: Peters: Gazprom-Gelder waren "süßes Gift"

von Ralf Lorenzen
27.02.2022 | 09:36 Uhr
Peter Peters, DFB-Präsidentschaftskandidat und Schalkes Ex-Vorstand, räumt im aktuellen sportstudio ein, im Umgang mit Gazprom die Zeichen der Zeit nicht richtig erkannt zu haben.
"Mein Verhältnis zu Russland ist zerbrochen", sagte DFB-Präsidentschaftskandidat Peter Peters am Samstagabend im aktuellen sportstudio. Peters hatte bei seinem Auftritt im ZDF eine Menge Themen im Gepäck, die für mehr als eine Sendung gereicht hätten.
An einem normalen Sport-Samstag hätte wohl seine Kandidatur als DFB-Präsident im Mittelpunkt gestanden, über die der DFB-Bundestag am 11. März entscheidet.

Schalke und UEFA: Partnerschaft mit Gazprom beenden

Aber da sich seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine auch im Sport die Fragestellungen grundlegend verändert haben, ging es im Talk mit Jochen Breyer hauptsächlich um den Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Auswirkungen auf den Sport - besonders um den Umgang mit russischen Klubs und Sponsoren. Zu der Zeit, als der russische Energiekonzern Gazprom bei Schalke 04 als Hauptsponsor einstieg, hieß der Finanzvorstand Peter Peters.
Wir reden nicht über Politik, wir reden über Krieg.
Peter Peters
"In diesen Tagen, wo gekämpft wird, wo Menschen sterben, wo Unschuldige betroffen sind, kann ich nicht Kompromisse schließen", sagte Peters. So plädierte er klar für eim Ende der Partnerschaft von Schalke 04, aber auch der UEFA mit Gazprom. "Es ist weder vermittelbar noch verantwortbar, so weiterzumachen", sagte er. "Die Dinge haben sich so massiv verändert, es kann nicht so weitergehen."

Gazprom und Russland: "Zeichen der Zeit nicht richtig erkannt"

In dieser Frage liegt Peters auf einer Linie mit Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der in seiner Funktion als DFB-Vizepräsident von "schmutzigem Geld" sprach, das niemand mehr annehmen dürfe. "Als süßes Gift" bezeichnete Peters die russischen Sponsoring-Gelder aus heutiger Sicht. Als Gazprom 2006 als Hauptsponsor bei Schalke 04 eingestiegen sei, habe der russische Staatskonzern als begehrter Partner gegolten, an dem auch viele andere Vereine Interesse gezeigt hätten.
Hans Joachim Watzke bei @sportstudio
Auf die Kritik, dass unter anderem der Einmarsch in Georgien 2008 und die Annexion der Krim 2014 genug Anlass zu früherem Umdenken gegeben hätten, sagte er: "Im Lichte der heutigen Zeit, sind die Zeichen der Zeit nicht richtig erkannt worden".

Russland von WM-Playoffs ausschließen

Er selbst leitet aus dieser Fehleinschätzung die Notwendigkeit einer Wertediskussion ab, in der man viele Entscheidungen reflektieren müsse. "Wenn es um Werte versus Geld geht, darf in Zukunft niemals nur für das Geld entschieden werden", sagt er. Was aktuelle Entscheidungsfindungen angeht, ist Peters als Mitglied des FIFA-Rates "nicht glücklich" damit, dass der Fußball-Weltverband die Situation erst weiter beobachten will, bevor Russland von den WM-Playoffs ausgeschlossen wird. Peters plädiert für einen sofortigen Ausschluss, "solange es Krieg gibt".
Innerhalb der Bundesliga scheinen die Klubs in der jetzigen Situation näher zusammenzurücken. DFB-Vizepräsident Watzke stellt Schalke Hilfen der Liga in Aussicht. "Wenn es der Solidarität der anderen Klubs in Deutschland bedarf, um sie aus dieser Situation einigermaßen gut rausführen zu können, müssen wir sehen, wie wir das hinkriegen", sagte er im Studiotalk. "Die Liga muss die Solidarität auch in so einem Moment leben", unterstützt Peters Watzkes Vorstoß.

DFB: Neuer Blick aufs Ganze

Im Sportstudio begründete Peters auch, weshalb er am 11. März bei der Wahl zum DFB-Präsidenten gegen den erklärten Kandidaten des Amateurlagers, Bernd Neuendorf, antritt:
Der DFB hat ein Glaubwürdigkeitsproblem, er wird von oben betrachtet und kommt an der Basis nicht mehr an.
Peter Peters
Peters weiter: "Das ist eine Frage des Miteinanders, der Kultur. Und da stehe ich für Veränderungen." Auf den Einwand, dass er selbst seit langem Teil dieses Systems ist, wies er darauf hin, dass er früher als Vertreter der Liga bestimmte Aufgaben hatte, aber heute als Interimspräsident den Blick aufs Ganze habe: "Und da stellt man fest, wie viel nicht funktioniert."

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