: "Unsere Kameraden warten" in der Ukraine

von Fabian Köhler
20.02.2023 | 19:33 Uhr
Seit drei Wochen lernen ukrainische Soldaten im niedersächsischen Munster, wie man mit Marder- und Leopard-Panzern umgeht. Bald geht es mit dem neuen Wissen an die Front.
In wenigen Wochen müssen Anatoli und Vitali wieder an die Front. Der Krieg in der ukrainischen Heimat macht keine Pause - nur die beiden Soldaten bekommen einen Moment Zeit, sich im niedersächsischen Munster mit der deutschen Panzer-Technik vertraut zu machen, um dann mit Mann und Gerät wieder in den Einsatz zu ziehen.

Soldaten aus der Ukraine: "Das ist kein Urlaub"

"Wir haben auch schon in der Ukraine mit Kampfpanzern gearbeitet, nur waren das alte Fahrzeuge", berichten die Soldaten. Jetzt haben sie die Hoffnung, mit den moderneren Leopard-Panzern an der heimischen Front erfolgreich zu sein.  
"Das ist kein Urlaub für uns, wir sind hier, um ausgebildet zu werden", sagt Vitali. Und fügt hinzu:
Unsere Kameraden warten, dass wir so schnell wie möglich mit der neuen Technik zurückkommen in die Ukraine und wir wollen sie unterstützen.
Vitali, ukrainischer Soldat
Und auch die Familien der Soldaten warten: "Unsere Familien beten zu Gott, damit wir so schnell wie möglich zurückkehren", sagt Anatoli.

Übungen mit Marder und Leopard

Seit dem 30. Januar läuft die Ausbildung ukrainischer Panzer-Soldaten auf dem Truppenübungsplatz Munster. Geübt wird die Zusammenarbeit von Kommandant und Richtschütze beim scharfen Schuss mit den Turmwaffen des Schützenpanzers Marder. Auch die Bedienung des Kampfpanzers Leopard 2 steht auf dem Programm.
Verteidigungsminister Boris Pistorius besuchte die Soldaten an diesem Montag und zeigte sich zufrieden mit dem Stand der Ausbildung. "Es bleibt dabei: Ziel ist es, bis Ende März werden die Panzer, sowohl die Leoparden als auch die Marder, ausgeliefert werden und dann auch die Ausbildung abgeschlossen sein", diktierte Deutschlands gegenwärtig beliebtester Politiker in die Blöcke der anwesenden Journalisten und in die Kameras der zahlreich vertretenden TV-Sender.
Immer an seiner Seite der frühere Box-Weltmeister Wladimir Klitschko. "Damals, vor einem Jahr, hat die freie Welt an uns, die Ukraine, nie geglaubt. Ich möchte euch bitten, an uns, an die Ukraine zu glauben, weiter zu glauben, dass wir uns verteidigen können", sagte Klitschko. Es gehe um Leben und Tod. "Es gibt nur eine Auswahl zwischen den beiden und nichts anderes", sagte er. "Und deswegen lernen wir schnell. Was man wahrscheinlich in einem Jahr lernen soll, lernen wir im Wochentakt."

Offizier in Munster: Ukrainer "allesamt hochmotiviert"

Für das Training am Leopard 2A6 haben die ukrainischen Soldaten und ihre Ausbilder nur fünf Wochen Zeit. "Das Ziel ist es, sie kriegstüchtig zu machen, damit sie sich im Gefecht durchsetzen können", sagte ein deutscher Offizier. Etwa 20 Prozent der Ukrainer seien schon kampferfahren, aber der viel größere Teil habe nur militärische Grundkenntnisse. "Die Ukrainer sind allesamt hochmotiviert, sehr wissbegierig."
Diese Panzer bekommt die Ukraine:
Die Bundeswehr-Experten gehen fest davon aus, dass der Leopard 2 im Gefecht gegen russische Panzertruppen weit überlegen ist. Ein Grund ist, dass er eine stabilisierte Waffenanlage hat und damit auch aus laufender Fahrt heraus schießen kann, der russische T-72 für den Schuss aber stehen muss.

Ukrainischer Soldat: "Alles ist neu und funktioniert gut"

"Das Material, die Kampfsysteme sind hervorragend. Alles ist neu, funktioniert gut und wird uns helfen", meint Vitali. "Der Unterschied ist wie zwischen Mercedes und Shiguli (Lada, Anm. d. Red.,)", sagt sein ukrainischer Kollege Anatoli.
Dass alles auf Deutsch beschriftet ist, sei kein Problem. Die Technik erschließe sich logisch, und wenn man das Prinzip verstehe, könne man den deutschen Ausbildern sogar ohne Sprachkenntnisse folgen.
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Quelle: Mit Material von dpa

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