: Müller spricht von "aberwitziger" Niederlage

von Maik Rosner, Al Rajjan
23.11.2022 | 18:23 Uhr
Müller spricht nach dem 1:2 gegen Japan von einem "Horrorszenario", Neuer von einer "Vollkatastrophe". Wiedergutmachung gegen Spanien ist angesagt - ausgerechnet gegen Spanien.
Drastischer hätte die Wortwahl bei Thomas Müller, 33, und Manuel Neuer, 36, kaum ausfallen können. Die erfahrensten Spieler der deutschen Nationalmannschaft sprachen nach dem 1:2 (1:0) gegen Japan von einem "Horrorszenario" (Müller) und einer "Vollkatastrophe" (Neuer).

Wie 2018 droht dem DFB-Team das frühe WM-Aus

Müller wies zudem darauf hin, dass in den weiteren Gruppenspielen gegen Spanien am Sonntag (20 Uhr im ZDF) und gegen Costa Rica am Donnerstag in einer Woche wohl zwei Siege nötig seien, um das Achtelfinale der WM in Katar zu erreichen. Tatsächlich droht dem DFB-Team schon wieder das Aus nach der Gruppenphase, wie bei der WM 2018 in Russland.
Es sei "schwer zu verstehen, wie wir das aus der Hand gegeben haben", so Kapitän Manuel Neuer. Die Spieler wirkten geschockt von sich selbst.
Ähnlich ging es Hansi Flick nach seinem ersten WM-Spiel als Bundestrainer. Der 57-Jährige versuchte aber rasch, den Blick nach vorne zu richten.
Mit null Punkten sind wir unter Druck, das haben wir uns selbst eingebrockt.
Hansi Flick
Man müsse nun "den Charakter haben, um es anders anzugehen: Trotzdem mutig, entschlossen und mit der Aggressivität, die man braucht bei einer WM."
Das war als deutlicher Hinweis zu verstehen, was er von seiner Mannschaft zumindest in den letzten 15 Minuten vermisst hatte, als sich Ilkay Gündogans 1:0 per Foulelfmeter (33. Min.) durch Unaufmerksamkeiten und individuelle Fehler ins 1:2 verwandelt hatte. Zunächst war Ritsu Doan vom SC Freiburg das 1:1 gelungen (76.), ehe Takuma Asano vom VfL Bochum zum 1:2 traf (83.).

Flick fordert Kampfgeist

Nach der WM 2018 in Russland (0:1 gegen Mexiko) und der EM 2021 (0:1 gegen Frankreich) hatte die deutsche Mannschaft ihr Auftaktspiel bei einem großen Turnier zum dritten Mal in Serie verloren. Zugleich war es die insgesamt dritte Auftaktniederlage bei einer WM.
Flick will nun den nötigen Kampfgeist sehen. Er lege "ganz großen Wert darauf, dass die Mannschaft die richtigen Schlüsse zieht und die Verantwortung übernimmt". Gegen die Spanier, die gegen Costa Rica mit 7:0 triumphierten, habe man "etwas gutzumachen".

DFB-Team will sich nicht den Mund verbieten lassen

Die Debatten vor dem Spiel, vor allem jene um die von der FIFA untersagte "One Love"-Armbinde, wollte er nicht als Begründung für den verspielten Sieg anführen. Team und Faeser setzen Zeichen Kurz vor dem Anpfiff hatten sich seine Spieler beim Teamfoto mit ihren Händen ihre Münder zugehalten. Die Geste richtete sich gegen die FIFA, die Neuer und sechs weiteren europäischen Teamkapitänen untersagt hatte, die "One Love"-Armbinde als Zeichen für Vielfalt und gegen jede Art von Diskriminierung zu tragen.
"Uns die Binde zu verbieten, ist wie den Mund zu verbieten", twitterte der DFB. Statt Neuer trug Bundesinnenministerin Nancy Faeser eine "One Love"-Armbinde auf der Ehrentribüne, direkt neben FIFA-Präsident Gianni Infantino.

Nachlässigkeiten in der Defensive

Diese Debatte wird nach dem sportlichen Fehlstart der DFB-Elf nun von der sportlichen überlagert. Japan habe "sehr effizient gespielt. Das hätte ich auch von meiner Mannschaft gerne gehabt", kritisierte Flick. Tatsächlich hatten seine Spieler genug Chancen erwirtschaftet, doch selbst beste Gelegenheiten ließen sie ungenutzt.
Den Japanern genügten dagegen wenige Angriffe für die Wende. Zudem profitierten sie von den Nachlässigkeiten in der deutschen Defensive. Besonders vor dem 1:2, als sich Nico Schlotterbeck von einem langen Ball überraschen ließ und im Laufduell mit Asano das Nachsehen hatte.
Müller nannte es "aberwitzig, dass wir mit einer Niederlage dastehen". Bevor er sich verabschiedete, sagte er: "Die K.o.-Runde hat für uns früher begonnen."

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