: Trübt die Inflation den Black Friday?

25.11.2022 | 05:03 Uhr
Angesichts knapper Kassen und gedämpfter Kauflust ist unklar, ob die Deutschen an den Rabatttagen Black Friday und Cyber Monday zuschlagen werden. Die Zeichen stehen eher schlecht.
Eine Flut von Sonderangeboten wenige Wochen vor Weihnachten: Mit diesem Konzept ist der Black Friday in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Verkaufstage des Jahres geworden. Im vergangenen Jahr gaben die Verbraucherinnen und Verbraucher am Black Friday und dem folgenden Cyber Monday nach Angaben des Handelsverbandes Deutschland (HDE) fast fünf Milliarden Euro aus.
Doch ist angesichts der Inflation und knapper Kassen ungewiss, ob die Aktion auch in diesem Jahr an die Erfolge anknüpfen kann. Zumal viele Verbraucher fürchten, dass das Angebot diesmal weniger attraktiv sein könnte. Schließlich kämpfen auch die Händler mit steigenden Kosten.

Handelsverband Deutschland ist optimistisch

Optimistisch ist der HDE: Er rechnet gestützt auf eine Umfrage unter 1.000 Onlineshoppern mit einem Umsatzrekord von 5,7 Milliarden Euro. Das wären 22 Prozent mehr als im Vorjahr. Stephan Tromp vom Handelsverband Deutschland ist überzeugt:
Die Wachstumsgeschichte des Black Friday und des Cyber Monday setzt sich auch unter den aktuell schwierigen Rahmenbedingungen und trotz der schlechten Konsumstimmung fort.
Stephan Tromp, Handelsverband Deutschland
Er meint: "Viele Kundinnen und Kunden gehen jetzt erst recht auf Schnäppchenjagd und wollen die Angebote der beiden Tage nutzen." Die Rabatttage, in diesem Jahr am 25. und 28. November, würden mittlerweile auch gerne genutzt, um nach Weihnachtsgeschenken Ausschau zu halten. Insgesamt könnten dann Geschenke im Wert von 1,7 Milliarden Euro gekauft werden.

Black Friday: Rekordjahr oder Flop?

Nicht alle Branchenkenner sind so optimistisch. Der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein geht zwar davon aus, dass der Handel zum Black Friday alle Register ziehen wird, um ein schwieriges Jahr zu retten. Doch hat er Zweifel, dass das gelingt.
"Alles in allem stehen die Zeichen doch nicht so gut, dass sich dieses Jahr erneut ein Verkaufsrekord einstellt", meint Heinemann - auch weil es weiter Probleme in der Lieferkette gebe. Skeptisch ist auch der Handelsexperte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU in Düsseldorf:
Die Menschen wollen wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage ihr Geld zusammenhalten. Das wird auch am Black Friday zu spüren sein. Die Umsätze werden am Ende niedriger sein als in früheren Jahren.
Martin Fassnacht, Wirtschaftshochschule WHU

Einkaufsverhalten der Deutschen hat sich verändert

Grundsätzlich ist das Interesse der Menschen am Black Friday nach wie vor hoch. Nach einer repräsentativen Umfrage der Unternehmensberatung PwC wollen trotz Inflation und knapper Kassen gut zwei Drittel auf Schnäppchenjagd gehen - so viele wie im Vorjahr.
Doch hat sich ihr Einkaufsverhalten verändert. Einerseits seien die Konsumenten beim Geldausgeben zurückhaltender, sagt PwC-Handelsexperte Christian Wulff. "Andererseits wollen sie die Sonderangebote rund um den Black Friday 2022 bewusst nutzen, weil sie davon ausgehen, dass sich die Preisspirale weiter drehen wird."
Knapp 40 Prozent der Schnäppchenjäger wollen der Umfrage zufolge nur das kaufen, was sie benötigen. Jeder Fünfte will aufgrund der Umstände weniger kaufen.

Kaum wirkliche Schnäppchen beim Black Friday

Simon-Kucher zufolge haben sich die Schnäppchenjäger außerdem in diesem Jahr gut vorbereitet. Rund 70 Prozent hätten bereits in den Wochen vor dem Black Friday die Preise der Artikel, für die sie sich interessierten, beobachtet.
Dieses Vorgehen empfiehlt sich wohl tatsächlich. Denn eine Studie des des Preisvergleichsportals Idealo, für die die Preisentwicklung von rund 10.000 Produkten aus 1.000 Kategorien analysiert wurde, zeigt: Wirkliche Schnäppchen sind auch am Black Friday rar. Im Durchschnitt waren die Angebote im vergangenen Jahr gerade einmal fünf Prozent billiger als im Monat vor der Aktion.
Quelle: Erich Reimann, dpa

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