: Schwere Wahl nach grandioser Saison

von Susanne Rohlfing
16.11.2022 | 08:00 Uhr
Viele Athletinnen und Athleten des DBS sind nach den Paralympischen Winterspielen und verschiedenen Weltmeisterschaften hoch dekoriert - nun werden die Stars des Jahres gesucht.
Sind in zwei Kategorien nominiert: Leonie Walter und Linn Kazmaier mit ihren Begleitern Pirmin Strecker und Florian BaumannQuelle: Issei Kato/Reuters
Die beiden Weltrekordler des Jahres sind nicht dabei, so viel vorweg. Die Sammlung internationaler Medaillen durch Sportlerinnen und Sportler des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) ist einfach zu groß in diesem Jahr, da reichte es nicht, einfach "nur" Weltrekorde aufzustellen - wie die beiden überragenden Leverkusener Leichtathleten Markus Rehm (Weitsprung) und Johannes Floors (Sprint).
Wir mussten uns auf einen Kriterienkatalog einigen, anders ging es nicht.
DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher über die Nominierungen
So gilt diesmal: Nur, wer eine Medaille bei den Paralympischen Winterspielen oder einen WM-Titel gewonnen hat, konnte es in die Einzel-Auswahl schaffen. 

Ehrungen am 26. November in Düsseldorf

Ein achtköpfiges Expertengremium des DBS hat die Vorauswahl getroffen, nun haben Fans und Parasport-Interessierte die Chance, bis zum 21. November, 12 Uhr, online ihre Stimme abzugeben. Es geht um die Auszeichnungen der Sportlerin, des Sportlers (je fünf Nominierte), der Mannschaft und der Nachwuchsathletin oder des Nachwuchsathleten (je drei Nominierte) des Jahres.
Die Ehrungen sollen am 26. November in der Düsseldorfer Rheinterrasse erstmals wieder bei einem Festakt vor 300 geladenen Gästen stattfinden. In den vergangenen beiden Jahren waren sie pandemiebedingt digital erfolgt.

Die Nominierten

Die Vorauswahl ist getroffen. Nun kann jeder bis zum 21. November, 12 Uhr, abstimmen.

Para-Sportlerin

Anna-Lena Forster (27, BRSV Radolfzell, Para Ski alpin, Paralympics: Gold in der Super-Kombination, Gold im Slalom, Silber in der Abfahrt, Silber im Super-G; WM: Gold im Slalom, Gold im Super-G, Gold in der Abfahrt, Gold in der Super-Kombination)

Maike Hausberger (27, BPRSV e.V., Para Radsport, Straßen-WM: Gold im Straßenrennen, Gold im Zeitfahren)

Linn Kazmaier (16, SZ Römerstein, Para Ski nordisch, Paralympics: Gold im Langlauf 10 km, Silber im Biathlon 6 km, Silber im Biathlon 12,5 km, Silber im Langlauf 15 km, Bronze im Langlauf Sprint)

Leonie Walter (18, SC St. Peter, Para Ski nordisch, Paralympics: Gold im Biathlon 10 km, Bronze im Biathlon 6 km, Bronze im Biathlon 12,5 km, Bronze im Langlauf 15 km)

Annika Zeyen (37, SSF Bonn, Para Radsport, Straßen-WM: Gold im Straßenrennen, Gold m Zeitfahren)

Para-Sportler

Valentin Baus (27, Borussia Düsseldorf, Para Tischtennis, WM: Gold im Einzel)

Taliso Engel (20, SG Bayer/SG Mittelfranken, Para Schwimmen, WM: Gold über 100 m Brust)

Marco Maier (22, SV Kirchzarten, Para Ski nordisch, Paralympics: Silber im Biathlon über 6 km und Silber im Langlauf Sprint)

Thomas Schmidberger (31, Borussia Düsseldorf, Para Tischtennis, WM: Gold im Einzel)

Michael Teuber (54, BSV München, Para Radsport, Straßen-WM: Gold im Zeitfahren)

Para-Team

Para-Badminton-Doppel (Rick Hellmann & Thomas Wandschneider), WM-Gold

Para-Rudern Mixed-Vierer mit Steuerfrau (Jan Helmich, Susanne Lackner, Marc Lembeck, Kathrin Marchand, Inga Thöne), WM-Silber

