: Kein deutscher Konzern unter "Top 100"

29.12.2022 | 09:37 Uhr
Die wertvollsten Börsenunternehmen der Welt kommen aus den USA. Unternehmen aus Deutschland und Europa landen erst auf den hinteren Plätzen.
Händler an der New Yorker BörseQuelle: reuters
Die Vereinigten Staaten hängen Europa trotz großer Kursverluste von US-Techkonzernen an der Börse ab. Unter den 100 wertvollsten Börsenunternehmen der Welt stammen alleine 61 aus den USA, nur eins weniger als im Vorjahr, wie eine Studie der Beratungsgesellschaft EY zeigt.
Unter den ersten zehn ist demnach kein Unternehmen aus Europa vertreten und nur eines von außerhalb der USA - der Ölkonzern Saudi Aramco. An der Spitze des am heutigen Donnerstag veröffentlichten Rankings blieb zum Stichtag 27. Dezember Apple mit gut zwei Billionen Dollar Börsenwert vor Saudi Aramco und Microsoft.

SAP wertvollstes deutsches Unternehmen

Deutsche Unternehmen sind unter den Top 100 gar nicht vertreten - der Softwarehersteller SAP als wertvollster Dax-Wert kommt erst auf Rang 106. Der Industriegasekonzern Linde, der seit der Fusion mit dem US-Unternehmen Praxair seinen Sitz in Irland hat, belegt Rang 59.
Unternehmen aus den USA dominieren schon seit vielen Jahren die Weltbörsen - beflügelt vom Wachstum der Techkonzerne, die im Börsenboom der vergangenen Jahre rasant an Wert gewonnen hatten. Doch mit den Zinserhöhungen der großen Zentralbanken im schwachen Börsenjahr 2022 bekamen die zinssensiblen Tech-Riesen Gegenwind.

Techkonzerne verlieren 33 Prozent an Wert

Technologiekonzerne verloren EY zufolge im Verlauf des Jahres 33 Prozent ihres Börsenwerts. Allein Tesla, Apple, Meta, Microsoft, Alphabet und Amazon büßten zusammen 4,6 Billionen Dollar ein.
Insgesamt verloren die 100 größten Börsenunternehmen 7,2 Billionen Dollar oder 20 Prozent ihres Werts. Während auch Konsumgüter- und Telekommunikationsfirmen kräftige Kursverluste verzeichneten, ging es dank höherer Rohstoffpreise vor allem für Energiekonzerne aufwärts (plus 12 Prozent).
"Der starke Anstieg der Zinsen, der Ukraine-Krieg und die weltweit steigenden Energiepreise - all diese Entwicklungen haben Spuren an den Weltbörsen hinterlassen", sagte Henrik Ahlers, Vorsitzender der EY-Geschäftsführung.
Unter den 100 größten Börsenunternehmen haben EY zufolge nur 15 ihre Zentrale in Europa, wertvollster Vertreter ist demnach der französische Luxuskonzern LVMH auf Rang 15. Aus Asien kommen 19 der größten Börsenunternehmen, angeführt vom Techkonzern Tencent.

Europas Bedeutung an der Börse schwindet

Die Bedeutung Europas an der Börse schwindet seit Jahren. Die Regeln für die digitale Wirtschaft würden von Unternehmen aus den USA und Asien gemacht, so Ahlers. In Deutschland fehlten eine ausgeprägte Gründerkultur und gute Finanzierungsbedingungen für junge Firmen.
Jedoch hat Deutschland viele mittelständische Weltmarktführer und auch nicht-börsennotierte Konzerne von Weltrang wie Lidl und Aldi oder den Autozulieferer Bosch. Dazu kommt, dass Deutschland und Europa überdurchschnittlich stark unter dem Ukraine-Krieg und dem Anstieg der Energiepreise leiden.
Quelle: dpa, Reuters

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