: Klug beendet wegen Depressionen Karriere

12.10.2022 | 20:49 Uhr
Die erfolgreiche Para-Biathletin Clara Klug beendet wegen Depressionen ihre Karriere. Offen spricht sie über ihre Krankheit und wirbt für mehr Sensibilität im Para-Sport.
Clara KlugQuelle: Imago
Die dreifache Para-Biathlon-Weltmeisterin und zweifache Paralympics-Dritte Clara Klug beendet aufgrund von Depressionen ihre Sportkarriere. Diesen Entschluss teilte die sehbehinderte Biathlon- und Langlauf-Spezialistin am Mittwoch mit. Die Münchnerin erklärte in einer Mitteilung des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS):
Mir fehlt die Kraft zum Aufstehen - und das ist eine direkte Folge meiner Depression.
Para-Biathletin Clara Klug
Klug hatte nach mehreren schweren Stürzen die Weltmeisterschaft und die Paralympischen Winterspiele im Jahr 2022 verletzungsbedingt verpasst. Sie habe das Vertrauen in sich verloren. In ihr sei das Gefühl entstanden, einmal zu oft hingefallen zu sein, erzählte sie. Trotz drei Weltmeistertiteln und zwei dritten Plätzen bei den Paralympics 2018 habe sie schon vor den Stürzen immer gedacht, "ich mache es nicht gut genug".

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Erfolge mehr Last als Freude

Dabei war die Athletin vom PSV München gemeisam mit ihrem Trainer und Guide Martin Härtl sehr erfolgreich. Klug gewann zweimal Bronze bei den Paralympics 2018 in Pyeongchang sowie dreimal WM-Gold im Biathlon. Dazu kommen insgesamt dreimal WM-Silber und zweimal WM-Bronze im Biathlon und Langlauf. Aber die Erfolge waren mehr Last als Lust, berichtet Klug:
Ich kann mich an keinen Wettkampf erinnern, mit dem ich richtig zufrieden war. Immer dachte ich: Eigentlich habe ich nur Glück gehabt. Und muss jetzt umso mehr beweisen, dass ich das alles verdient habe.
Clara Klug
Ihre Erwartungshaltung sei mit den Erfolgen gestiegen. Und im Zuge dessen seien ihre vor allem auf Alltagsbelastungen durch ihre Erblindung zurückzuführenden psychischen Probleme früherer Zeit wieder ausgebrochen. Diese verschärften sich während der Corona-Pandemie. Klug bekam Panikattacken, die Depression schlug voll zu. "Dabei dachte ich die ganze Zeit: Es darf mir nicht schlecht gehen. Anderen geht es viel schlechter als mir."

Psychische Belastungen für Para-Sportler

Klug wirbt dafür, auf psychische Herausforderungen im Para-Sport stärker einzugehen.
Wir leben 24/7 mit unseren Einschränkungen. In der Sportwelt wird das oft übersehen. Unsere psychische Belastung ist noch mal höher als die im olympischen Leistungssport.
Clara Klug
Klug ist wegen ihrer Depressionen erneut in Behandlung. Als Computerlinguistin beim bayerischen Landeskriminalamt sucht sie nun eine neue Herausforderung.

Hilfe bei Depressionen

Telefonseelsorge (0800 111 0 111), "Nummer gegen Kummer" für Eltern, Kinder und Jugendliche (116 111), im Notfall Polizei (110) oder Rettungsdienst (112)

Info-Telefon der Deutschen Depressionshilfe (0800 33 44 533) - im Netz unter: www.deutsche-depressionshilfe.de

Ärztlicher Bereitschaftsdienst der Krankenkassen: 116 117

Quelle: dpa, SID

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