: Deutsches Eishockey-Team im WM-Finale

27.05.2023 | 17:52 Uhr
Deutschlands Eishockey-Cracks schreiben das nächste Märchen: Mit einem Sieg in der Verlängerung gegen die USA ziehen sie ins Finale der WM ein.
Deutschlands Eishockey-Nationalteam steht erstmals seit 93 Jahren wieder in einem WM-Endspiel. Die Auswahl von Bundestrainer Harold Kreis hat das Halbfinale gegen die USA völlig überraschend gewonnen - mit 4:3 (2:2, 0:1, 1:0, 1:0) nach Verlängerung. Frederik Tiffels erzielte das goldene Tor.
Tiffels Siegtor bei Twitter

Im Endspiel gegen Kanada

In der regulären Spielzeit hatten im finnischen Tampere Tiffels (13. Minute), Maksymilian Szuber (17.), Marcel Noebels (59.) getroffen. Für die US-Amerikaner, die in der Vorrunde die deutsche Mannschaft noch mit 3:2 besiegt hatten, erzielte Alex Tuch (2.), Rocco Grimaldi (4.) und Michael Eyssimont (29.) die Tore.
Am Sonntag (19.20 Uhr/Sport1 und MagentaSport) trifft Deutschland im Finale in Tampere auf Rekord-Weltmeister Kanada, der sein Halbfinale gegen Lettland 4:2 gewonnen hatte.

Moritz Müller, der Kapitän der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft, im ZDF-Interview mit Sven Voss nach dem Sieg gegen die USA im WM-Halbfinale.

27.05.2023 | 03:42 min

USA gehen 2:0 in Führung

Mit viel Selbstvertrauen und Zuversicht startete die DEB-Auswahl in ihr drittes WM-Halbfinale nach 2010 und 2021 - doch nach 71 Sekunden gab es den ersten herben Dämpfer. Tuch schloss eine sehenswerte Kombination in Hochgeschwindigkeit mit dem frühen Führungstreffer der Amerikaner ab.
Nur zweieinhalb Minuten später hatte Torhüter Mathias Niederberger erneut das Nachsehen, als Grimaldi die Scheibe in den Winkel schoss. Das deutsche Team brauchte nach dem Schock zehn Minuten, um ins Spiel zu kommen.

Deutschland mit Glück beim 1:2

Im ersten Powerplay gelang mit etwas Glück der Anschluss: Tiffels fälschte Daniel Fischbuchs Schuss ab, der Puck rutschte US-Goalie Casey DeSmith durch die Schienen.
Das zweite Tor gehörte zu großen Teilen Nico Sturm, der Szuber freispielte, der WM-Debütant traf genau in den Winkel.

Seider trifft die Latte

Zu Beginn des Mittelabschnitts hatte Fischbuch erneut in Überzahl das 3:2 auf dem Schläger (21.). Moritz Seider traf wenig später die Latte (23.).
Dann jubelten die Amerikaner, als Niederberger die Scheibe durchrutschte - doch der Videobeweis zeigte: Der Puck hatte die Torlinie nicht vollständig überquert (25.).
Vier Minuten später zählte das Tor für die USA: Eyssimont stocherte die Scheibe aus Niederbergers Fanghand über die Linie.

Matchwinner Tiffels

"Wir sind einen Schuss davon entfernt, um die Goldmedaille mitzuspielen, wir müssen jetzt alles raushauen, was drin ist, wir können auch noch besser spielen", sagte Kapitän Moritz Müller in der zweiten Drittelpause bei "Sport1": Das bewies das Team im Schlussabschnitt.
Noebels erzwang 1:23 Minuten vor dem Ende die Verlängerung, ehe Tiffels die deutsche Mannschaft nach 7:32 Minuten der Obertime in den siebten Himmel schoss.
"Es gibt nix Geileres als das, unglaublich, was die Jungs da heute gerissen haben", sagte der junge Star-Verteidiger Moritz Seider bei "Sport1": "Wir waren vielleicht in den ersten 15 Minuten bisschen überwältigt von den Emotionen, sind aber super zurückgekommen."
Wir haben zwar nicht das meiste Talent auf dem Papier, aber wir haben unsere Qualitäten und lassen uns nicht kleinkriegen.
Moritz Seider
Indes versichert Bundestrainer Kreis, gebürtiger Kanadier, dass er im Moment nur ein Herz habe, "das in mir schlägt, und da ist kein Ahornblatt drauf."

Deutschland als Außenseiter ins Turnier gegangen

Deutschland hat nun die erste WM-Medaille seit 70 Jahren schon sicher. 1953 war die DEB-Auswahl bei nur vier Teilnehmern Vize-Weltmeister geworden. Der größte Erfolg in der jüngeren Vergangenheit war Olympia-Silber 2018.
Für Bundestrainer Harold Kreis ist seine erste WM als Chefcoach schon jetzt ein Riesen-Erfolg. Kaum jemand hatte dem deutschen Team vor der WM etwas zugetraut. 15 verletzungsbedingte Absagen hatte Kreis von Leistungsträgern erhalten.
Zudem sind bei der WM in Finnland und Lettland in Leon Draisaitl, Tim Stützle und Torhüter Philipp Grubauer auch drei der besten deutschen NHL-Spieler nicht dabei.
Quelle: sid/dpa

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