: Tränen, Wut und Entsetzen bei Hertha

20.05.2023 | 18:35 Uhr
Pal Dardai versuchte seine am Boden zerstörten Profis zu trösten, Kevin-Prince Boateng rang mit Tränen in den Augen um Fassung - und von den Rängen flogen Bierbecher.
Hertha's Jonjoe Kenny kann nach dem Spiel seine Enttäuschung nicht verbergen. Hertha BSC ist zum siebten Mal in der Vereinsgeschichte aus der Bundesliga abgestiegen.Quelle: Reuters
Nur Sekunden fehlten Hertha BSC am Samstag, um sich zumindest eine weitere Woche die Hoffnung auf den Verbleib in der Fußball-Bundesliga zu bewahren. "Ich kann es noch nicht realisieren", sagte Kevin-Prince Boateng. "Es ist einfach nur traurig, ich liebe den Verein. Ich bin hierhergekommen und wusste, dass nicht alles rosig wird", meinte der 36-Jährige, der das Team als Kapitän bei seinem fünften Startelfeinsatz aufs Feld geführt hatte. Seinen Abschied von den eigenen Fans hatte sich der gebürtige Berliner anders vorgestellt. Er beendet im Sommer seine Karriere.

Dardai lässt Zukunft offen

Als der siebte Abstieg noch vor dem Ende einer turbulenten Saison für den Hauptstadt-Klub durch ein Gegentor in der vierten Minute der Nachspielzeit zum 1:1 (0:0) im Kellerduell gegen den VfL Bochum feststand, entlud sich auch der Frust bei den Fans, die bis dahin immer hinter dem Team gestanden hatten. Selbst wenn sie teilweise "unter aller Sau" gespielt hätten, betonte Boateng.
Die sind sauer, enttäuscht und traurig - das ist völlig normal. Ich kann sie verstehen, ich bin ja selbst Hertha-Fan.
Kevin-Prince Boateng
Wie es mit ihrem Klub nun weitergeht, ist praktisch in jeder Hinsicht fraglich. Dardai ließ eine Zukunft als Hertha-Trainer in der zweiten Liga offen. "Ich kann es heute nicht sagen", sagte der Ungar: "Ich arbeite bei Hertha BSC - in welcher Position, das muss man abwarten." Intern gilt Dardai, der Mitte April zum dritten Mal beim Hauptstadt-Klub das Traineramt übernommen hatte, den Abstieg diesmal nach zwei gelungenen Rettungen 2015 und 2021 aber nicht verhindern konnte, als Wunschkandidat für den Neuaufbau in Liga zwei.

Zittern um die Zweitliga-Lizenz

Wegen der prekären wirtschaftlichen Situation dürfte der Verein bei der Trainerwahl nach dem inflationären Verbrauch von Fußball-Lehrern in den vergangenen Jahren ohnehin eingeschränkt sein. Und das, obwohl Lars Windhorst in weniger als vier Jahren über 370 Millionen Euro in die Hertha investiert hatte, die Partnerschaft aber in diesem Jahr im Unfrieden endete.

Trotz Millioneninvestitionen und hochtrabenden Plänen ist die Hertha aus Berlin aus der Bundesliga abgestiegen. Ein erwartbares Szenario, meint ZDF-Reporter Thomas Skulski.

20.05.2023 | 02:33 min
Stattdessen ist nun nicht mal die Lizenz für die zweithöchste Spielklasse sicher. Bis zum 7. Juni hat der Verein Zeit, die Auflagen der DFL zu erfüllen. Auch der Einstieg des neuen Investors 777 - und das damit einhergehende, dringend benötigte Investment von 100 weiteren Millionen Euro - wird gründlich auf Konformität mit der 50+1-Regel geprüft.

Volle Konzentration auf die Bundesliga-Rückkehr

Böller, Tränen, Wut und Enttäuschung - Herthas Aus traf alle brutal hart, weil in einer fast ausweglosen Lage mit Siegpflicht in den letzten beiden Saisonspielen auf einmal doch noch mal berechtigte Hoffnung aufgekommen war. Nur mit einem Sieg und Schützenhilfe der Konkurrenten hätten sich die West-Berliner am 33. Spieltag vor dem vorzeitigen Abstieg retten können.
Mit 26 Punkten als Tabellenletzter ist bei nur noch einem ausstehenden Spiel der Relegationsrang fünf Punkte entfernt. "Ich glaube, Hertha BSC ist nicht heute abgestiegen", sagte Dardai und gab die Devise aus: Harte Arbeit für die Zukunft, hart arbeiten für eine Rückkehr in die Bundesliga.

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