: IOC: Klimawandel gefährdet Winterspiele

21.12.2022 | 10:00 Uhr
Das IOC sieht die Zukunft der Olympischen Winterspiele durch den Klimawandel bedroht. Präsident Bach nennt die Situation "alarmierend".
Das IOC sorgt sich angesichts des Klimawandels um die Zukunft der olympischen Winterspiele.Quelle: dpa
Olympia-Bosse des IOC sind besorgt um die Zukunft der Olympischen Winterspiele. "Alarmierend" seien die Daten zum Einfluss des Klimawandels auf den Wintersport, sagt IOC-Präsident Thomas Bach.
Seinem Internationalen Olympischen Komitee drohen für das Premiumprodukt Winterspiele die möglichen Gastgeber auszugehen, der Ringe-Zirkel hat daher einen Notfallplan aktiviert. Die Vergabe der übernächsten Winterspiele im Jahr 2030 ist um ein Jahr verschoben, für die Zukunft wird ein Rotationsmodell unter wenigen Austragungsorten diskutiert.

IOC: Weniger klimasichere Gastgeber

"Wir haben vorläufige Ergebnisse führender Wissenschaftler zu den Auswirkungen des Klimawandels, die eine potenzielle Verringerung der Zahl der klimasicheren Gastgeber in der Zukunft zeigen", sagte Olympia-Direktor Christophe Dubi nach den jüngsten Beratungen der IOC-Spitze.

Der Klimawandel lässt immer mehr Skigebiete aussterben und künstlicher Schnee muss helfen. Dort, wo es sich nicht mehr lohnt, wird der Wintertourismus anders strukturiert, z.B. mit Wanderwegen.

19.12.2022 | 02:24 min
Stundenlang hatten die Mitglieder der Exekutive zuvor über einen nachhaltigen Wintersport debattiert. Der Beschluss: Die Kommission für die Auswahl künftiger Gastgeber soll sich mehr Zeit nehmen, um mit Verbänden und Wissenschaftlern die Folgen der Erderwärmung für den Vergabeprozess von Winter-Olympia zu diskutieren. Im Gespräch ist unter anderem, dass Bewerber künftig über einen Zeitraum von zehn Jahren im klassischen Olympia-Monat Februar Temperaturen unter dem Gefrierpunkt nachweisen müssen.

Viele Austragungsorte fallen weg

Eine Gruppe von Forschern hatte zuletzt ermittelt, dass die meisten der bisherigen Ausrichter von Winterspielen am Ende des Jahrhunderts keine zuverlässig fairen und sicheren Bedingungen für Olympia mehr bieten könnten.
Selbst eine emissionsarme Zukunft kann nicht mehr verhindern, dass viele ehemalige Austragungsorte künftig wohl nicht mehr für die Winterspiele infrage kommen.
Robert Steiger, Tourismusforscher
IOC-Chef Bach sieht das Wintersport-Reich schon in wenigen Jahren stark schrumpfen. Bis 2050 würden "zwischen 50 und 60 Prozent der einstigen Wintersport-Gebiete in Europa, die als schneesicher gegolten haben und für Olympische Spiele geeignet sind, nicht mehr existieren", sagte der 68-Jährige. Diese Regionen würden mit diesem Wissen auch nicht mehr in Schnee- und Eissport investieren, sondern eher auf andere Einnahmequellen wie Wanderer und Mountainbiker setzen. 

Winter-Saison wird kürzer

Hinzu kommt, dass sich die Winter mit dem Klimawandel verkürzen werden. "Das wirft dann die Frage auf, wie viel Zeit bleibt für einen Weltcup, eine WM, Olympische oder Paralympische Spiele", sagte Bach.
Winterspiele könnten dann nur noch in wenigen Orten mit existierenden Wettkampfstätten und garantiert frostigem Wetter stattfinden. Die Frage ist nur, ob der Klimawandel und die Angst vor einem Milliardengrab langfristig genug Interessenten für das winterliche Mega-Spektakel übrig lassen.
Zumindest ein neuer potenzieller Mitspieler ist dem IOC dabei allerdings wohl gar nicht so recht. Saudi-Arabien will bis 2026 ein gigantisches Berg-Resort mitten in der Wüste erschaffen. 2029 sollen dort die asiatischen Winterspiele steigen. Das IOC beteuerte, zu diesem Projekt nie gefragt worden zu sein.
Quelle: dpa

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