: Wundertüte Katar - Serbien angriffslustig
von Erik Eggers
12.01.2023 | 07:03 UhrZum Auftakt der Handball-WM trifft das DHB-Team in Kattowitz in der Gruppe E auf Katar, Serbien und Algerien. Die drei Spiele der Vorrunde gibt's live bei ARD und ZDF.
Schmerzliche Erinnerung an Katar
Der kubanische Handballer Rafael Capote war noch ein Teenager, als er sein Schicksal selbst in die Hand nahm. Gerade einmal 19 Jahre jung, nutzte er die Panamerikanischen Spiele 2007 zur Flucht. Seine Reise führte ihn zunächst über Italien nach Logrono, Rioja. Und dort scoutete ihn Valero Rivera, einer der berühmtesten Trainer der Welt, im Frühjahr 2013, als der Handballverband von Katar diesen verpflichtete.
Das DHB-Team bricht zur Handball-WM nach Polen auf. In Kattowitz ist Katar am Freitag der Auftaktgegner für Deutschland.
12.01.2023 | 01:24 minNachdem ihn das Emirat eingebürgert hatte, entwickelte sich Capote zum Schreckgespenst des deutschen Handballs. Zweimal tat der wuchtige Halblinke der DHB-Auswahl sehr weh: im WM-Viertelfinale 2015 und im WM-Achtelfinale 2017, als sich der Außenseiter jeweils gegen Deutschland durchsetzte.
Am Freitag startet die deutsche Handball-Nationalmannschaft gegen Katar in die Weltmeisterschaft. Die letzten Vorbereitungen dafür werden beim Lehrgang in Barsinghausen getroffen.
10.01.2023 | 01:24 minMannschaft voller Legionäre
Noch immer gehört Capote zur Auswahl von Katar, die bei der Handball-WM in Polen und Schweden nun erster deutscher Gegner ist (Freitag, 18 Uhr, live im ZDF/sportstudio.de).
Das Team von Rivera, das 2015 in Doha überraschend Vize-Weltmeister wurde, ist immer noch geprägt von Legionären. Auch der ebenfalls in Kuba geborene Frankis Marzo, der inzwischen in Kuweit aktiv ist und beim letzten WM-Test fehlte, wurde eingebürgert. Kreisläufer Ben Ali stammt aus Tunesien, Spielmacher Mallash aus Syrien. Die Verantwortlichen aber sind stolz, heute die ersten gebürtigen Katarer integriert zu haben.
Wir sind inzwischen ein Vorbild für andere Teams aus Asien.
Wichtige Leistungsträger wie Capote und Frankis sind indes schon 35 Jahre alt und haben ihren Leistungszenit gewiss schon überschritten. Dennoch ist das Team, das vor einem Jahr zum fünften Mal die Asienmeisterschaft gewann, schon wegen ihrer spanischen Trainerlegende sehr ernst zu nehmen: Rivera ist ein Taktikfuchs, der jede Schwachstelle des Gegners ausnutzt.
Die deutsche Mannschaft wird am kommenden Freitag gegen Katar ins Turnier einsteigen. Zeit, den Bundestrainer Alfred Gislason näher vorzustellen.
11.01.2023 | 01:31 minSerbien selbstbewusst
Auch Serbien, der vermeintlich stärkste deutschen Gegner in der Vorrunde (Sonntag, 18 Uhr/ARD), wird von einem spanischen Coach geführt, und der zeigt sich angriffslustig.
Deutschland ist vielleicht Favorit in der Gruppe, aber wenn wir vollzählig sind, dann sind wir konkurrenzfähig.
Nominell ist das Team von Antoni Gerona allerdings nicht so herausragend besetzt wie sein historischer Vorgänger Jugoslawien, der legendäre Weltmeister von 1986. Neben Keeper Dejan Milosavljev, der beim Bundesliga-Tabellenführer Füchse Berlin stark aufspielt, gehören die Ex-Bundesligaprofis Petar Djordjic und Bogdan Radivojevic zu den Stars. "Ich will keine Kampfansagen machen", sagt Radivojevic, "aber bei der WM kann wirklich alles passieren."
Der Flügelspieler, der 2014 mit Flensburg die Champions League gewann, träumt von einer Rückkehr in die Weltspitze: "Unser Team kennt sich gut, die Zeit der Egoisten und Individualisten ist vorbei, wir alle wollen gemeinsam den Erfolg." Die letzte serbische Medaille bei einem Großereignis - Silber bei der EM 2012 - ist indes schon etwas angestaubt.
Handball-Bundestrainer Alfred Gislason gibt bei der WM zunächst nur den Vorrunden-Gruppensieg als Ziel aus, auch wenn sie “natürlich intern andere Ziele haben”.
11.01.2023 | 04:58 minAußenseiter Algerien
Klarer Außenseiter in der deutschen Gruppe E in Kattowitz ist Algerien (Dienstag, 18 Uhr, live im ZDF/sportstudio.de), zumal das Team sich nur als Fünfter der Afrikameisterschaft qualifizierte. Beim letzten Vergleich in der Olympia-Qualifikation für Tokio 2021 siegte die DHB ungefährdet mit 34:26-Toren.
Die Nordafrikaner setzen vor allem auf die Legionäre, die in ausländischen Ligen ihr Geld verdienen. Shooter Zohir Naim spielt in den Emiraten, der Halbrechte Abdi Ayoub bei Fenix Toulouse, Keeper Khalifa Ghedbane gewann 2019 mit Skopje die Champions League gewann. Spielmacher Moustafa Sadok geht für Winterthur (Schweiz) auf Torejagd.
Korruption verhindert Aufschwung
Der Pool an Talenten in seiner Heimat sei sehr groß, berichtet der Trainer Bob Zermani, der in München lebt, ungefähr 200.000 Handballer gebe es in Algerien. Aber Korruption im Verband und Liga verhindere einen Aufschwung. "Wir haben so gute junge Spieler", sagt Zermani, "nur leiden alle unter den Verhältnissen."