: Flicks Optionen vor dem Spanien-Spiel

von Maik Rosner, Doha
26.11.2022 | 07:21 Uhr
Deutschland droht bei der WM in Katar das frühe Aus. Gegen Spanien muss das DFB-Team seine Leistung steigern. Auch einen Kader-Umbau schließt Trainer Flick nicht mehr aus.
Warmlaufen fürs Spanien-Spiel: (v.l.) Joshua Kimmich, Niklas Süle und Leon GoretzkaQuelle: dpa
Joshua Kimmich muss sich gerade vorkommen, als befinde er sich in einer Zeitschleife. Dabei hatte er gehofft, so etwas nicht noch einmal erleben zu müssen. Vor vier Jahren in Russland hatte er erstmals mit der deutschen Nationalmannschaft bei einer WM gespielt. Das Abenteuer war nach der Gruppenphase schnell beendet.

Kimmich und die Erinnerung ans WM-Aus 2018

Nach der 1:2-Auftaktniederlage gegen Japan droht dieses Szenario am Sonntag erneut, schon im zweiten Gruppenspiel, im gefühlten Finale gegen Spanien. Für den extrem ehrgeizigen Bayern-Profi Kimmich, 27, wäre ein weiteres schnelles Aus ein schwer verkraftbarer Schlag. Er konnte dieses ja schon 2018 kaum verwinden.
"So down war ich im Fußball noch nie", schilderte Kimmich jüngst in einem Beitrag für "The Players‘ Tribune". "Ich fühlte mich wie ein Zombie und verkroch mich in meiner Enttäuschung."
Damit sich die deutsche Mannschaft diesmal nicht frühzeitig von ihren hohen WM-Zielen verabschieden muss, wird gerade alles in Frage gestellt. Auch intern wurde in einer langen Teamsitzung Tacheles geredet, wie die Offensivspieler Kai Havertz und Julian Brandt am Freitag auf der DFB-Pressekonferenz durchblicken ließen.

Konstruktive Diskussion mit Flick

"Wir haben auch diskutiert", sagte Brandt offen. Unterschiedliche Ansichten wurden dabei auch mit Hansi Flick ausgetauscht. Davon berichtete Brandt, als er zwischendurch fallen ließ: "Der Trainer hatte sein eigenes Gefühl."
Es soll aber eine fruchtbare Diskussion gewesen sein. Flick begrüßt es ja, wenn sich seine Spieler konstruktiv einbringen. Er fühlt sich dadurch nicht in seiner Autorität angegriffen. Die Linie gebe Flick dennoch vor, verdeutlichte Havertz:
Das Letzte, was man dem Trainer vorwerfen kann, ist, dass er nicht klar mit uns redet.
Kai Havertz

Kritik von Experten an Flick wegen Gündogan

Dem Vernehmen nach geht es in den internen Gesprächen auch um die zentralen Fragen, um Kimmich, Ilkay Gündogan und Leon Goretzka. Die Auswechselung von Gündogan, des besten Spielers gegen Japan, hatte Kritik von diversen Experten hervorgerufen, ebenso das Defensivverhalten des für den Torschützen eingewechselten Goretzka.
Auch intern soll es Unverständnis gegeben haben, warum Flick beim Stand von 1:0 im Zentrum des Spiels in die funktionierende Statik eingegriffen hatte.

Erinnerungen an Positionswechsel von Lahm

Die Frage ist nun, welche Schlüsse gezogen werden. Vor allem im Zentrum des Spiels, wo sich das Schicksal der deutschen Elf entscheiden dürfte. Eine Idee lautet, den Sechser Kimmich in die Rolle des Rechtsverteidigers zu versetzen. Dorthin, wo der gelernte Innenverteidiger Niklas Süle gegen Japan mit Fehlern vor beiden Gegentoren aufgefallen war.
Eine derartiger Positionswechsel würde Erinnerungen wecken an die WM 2014, bei der Philipp Lahm aus dem defensiven Mittelfeld umgezogen war nach hinten rechts. Deutschland gewann damals den Titel.

Flick sieht Kimmich lieber auf der Sechs

Gegen einen Rollenwechsel von Kimmich spricht allerdings, dass Flick ihn am liebsten auf der Sechs sieht. Dort kann Kimmich als Gestalter viel mehr Einfluss nehmen. Denkbar wäre aber auch ein Zentrum, in dem Kimmich, Gündogan und Goretzka zusammen Platz finden. Es wäre eine Verdichtung, durch die die spielstarken Spanier nach außen ausweichen müssten.

Die deutsche Nationalmannschaft erlebt im letzten Gruppenspiel der Nations League ein historisches Debakel. In Spanien unterliegt die Elf von Bundestrainer Löw mit 0:6.

17.11.2020 | 03:01 min
Vor zwei Jahren, bei der bisher letzten Verabredung mit Spanien, hatte eine solche Anordnung allerdings nicht zum Erfolg geführt. Damals unterlag die DFB-Elf noch mit Joachim Löw als Bundestrainer 0:6 - trotz Toni Kroos, Gündogan und Goretzka im Zentrum. Kimmich hatte damals aber nicht Rechtsverteidiger gespielt, sondern gar nicht. Er war gerade am Meniskus operiert worden.