Kapitolstürmer "Bigo"

25.05.2023 | 10:58 Uhr
Das Foto ging um die Welt: Ein Mann liegt lässig auf einem Stuhl in Nancy Pelosis Büro. Nun ist der Kapitolstürmer in Washington zu einer Haftstrafe verurteilt worden.
Das Bild machte ihn bekannt: Richard Barnett am Schreibtisch von Nancy PelosiQuelle: epa
Mit einem Fuß auf dem Schreibtisch und lässiger Pose fläzte er sich beim Kapitolsturm am 6. Januar 2021 auf einem Stuhl im Büro der damaligen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses. Nun ist der pensionierte Feuerwehrmann von einem Gericht in Washington verurteilt worden.
Richard "Bigo" Barnett aus dem Staat Arkansas erhielt am Mittwoch wegen seiner Beteiligung an dem Angriff auf den US-Kongresssitz eine Haftstrafe von mehr als vier Jahren. Richter Christopher Cooper sagte in der Begründung, dass Barnett die Bekanntheit, die ihm sein Gebaren im Kapitol beschert habe, mitunter zu genießen scheine. Daher sende er mit dem Urteil eine Botschaft.
All die Leute, die "Bigo" folgen, müssen wissen, dass die Aktionen des 6. Januar nicht wiederholt werden können, ohne dass es einige gravierende Auswirkungen hat.
Christopher Cooper, US-Richter
Barnett war bereits in acht Anklagepunkten schuldig befunden worden, darunter öffentliche Unruhestiftung und Behinderung eines offiziellen Verfahrens.

Wegen seiner Rolle beim Sturm auf das Kapitol muss sich der Ex-US-Präsident vor Gericht verantworten. Ein weiterer Vorwurf: Versuchte Wahlbeeinflussung 2020. 

25.04.2023 | 01:29 min

Kapitolsturm schockt die USA

Am 6. Januar 2021 hatten Anhänger des bei der Wahl im November 2020 unterlegenen Ex-Präsidenten Donald Trump das Kapitol gestürmt, um die Beglaubigung des Wahlsiegs seines Nachfolgers Joe Biden zu verhindern. Es gab mehrere Tote, die Eindringlinge richteten zudem erhebliche Schäden an.
Das Foto von Barnett am Schreibtisch von Nancy Pelosi, der damaligen Vorsitzenden der großen Kongresskammer, machte den Mann aus dem Ort Gravette zu einem der Gesichter des Kapitolsturms.

Was geschah am 6. Januar 2021 in den USA?

Quelle: reuters
Am 6. Januar 2021 stürmten Anhänger von Donald Trump den Sitz des US-Kongresses - dort sollte die Niederlage des Republikaners bei der Präsidentenwahl gegen Joe Biden beglaubigt werden. Eine von Trump aufgestachelte Menge drang gewaltsam in das Gebäude ein, fünf Menschen starben.

In den vergangenen knapp 18 Monaten hatte ein Kongressausschuss den Sturm auf das US-Kapitol untersucht. Das Gremium inszenierte die öffentlichen Anhörungen als TV-Spektakel, das von vielen Menschen verfolgt wurde.

Barnett habe Toilette gesucht

Barnett sagte aus, er habe sich von der Menge im Kapitol mitreißen lassen, nach einer Toilette gesucht und unwissentlich Pelosis Büro betreten, wo er auf zwei Nachrichtenfotografen getroffen sei. Einer der Medienschaffenden habe ihn dann aufgefordert, "sich natürlich zu verhalten", woraufhin er die Pose eingenommen habe. Seine Teilnahme am Kapitolsturm sei "ein Rätsel meines Lebens", das er bedauere, sagte Barnett dem Richter zudem. Doch wollten Staatsanwälte, dass er für etwas Reue zeige, das er nicht getan habe.
Doch Richter Cooper wollte nicht glauben, dass Barnett solch eine passive Rolle hatte. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er einen mit Zacken bestückten Elektroschocker mit ins Kapitol brachte, den er in einem klappbaren Gehstock versteckte. Zudem ließ Barnett nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft Briefe von Pelosi mitgehen und hinterließ eine Notiz mit den Worten "Nancy, Bigo war hier", die er um einen sexistischen Kraftausdruck ergänzte.

Nach dem Sturm auf das US-Kapitol vor mehr als zwei Jahren ist ein Mann zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er hatte unter anderem Polizisten mit einem Stuhl angegriffen.

06.05.2023 | 00:26 min

Angeklagter spielt eigene Rolle an Kapitolsturm runter

Ehe er das Kapitolgelände verließ, schnappte sich Barnett laut der Anklage ein Megafon und rief der Menge zu: "Wir haben uns unser Haus zurückgeholt, und ich habe mir Nancy Pelosis Büro genommen!"
Seither habe Barnett auch in sozialen Medien Lügen über das Geschehen am 6. Januar verbreitet und seine eigene Rolle kleingeredet. Der Angeklagte glaube noch immer, dass er sagen und tun könne, was er wolle - und wenn sich andere davon bedroht fühlten, sei das eben ihr Problem, sagte Staatsanwältin Alison Prout.

Barnett will in Berufung gehen

Barnetts Anwalt Jonathan Gross argumentierte, sein Mandant habe niemandem wehtun oder Eigentum beschädigen wollen. Man picke ihn jetzt nur heraus, weil das Foto ihn berühmt gemacht habe. Die Verteidigung hatte zwölf Monate Haft für Barnett beantragt, die Staatsanwaltschaft wollte fast sieben Jahre Gefängnis. Barnett kündigte bereits an, gegen den Schuldspruch in Berufung zu gehen.
Gegen mehr als 1.000 Personen sind in Verbindung mit dem Angriff auf das Kapitol Strafverfahren eingeleitet worden. Mehr als die Hälfte wurde zu Haftstrafen von einer Woche bis zu 14 Jahren verurteilt.
Quelle: AP

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