Para-Tischtennis Mixed-Doppel (Thomas Brüchle & Sandra Mikolaschek), WM-Gold

Para-Nachwuchssportler*in

Maximilian Jäger (22, Para Radsport, Europameister und WM-Zweiter im Zeitfahren auf der Straße)

Linn Kazmaier (Para Ski nordisch)

Leonie Walter (Para Ski nordisch)

Keine Leichtathleten bei der Wahl dabei

Rehm und Floors haben ihre Weltrekorde in einer Saison aufgestellt, in der es für sie keine großen Titel zu gewinnen gab. Die WM der Para-Leichtathleten im japanischen Kobe, die wegen der Paralympics von 2021 auf 2022 verschoben worden war, fand pandemiebedingt nicht statt. Daher gibt es in diesem Jahr keine Leichtathleten unter den Nominierten für die Kür der Stars zum Jahresende.
Auch die sonst so erfolgsverwöhnten Rollstuhl-Basketballerinnen fehlen. Seit 2005 haben sie die Mannschaftswertung neun Mal gewonnen - in diesem Jahr ist ihre für November geplante WM in Dubai auf Juni 2023 verschoben worden. Im September war den Veranstaltern aufgefallen, dass sie doch lieber nicht in Konkurrenz zur Fußball-WM treten wollten.

Beucher: "Haben sowas von zugeschlagen"

Auch ohne Titel-Erfolge in diesen beiden deutschen Vorzeige-Para-Sportarten war es jedoch ein überaus erfolgreiches Jahr für den DBS. "Wir haben ja sowas von zugeschlagen, und das völlig unerwartet", sagt Beucher.

DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher im Interview über die Paralympics in Peking, die deutschen Erfolge, das Team der Ukraine und das Problem der Klassifizerung.

13.03.2022 | 05:45 min
Es begann Anfang des Jahres bei den Paralympischen Winterspielen in Peking, wo ein junges Team nach einem Umbruch in der Mannschaft erfrischend unbekümmert und erstaunlich leistungsstark auftrat und 19 Medaillen holte.
Es ging unter anderem weiter mit acht Siegen bei der Radsport-WM und einem sensationellen WM-Titel-Gewinn im Para Badminton. Und es endete gerade erst bei der Para-Tischtennis-WM mit dreimal Gold.

Walter und Kazmeier doppelt nominiert

Besonders auffällig bei den Nominierungen: Leonie Walter (18) und Linn Kazmeier (16) aus dem Team Para Ski nordisch tauchen sowohl in der Frauenwertung als auch bei den Nachwuchsathlet*innen auf. Mit ihren Guides Pirmin Strecker und Florian Baumann waren die jungen Skiläuferinnen die deutsche Sensation der Paralympischen Winterspiele.

Am siebten Wettkampftag gab's drei deutsche Medaillen: Silber und Bronze für die Biathletinnen Linn Kazmaier und Leonie Walter sowie Bronze im Riesenslalom für Andrea Rothfuss.

11.03.2022 | 00:51 min
Beide holten sich jeweils einen Sieg, für Walter gab es zudem dreimal Bronze und für Kazmeier dreimal Silber und einmal Bronze. Zur doppelten Chance auf eine Ehrung sagt Beucher: "Wir konnten diese tollen Athletinnen ja nicht dafür bestrafen, dass sie bei ihren ersten Paralympics gleich bei den Frauen gewinnen."

Wahl zum festen Termin im Kalender geworden

Die Titel der Para-Sportler*innen des Jahres werden seit 2004 vergeben, die Teamwertung gibt es seit 2005. "Vorher feierten die Para-Sportler unter sich, sie waren nicht im Blickpunkt der Öffentlichkeit", erklärt Beucher.
Doch als die Paralympischen Spiele zunehmend auf Interesse stießen, habe der DBS beschlossen: "Wir wollen auch haben, was es im olympischen Sport seit Urzeiten gibt: Eine Ehrung der Besten am Ende einer Saison." Von zaghaften Anfängen sei die Para-Sportler*innen-des-Jahres-Wahl inzwischen zu "einem festen Punkt im deutschen Sportkalender" geworden.