: Forster und Maier siegen bei Para-Sport-Wahl

von Susanne Rohlfing
26.11.2022 | 19:30 Uhr
Anna-Lena Forster, Marco Maier und Ruder-Mixed-Vierer mit Steuerfrau haben die Para-Sportler-Wahl 2022 gewonnen. Auch Nachwuchsathletinnen sorgten für staunende Gesichter.
So sehen Sieger aus: die Gewinner*innen der Para-Sport-Wahl 2022Quelle: Imago
Nun ist sie also endgültig in die Fußstapfen ihrer großen Vorgängerin gestiegen: Anna-Lena Forster, brillante Monoski-Fahrerin aus Radolfzell, wurde in Düsseldorf vor 300 geladenen Gästen zur Para-Sportlerin des Jahres 2022 gekürt. Verdient hat sich die 27-Jährige das mit zweimal Gold und zweimal Silber bei den Winter-Paralympics Anfang des Jahres in Peking und viermal WM-Gold zuvor in Lillehammer.

Forster auf Schaffelhubers Spuren

Forster folgt damit weiter den Spuren ihrer einstigen Teamkollegin Anna Schaffelhuber, die bis 2019 internationale Monoski-Medaillen wie am Fließband sammelte und fünfmal zur Para-Sportlerin des Jahres sowie 2020 zur Para-Sportlerin des Jahrzehnts gekürt wurde.
Das Ergebnis der Wahl, eine Kombination aus der Wertung eines neunköpfigen Gremiums mit Expertinnen und Experten sowie knapp 7.000 Online-Stimmen von Fans, fiel deutlich zugunsten Forsters aus, die sich unter anderem gegen die beiden jungen Kolleginnen und Überraschungs-Paralympics-Siegerinnen Linn Kazmaier und Leonie Walter aus dem Team Para Ski nordisch durchsetzte.

Erfolgreiche Para-Athleten

Bei den Männern wurde Marco Maier nach zwei paralympischen Silbermedaillen im Langlauf und im Biathlon zum Para-Sportler des Jahres gekürt. Er ließ den Tischtennis-Weltmeister Valentin Baus und den Schwimm-Weltmeister Taliso Engel hinter sich – was zeigt, wie überaus erfolgreich die Spitzenathleten des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) in diesem Jahr waren.

Langläufer und Biathlet Marco Maier nach seiner zweiten Silbermedaille bei den Paralympics in Peking im Interview mit Florian Zschiedrich.

09.03.2022 | 02:14 min
Bei den Paralympics in Peking holten die deutschen Sportlerinnen und Sportler 19 Medaillen und 19 Platzierungen auf den Rängen vier bis acht – obwohl die Erwartungen an das junge, im Umbruch steckende Team deutlich geringer gewesen waren.
Zudem wurden bei zahlreichen Welt- und Europameisterschaften Medaillen, persönliche Bestleistungen und Gänsehautmomente gesammelt. Der paralympische Spitzensport meldete sich 2022 nach zwei durch die Corona-Pandemie sehr schwierigen Jahren mit Bravour zurück.

Auszeichnungen 2022 im Überblick

Para-Sportlerinnen des Jahres

Quelle: dpa
1. Anna-Lena Forster (Para Ski Alpin / 37,38 % der Stimmen)

2. Linn Kazmaier (Para Ski Nordisch / 22,22 %)

3. Leonie Walter (Para Ski Nordisch / 16,54 %)

4. Annika Zeyen (Para Radsport / 14,87 %)

5. Maike Hausberger (Para Radsport / 8,99 %)

Para-Sportler des Jahres

1. Marco Maier (Para Ski Nordisch / 32,13 %)

2. Valentin Baus (Para Tischtennis / 24,88 %)

3. Taliso Engel (Para Schwimmen / 19,48 %)

4. Michael Teuber (Para Radsport / 12,54 %)

5. Thomas Schmidberger (Para Tischtennis / 10,96 %)

Para-Mannschaft des Jahres

1. Mixed-Vierer mit Steuerfrau (Para Rudern / 35,97 %)

2. Mixed-Doppel Brüchle & Mikolaschek (Para Tischtennis / 32,52 %)

3. Doppel Hellmann & Wandschneider (Para Badminton / 31,52 %)

Para-Nachwuchssportler*in des Jahres

1. Linn Kazmaier mit Florian Baumann (Para Ski Nordisch / 39,33 %)

2. Leonie Walter mit Pirmin Stecker (Para Ski nordisch / 33,69 %)

3. Maximilian Jäger (Para Radsport / 26,97 %)

Trainerin des Jahres

Ute Schinkitz (Bundestrainerin Para Schwimm-Team)

