: Musialas Magie gegen Spanien gefragt

von Maik Rosner, Doha
27.11.2022 | 05:41 Uhr
Vor dem vorgezogenen Endspiel der DFB-Elf gegen Spanien spricht nicht viel für eine Wende zum Guten. Helfen könnte aber die Gabe von Jamal Musiala für zauberhafte Momente.
Hoffnungsträger - nicht nur für Bundestrainer Hansi Flick: Jamal Musiala vom FC BayernQuelle: Dpa
Die Szene hatte etwas Magisches, von Erfolg gekrönt war sie aber nicht. Je nach Zählweise zog Jamal Musiala bei seinem Solo an vier oder sogar fünf Gegenspielern vorbei, nur der Abschluss verrutschte dem deutschen Nationalspieler. Der Ball flog über das Tor.
Es wäre das vorentscheidende 2:0 gewesen. Statt das bis dahin spektakulärste Tor der gesamten WM in Katar zu erzielen und einen insgesamt gelungenen Auftakt in das Turnier zu feiern, wird Musialas Dribbling gegen Japan bald wohl weitgehend vergessen sein.

Das WM-Aus droht

Im Vordergrund stehen ja längst all jene Debatten, mit denen sich auch die Mannschaft von Bundestrainer Hansi Flick intern intensiv beschäftigt. Und doch zeigte Musialas magischer Moment wieder einmal, wie viel in dem erst 19 Jahre alten Offensivspieler steckt.
Es spricht vor dem gefühlten Endspiel gegen Spanien heute (Anstoß 20 Uhr / ZDF live) nicht besonders viel für eine Wende zum Guten beim DFB-Team. Durch das 1:2 gegen Japan müssen wohl schon zwei Siege her, damit es noch reicht für den Einzug ins Achtelfinale. Wahrscheinlicher ist ein erneutes Aus nach der Gruppenphase, wie schon 2018 bei der vorherigen WM in Russland.

Musialas Gaben

Wer sich aber auf die Suche begibt nach Gründen für Zuversicht, der landet schnell bei Musiala. Vielleicht wäre es besser, ihm davon nichts zu erzählen, aber es ist schon so: Die Hoffnungen bei der deutschen Mannschaft ruhen zu einem wesentlichen Teil auf dem hochbegabten Teenager.
Was dieser mit seinen geschmeidigen Bewegungen und seiner magnetartigen Ballführung auf engstem Raum zu leisten im Stande ist, das könnte auch die Abwehr der 7:0-Auftaktsieger aus Spanien überfordern.
Er hat einfach sehr, sehr gute Lösungen unter Druck. Er kann viele Dinge positiv für die Mannschaft lösen.
Hansi Flick
Bevor er Bundestrainer wurde, hatte Flick Musiala schon beim FC Bayern erlebt und gefördert. Flick weiß genau, dass ein Geniestreich Musialas, ein Geistesblitz, ausreichen kann, um einem Spiel einen entscheidenden Impuls zu geben.
Sein Einfluss auf das Spiel ist schon jetzt immens, das zeigen auch die bisherigen Saisonwerte. Beim FC Bayern hat Musiala in der Bundesliga sowohl die meisten Tore geschossen (neun) als auch vorbereitet (sieben).

Gefährlichster Offensivspieler des FC Bayern

Auch wettbewerbsübergreifend ist er im Kader der Münchner mit insgesamt zwölf Toren und zehn Vorlagen in beiden Kategorien führend und damit der gefährlichste Offensivspieler. Auf wen also könnten sie in der DFB-Elf nun mehr hoffen als auf Musiala?
Es verwundert nicht, dass gerade über alle möglichen Personalien diskutiert wird. Musiala aber steht nicht in Frage. Wie selbstverständlich ist er bereits gesetzt in der Startelf. Und das als fünftjüngster deutscher WM-Spieler der Geschichte.

Vergleich mit Lionel Messi

Über Musialas besondere Gabe sind sich die Fachleute einig. Manche vergleichen ihn schon mit dem Argentinier Lionel Messi. Musialas Vereinstrainer Julian Nagelsmann schwärmt regelmäßig über dessen "Schlangenbeine" und "extrem schnelle Füße".
Vor allem aber, und das ist wohl noch wichtiger, wirkt Musiala klar genug im Kopf, um wegen der Hymnen auf ihn nicht den Arbeitseifer und seine Erdung zu verlieren. "Er hört gut zu, er will sich entwickeln. Auch beim defensiven Fleiß hat er sich extrem verbessert", lobte Nagelsmann kurz vor der WM.

Musiala will "einer der besten Spieler der Welt" werden

Musiala sagt offen, er wolle "einer der besten Spieler der Welt" werden. Das ist selbstbewusst und sehr ehrgeizig. Aber Musiala scheint auch zu wissen, dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist.
Um sich diesem Ziel zu nähern, braucht es viel Konstanz auf höchstem Niveau. Und zum Beispiel auch, nach einem spektakulären Solo noch ins Tor zu treffen. Vielleicht klappt das ja nun gegen Spanien.

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