: Die Torhüter-Sorgen der Bayern

von Ralf Lorenzen
26.01.2023 | 14:10 Uhr
Bayern München hat vier Torhüter, Neuer ist verletzt, Nübel verliehen. Was passiert, wenn alle wieder da sind? Offene Konkurrenz, klarer Cut? Ein klarer Umbruch sieht anders aus.

Nach dem Ausfall von Manuel Neuer hat der FC Bayern in Yann Sommer Ersatz gefunden. Doch wer folgt danach? Sportjournalist Manu Thiele blickt auf die Torhütersituation beim FCB.

26.01.2023 | 14:38 min
Für einen Torhüter gehört es zu den wichtigsten Fähigkeiten, das richtige Timing zu beherrschen: beim Ablaufen von vertikalen Pässen, beim Abfangen von Flanken, beim Abspringen auf der Torlinie. Timing ist auch ein Schlüsselwort, wenn es für einen Fußballklub darum geht, einen Nachfolger für den langjährigen Stammtorwart zu finden oder aufzubauen.

Der FC Bayern hat ein Torwartproblem

Dieses Problem traf die Verantwortlichen von Bayern München nach dem Beinbruch von Manuel Neuer trotzdem auf dem falschen Fuß. Sie dachten offenbar, die Position des Stammtorwarts bis zu Neuers Vertragsende 2024 offenhalten und den potenziellen Nachfolger Alexander Nübel bis dahin bei Laune halten zu können. Nübel hat noch bis 2025 einen Vertrag und ist aktuell zum AS Monaco ausgeliehen. Die Ablösung von Torwart-Trainer und Neuer-Freund Toni Tapalovic vergangene Woche deutet auch nicht auf einen klaren Plan hin.
"Der FC Bayern hat ein Torhüter-Problem...denn so hart es klingt: Der Umbruch wurde verschlafen", so lautet die Ausgangsthese von Manu Thiele in seiner neuen Bolzplatz-Sendung. Klingt auf den ersten Blick überraschend für einen Klub, der gleich vier Spitzenkeeper unter Vertrag hat. Von denen stehen allerdings aktuell nur der kurzfristig verpflichtete Routinier Yann Sommer und die verlässliche Nummer 2 Sven Ulreich zur Verfügung.  

Überangebot in der kommenden Saison

Zum Problem wird die Situation paradoxerweise, wenn alle vier wieder da sind. Manuel Neuer hat bereits in der Vergangenheit nach schweren Verletzungen Comeback-Qualitäten gezeigt und wird alles daransetzen, mindestens bis zur EM 2024 wieder die unangefochtene Nummer 1 zu werden, im roten und im Nationaltrikot. Und Alexander Nübel hat gerade erst im aktuellen sportstudio klargemacht, dass er sein Ziel, Stammtorhüter beim FC Bayern zu werden, nicht aus den Augen verloren hat.
Die Versuche, hinter einer absoluten dominanten Nummer 1 einen Nachfolger aufzubauen, hatte Bayern München schon bei Sepp Maier und Oliver Kahn. "Mit mir als Torhüter wird der Junghans zum Althans", sagte Maier, als mit Walter Junghans ein Kronprinz ausgerufen wurde. Ein Satz, der später am stärksten auf Sven Scheuer zutraf, der vom 17. bis 26. Lebensjahr der Ersatzmann blieb - erst hinter Raimund Aumann, dann hinter Kahn. 

Kronprinzen ohne Chance

Junghans blieb das Schicksal seiner Nachfolger Sven Scheuer, Uwe Gospodarek, Stefan Wessels und Christian Früchtl zwar durch Maiers tragischen Autounfall 1979 erspart, er wurde bereits nach zwei Jahren Stammtorwart - allerdings nur für  drei Spielzeiten, bis ihm Belgiens Nationaltorhüter Jean-Marie Pfaff vor die Nase gesetzt wurde.

Der 1. FC Köln hat um ein Haar einen Auswärtscoup beim FC Bayern verpasst. Erst kurz vor Schluss kam der Bundesliga-Tabellenführer aus München zum 1:1-Ausgleich.

25.01.2023 | 10:04 min
Nur ein Jahr durfte sich der hinter Titan Oliver Kahn aufgebaute Michael Rensing als Nummer 1 bewähren, bevor Oldie Hans-Jörg Butt den Vorrang bekam. "Ich hatte noch keine Erfahrung als Nummer 1 auf diesem Niveau und es fehlte natürlich auch eine gewisse Lockerheit", sagte Rensing später einmal.

Spielen wichtiger als Geld verdienen

"Wir sagen immer: Die Spielzeit schlägt die Euros. Die Jungs müssen schauen, dass sie spielen, spielen, spielen", sagt der Leiter der DFB-Akademie Tobias Haupt. Wenn Nachwuchstorhüter keine Einsatzchance im Profiteam haben und aus der U23-Mannschaft herausgewachsen sind, der Verein sie aber trotzdem als "Reserve" behalten will, kommen nur noch Leihgeschäfte in Frage. So wie es Bayern München ein Jahr lang auch mit dem letztlich zu Austria Wien verkauften Christian Früchtl beim 1. FC Nürnberg machte und aktuell mit Alexander Nübel in Monaco praktiziert.
Manu Thiele stellt in der Sendung Bolzplatz verschiedene Optionen für den FC Bayern vor und bespricht diese unter anderem mit Ex-Nationaltorwart René Adler: vom offenen Konkurrenzkampf bis zum klaren Cut 2024 mit Nübel oder einem externen Weltklasse-Mann als Neuer-Nachfolger. Unstrittig sollte dabei sein: "Manuel Neuer verdient einen großen Abschluss seiner Karriere - und zwar mit Würde!" 

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