: Die "Biathlon-Mama" sucht neue Abenteuer

von Andreas Morbach
17.03.2023 | 07:00 Uhr
Denise Herrmann-Wick (34) gewann als Langläuferin und als Biathletin olympisches Edelmetall. Nach sieben Wintern Skijägerei beendet die gebürtige Sächsin nun ihre Karriere.
Denise Herrmann-Wick feiert ihren WM-Titel im SprintQuelle: epa
Bei der Biathlon-WM im Februar gab es einen besonders anrührenden Moment. Und für den sorgte die oberbayerische Frohnatur Sophia Schneider (25), als sie nach der ersten Einzelentscheidung in Oberhof über ihre neun Jahre ältere Teamkollegin Denise Herrmann-Wick sprach.

Abschied am Holmenkollen

Deren frisch errungener Sieg im Sprint kam für Schneider dabei keineswegs überraschend. "Ich dachte mir schon, dass es so gut laufen könnte. Weil sie extrem locker hier ankam", erzählte die WM-Debütantin, ehe sie breit grinsend die tragende Rolle von Herrmann-Wick erklärte.
"Sie ist wie unsere Mama. Und wenn die Mama Gold holt, war es definitiv ein guter Tag."
Sophia Schneider über Herrmann-Wick
Ab der kommenden Saison werden sich Deutschlands Skijägerinnen ihre guten Tage allerdings ohne ihre sportliche Anführerin erstreiten müssen: Am berühmten Holmenkollen absolviert Denise Herrmann-Wick, beginnend mit dem Sprint am Freitag, ihre letzten drei Rennen als Biathletin.

Abwechslungsreiche Karriere

An der traditionsreichen Wintersportstätte oberhalb von Oslo erlebte sie 2011, damals noch als Langläuferin, ihre erste Weltmeisterschaft. Von einem "speziellen Ort" spricht Herrmann-Wick deshalb – auf der Schlussgeraden einer ausgedehnten, abwechslungsreichen Karriere. Mit acht Jahren nahm das Mädchen aus dem Erzgebirge erstmals an Wettkämpfen im Langlauf teil. Vier Jahre später folgte der Wechsel ans Skigymnasium Oberwiesenthal.

Sperre und Olympia-Bronze im Langlauf

Im November 2007 wurde sie nach der Einnahme eines Hustensaftes positiv auf Clenbuterol getestet und für ein Jahr gesperrt. Das sportliche Highlight als Spezialistin war dann die bronzene Staffelmedaille bei den Winterspielen 2014 – zu einem Zeitpunkt, als sie längst an der Skijägerei geschnuppert hatte. "Als Langläuferin", erzählte Herrmann-Wick im Gespräch mit ZDFheute einmal, "bin ich in Ruhpolding ohnehin x-mal am Schießstand vorbeigerollert. Außerdem hatte ich Freunde im Biathlon, mit denen ich im Winter mitgefiebert habe."

Langer Anlauf, schnelle Erfolge

Das Einladungs-Schießcamp des DSV im Frühjahr 2012 nahm sie entsprechend gerne wahr. "Nicht", wie sie sich erinnert, "weil ich Ende März gerade nichts zu tun hatte. Sondern weil ich wirklich wissen wollte: Wie ist denn das? Wie fühlt sich das an?" Das Ergebnis: "Das hat mir schon da viel Spaß gemacht." Den Mut für einen Spartenwechsel brachte die gebürtige Sächsin aber erst vier Jahre später auf. Doch so lang der Anlauf war, so schnell kamen die Erfolge.

Erfolgspflaster Östersund

Im Dezember 2017 gewann sie in Östersund ihre ersten beiden Weltcuprennen, triumphierte 15 Monate später an gleicher Stätte in der WM-Verfolgung – und setzte ihrer Karriere im vergangenen Winter mit Gold im olympischen Einzel die Krone auf. "Ich messe mich nicht an einfachen Zielen" oder "Ich bin manchmal mein ärgster Gegner" – solche Sätze begleiteten die Laufbahn von Herrmann-Wick nach deren Wechsel zum Biathlon. Wo ihr nur der erhoffte Gewinn des Gesamtweltcups verwehrt blieb.
Denise Herrmann (Deutschland) auf dem Sieger-Podium feiert ihren Sieg im Biathlon der Frauen.Quelle: Ap

Leichtigkeit durch Olympiasieg

Der Olympiasieg in Peking machte ihr sportliches Selbstverständnis dann freier, entspannter – und verschaffte der 34-Jährigen auf dem Weg zu ihrem zweiten WM-Titel eine Leichtigkeit, von der nicht nur die muntere Sophia Schneider in Oberhof profitierte. "Wir werden ihr Sieger-Gen genauso vermissen wie ihre Lachattacken", verabschiedet DSV-Sportdirektor Felix Bitterling nun die Frau, die sich mit ihrem Mann Thomas Wick demnächst verstärkt um den Hausbau in Ruhpolding kümmern und sich ihren Kinderwunsch erfüllen will.

Stets risikofreudig

"Ich freue mich", sagt die stets risikofreudige Denise Herrmann-Wick vor ihren finalen Rennen am Holmenkollen, "auf die Abenteuer, die das Leben jetzt für mich bereithält."

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