: Deutsches Team feiert seine Jugendspiele

von Susanne Rohlfing
13.03.2022 | 12:58 Uhr
Für das Team des Deutschen Behindertensportverbands verliefen die Paralympics in Peking sportlich besser als erhofft. Ganz unbeschwert ist die Freude in diesen Tagen aber nicht.
Nimmt fünf Medaillen von Paralympics mit nach Hause: Langläuferin und Biathletin Linn Kazmaier - hier mit ihrem Guide Florian Baumann.Quelle: dpa/jens buettner
Am vorletzten Tag der Paralympics in Peking zeigte die deutsche Mannschaft noch einmal, was sie ausgemacht hat in diesen unverhofft erfolgreichen Tagen in China: Die Kraft der Jugend gepaart mit der Würze der Erfahrung.

Der vorletzte Tag bei den Paralympics in Peking hat dem deutschen Team noch einmal drei Medaillen beschert. Zwei Mal Gold und ein Mal Bronze gab's zu bejubeln.

12.03.2022 | 03:12 min

Youngster Kazmaier und Alt-Meisterin Forster

Linn Kazmaier, sehbehinderte Biathletin und Langläuferin, erst 15 Jahre alt, die jüngste Athletin im deutschen Team, krönte ihre Premieren-Paralympics mit Gold. Und Anna-Lena Forster, 26 Jahre alt, erfahrene Alt-Meisterin, in jedem ihrer Rennen zu den großen Favoritinnen zählend, trug einen zweiten Sieg zum goldenen Endspurt des deutschen Teams bei.
Mit 19 Medaillen, vier Mal Gold, acht Mal Silber und sieben Mal Bronze für Deutschland gehen diese Spiele zu Ende. Im Medaillenspiegel bedeutet das Rang sieben. China führt das Ranking mit 61 Medaillen an (18/20/23), gefolgt von der Ukraine und Kanada.

DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher im Interview über die Paralympics in Peking, die deutschen Erfolge, das Team der Ukraine und das Problem der Klassifizerung.

13.03.2022 | 05:45 min

Neun Paralymics-Premieren

17 deutsche Athletinnen und Athleten waren am Start, für neun von ihnen war es die Paralympics-Premiere, weshalb der Deutsche Behindertensportverband (DBS) vom "Debütantenball" sprach. Auch die fünf Guides der Sehbehinderten waren zum ersten Mal bei Paralympics dabei.
Ganz ungetrübt war die Freude dennoch nicht. "Rein auf den Sport bezogen, waren es für uns gute Spiele mit vielen Emotionen und tollen Momenten", sagte DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher:
Fröhliche Spiele, so wie wir es aus der Vergangenheit kennen und lieben, waren das nicht. Einige Tausend Kilometer weiter tobt ein grausamer Krieg, das geht an niemandem spurlos vorbei.
DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher

Bangen um die Ukraine

Das Bangen ukrainischer Athleten um Familie und Freunde in der Heimat warf einen Schatten über die Wettbewerbe. "Die Medaillen der Ukraine sind auch Medaillen des Friedens. Das ist eine wichtige Botschaft, die von den Paralympics in die Welt geht", sagte Beucher.
Die deutschen Erfolge waren so überraschend, weil mit Monoskifahrerin Anna Schaffelhuber (Karriereende) sowie den Biathletinnen und Langläuferinnen Andrea Eskau und Clara Klug (beide verletzt) drei Athletinnen in Peking nicht am Start waren, die bei den Winterspielen in Pyeongchang vor vier Jahren für mehr als die Hälfte der ebenfalls 19 deutschen Medaillen gesorgt hatten.

Die Jüngste mit den meisten Medaillen

Damit, dass ausgerechnet die Jüngste im Team in Peking die meisten Medaillen sammeln würde, konnte ja niemand rechnen: Linn Kazmaier bestieg fünf Mal das Podest, sie gewann mit ihrem Guide Florian Baumann einmal Gold, drei Mal Silber und einmal Bronze.
Dazu hielt Anna-Lena Forster den Erwartungen stand, mit zwei Mal Gold und zwei Mal Silber schloss sie an ihre überragende WM-Ausbeute mit vier Mal Gold an.

Erste Paralympics, erste Medaille: Nachdem sie in Peking das Podest drei Mal knapp verpasst hatte, hat's im Slalom für Anna-Maria Rieder geklappt: Bronze.

12.03.2022 | 01:39 min

Beucher: Nicht zurücklehnen

Leonie Walter, 18 Jahre alt und wie Kazmaier ein Gesicht der Zukunft, steuerte mit Guide Pirmin Strecker einmal Gold und drei Mal Bronze bei. Zudem schafften es aus dem Team Ski nordisch Marco Meier (zwei Mal Silber), Martin Fleig (Silber) und Anja Wicker (Bronze) und aus dem Team Ski Alpin Andrea Rothfuss und Anna-Maria Rieder (beide Bronze) aufs Podium.
"Die Ergebnisse unterstreichen, dass wir auf einem guten Weg sind", sagte Beucher: "Klar ist aber auch, dass wir uns keinen Zentimeter zurücklehnen dürfen und den eingeschlagenen Weg konsequent weiter beschreiten müssen."
Das Nachwuchsproblem ist und bleibt akut
DBS-Präsident Beucher

Russische Athleten außen vor

Karl Quade, Chef de Mission und Vizepräsident Leistungssport im DBS, befand zum Erfolg der Youngster: "Dass sie solche Kracher loslassen, das kam für uns in dieser Form völlig unerwartet und wird auch nicht dadurch geschmälert, dass Russland nicht am Start war."
Er blickt optimistisch in die Zukunft: "Ich bin mir sicher, dass wir in vier Jahren in Cortina noch einige weitere neue Gesichter sehen werden."
Die nächsten Winter-Paralympics finden im März 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo in Italien statt.

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