: Vielleicht "der" Klick zum Paralympics-Sieg

von Susanne Rohlfing
18.03.2021 | 09:44 Uhr
Damit eine paralympische Karriere nicht vom Zufall abhängt wie bei Niko Kappel oder Mareike Miller, gibt's jetzt eine neue Website mit Infos rund um den Para-Sport.
Paralympics 2016: Niko Kappel gewinnt in Rio Gold im KugelstoßenQuelle: imago/Beautiful Sports
Niko Kappel kannte die Auswahl nicht, wusste aber immer, was er wollte. Erst war das Fußball, später Leichtathletik. Beim Wechsel war nicht seine Kleinwüchsigkeit das Problem, sondern die übliche Konkurrenz unter den Sport-Vereinen eines kleinen Städtchens. Was wollte denn der Fußballer da plötzlich bei den Leichtathleten? So hieß es in Welzheim bei Stuttgart.

Kappel: Vom "Tiefsprung" zum Paralympics-Gold

Kappel wollte Paralympics-Sieger werden, auch wenn er das nicht gleich ganz so klar formulierte. Er probierte alles, rennen, werfen, springen. "Auch Hochsprung", sagt Kappel: "Naja, bei mir wohl eher Tiefsprung."
Heute hält er mit 14,30 Metern den Kugelstoß-Weltrekord in seiner Para-Sport-Startklasse F41. 2016 holte Kappel in Rio paralympisches Gold.

Para-Sport: Welche Disziplin kommt in Frage?

So einfach kann es sein im Behindertensport. So einfach ist es aber meist nicht. Oft finden Menschen mit einer Beeinträchtigung nicht zum Sport, weil sie nicht wissen, welche Disziplinen für sie in Frage kommen. Weil sie keinen Kontakt haben zu Vereinen in ihrer Umgebung, die Para-Sport oder inklusiven Sport anbieten. Weil es zu kompliziert ist, Informationen einzuholen und Kontakte zu knüpfen.
Das will der Deutsche Behindertensportverband (DBS) ändern, und hat deshalb eine Internet-Plattform initiiert: parasport.de
#StarteDeinenWeg: parasport.deQuelle: parasport.de
Ein Sportarten-Finder für Menschen mit Behinderung und eine zentrale Anlaufstelle mit umfassenden Informationen zu allen paralympischen Sportarten,
so erklärt DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher das ehrgeizige Projekt. Die richtigen Ansprechpartner sind auch nur ein paar Klicks entfernt. Im paralympischen Sport sei es wie im olympischen, sagt Niko Kappel: Jeder müsse irgendwie die, seinen körperlichen Voraussetzungen entsprechende, Disziplin finden, denn
Robert Harting und Fabian Hambüchen könnten ja auch nicht die Sportarten tauschen.
Niko Kappel
Mareike Miller gewinnt mit dem Rollstuhlbasketball-Nationalteam 2018 WM-BronzeQuelle: imago/Tischler
Mareike Miller ist Paralympics-Siegerin 2012. Seit 2010 gehört die 30-Jährige Athletensprecherin des DBS der deutschen Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft an. Im Alltag kann sie gehen. Sie kam zu ihrer Sportart, weil sie sich bis zu ihrem 17. Geburtstag so oft und so schwer an den Knien verletzt hatte, dass an Basketballspielen nicht mehr zu denken war.
Sie hatte Glück im Unglück: Ihr damaliger Sportlehrer war der heutige Rollstuhlbasketball-Bundestrainer Martin Otto. Er ließ seine Klasse die Sportart probieren – und Mareike Miller fand ihre Passion.
Künftig sollen nicht mehr allein solche Zufälle darüber entscheiden, ob jemand in eine erfolgreiche Para-Sport-Karriere startet oder nicht. "Die Sportvereinsdichte ist bei uns einfach nicht so groß wie im olympischen Sport, wir müssen den Menschen auf andere Art die Möglichkeit geben, uns zu finden", sagt Miller.
 
Wenn insgesamt mehr Menschen mit Behinderung Sport treiben, profitiert mittelfristig sicher auch der paralympische Leistungssport,
Julius Beucher
Die Website parasport.de soll dabei ein wichtiges Puzzleteil in der groß angelegten Kommunikationskampagne #StarteDeinenWeg sein. 
parasport.de: Wer eine Disziplin sucht, die mit einer bestimmten Behinderung ausgeübt werden kann, wird hier fündig.Quelle: parasport.de
Für Niko Kappel begann sein Weg während der Spiele 2008, als er im Fernsehen miterlebte, wie der ebenfalls kleinwüchsige Mathias Mester Silber im Kugelstoßen gewann: "Da habe ich gesehen, dass ich mich mit meinesgleichen messen kann."

Kommenden Paralympics-Sieger*innen entdecken

Von der neuen Internet-Plattform verspricht auch er sich einiges. Über das Web-Angebot könnten nicht nur Interessierte ihren Sport finden. Sondern mit Hilfe der dort abrufbaren Informationen könnten auch Lehrer, Trainer oder Eltern zu Scouts für den Behindertensport werden – und vielleicht den einen oder anderen Paralympics-Sieger*innen von morgen entdecken.