DBS-Ehrenpreis an ARD und ZDF

Quelle: Imago
ARD und ZDF erhielten den Ehrenpreis des Deutschen Behindertensportverbandes für die Übertragung der Paralympischen Sommerspiele Tokio 2020, die coronabedingt im Spätsommer 2021 stattfanden. Laut Preis-Jury haben ARD und ZDF im Paralympics-Jahr 2021 mit ihren Beiträgen – sowohl im Fernsehen als auch online – dazu beigetragen, die Menschen für den Para-Sport zu begeistern. DBS-Präsident Beucher (re.) würdigte das langjährige Engagement der öffentlich-rechtlichen Sender, das dazu geführt habe, dass der Para-Sport kein Nischenthema mehr sei.

Das hatten im März 2022 auch erneut die Winter-Paralympics in Peking gezeigt. ARD und ZDF berichteten live, online und in Zusammenfassungen über die Weltspiele der Menschen mit Behinderungen und konnten sowohl die Zuschauerzahlen bei den TV-Übertragungen als auch die Visits in den Mediatheken beider Sender im Vergleich zu den Winter-Paralympics 2018 steigern.

In Düsseldorf nahmen ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky (2.v.r.) und der designierte neue ZDF-Sportchef Yorck Polus (2.v.l.) den Ehrenpreis für die Paralympics-Berichterstattung entgegen.

Beucher: "Faszinierende Leistungen"

"Unsere Athletinnen und Athleten verbreiten Hoffnung und Zuversicht, sie inspirieren Menschen – sowohl mit ihren faszinierenden Leistungen als auch mit ihren Lebensgeschichten", sagte DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher bei der Gala in der Düsseldorfer Rheinterrasse.
Als einer der engagiertesten Fürsprecher des Para-Sports betonte der 76-Jährige:
Wir verkörpern Emotionen, Leidenschaft und Lebensfreude. Wir sind authentisch, bunt und vielfältig. Wir leben Respekt und Fairness. Wir sind bodenständig – und können trotzdem begeistern.
Friedhelm Julius Beucher
Der DBS-Präsident forderte aber auch, dass es mehr Sportangebote für Menschen mit Behinderung geben müsse. Denn im Gegensatz zum Para-Spitzensport ist der Breitensport weniger gut durch die Pandemie gekommen.
Team-Sieger: der Mixed-Vierer mit Steuerfrau: (v.l.) Jan Helmich, Susanne Lackner, Marc Lembeck, Kathrin Marchand und Inga ThöneQuelle: Imago

Corona: DBS verliert über 100.000 Mitglieder

Mehr als 100.000 Mitglieder habe man allein im ersten Corona-Jahr verloren, erklärte Beucher unlängst. Über 600.000 Mitglieder hätten dem DBS vor der Pandemie angehört, aktuell seien es noch rund 490.000. "Die Leistungssportler konnten in geschützten Räumen trainieren", sagte Beucher, "aber im Breiten- und Rehasport hatten wir einen solchen Aderlass."
Zwei, die in den nächsten Jahren leuchtende Vorbilder sein könnten, sind sicherlich Linn Kazmaier und Leonie Walter, 16 und 18 Jahre jung, die sich nach ihren ersten Paralympics-Erfolgen bei der Sportlerehrung am Ende des Jahres diesmal mit den Plätzen zwei und drei begnügen mussten.

Langlauf-Paralympicssiegerin Linn Kazmaier nach ihrer fünften Medaille im Interview bei Florian Zschiedrich.

12.03.2022 | 02:29 min

Kazmaier sorgt für staunende Gesichter

Doch Kazmaier durfte sich immerhin über die Auszeichnung als Para-Nachwuchssportlerin des Jahres freuen. In Peking war sie mit damals 15 Jahren die jüngste Athletin im Team Deutschland Paralympics.
Gemeinsam mit ihrem Begleitläufer Florian Baumann sorgte die Langläuferin und Biathletin mit einmal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze für staunende Gesichter – so mitreißend und überraschend kann der Para-Sport sein.

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